Mannheim. Nur wenige Anwohner lassen sich blicken an diesem grauen, windigen Tag mitten in den Osterferien. Viele sind wohl in Urlaub, andere bleiben in ihren Räumen. Aber dass sich das neue Spinelli-Wohngebiet mehr und mehr mit Menschen füllt, ist beim Rundgang mit der MWSP unübersehbar. Vielerorts stehen Fahrräder, vor Eingängen liegen Roller oder Laufräder, hier zwei Paar Schuhe, dort drei Wasserkästen.
Die ersten Familien sind im Dezember 2022 eingezogen in das Gebiet zwischen der Dürkheimer und Anna-Sammet-Straße im Norden und der neuen Leonie-Ossowski-Promenade im Süden. Sie grenzt direkt an das Bundesgartenschau-Gelände. Im Februar lebten bereits 47 Personen hier, berichtet Pressesprecherin Melissa Bangert. Bis zum Buga-Beginn hatte die MWSP eigentlich mit rund 700 der insgesamt 1100 Anwohner gerechnet. Allerdings sind es, Stand 5. April, erst 210.
Einer von ihnen ist Richard Brastianou. Er ist auf dem Weg zu seiner Wohnung in Oikos – einem von drei gemeinschaftlichen Projekten auf Spinelli, zwei von ihnen bereits komplett bezogen. Auf dem Arm trägt er seinen zweijährigen Sohn Samuel. Seit Januar leben die Brastianous hier. In dieser Zeit passiert viel: Gerüste verschwinden, Menschen ziehen ein, Straßen ersetzen Matschpfade, Spielplätze nehmen Form an. „Spannend, dabei zuzuschauen“, sagt Richard Brastianou. Sein Sohn findet es noch faszinierender als die Erwachsenen, bestaunt die imposanten, lärmenden Baustellenfahrzeuge. „Samuel wird enttäuscht sein, wenn die Bagger erst einmal weg sind“, lacht der Papa.
„Wir fühlen uns sehr wohl, ich wüsste gar nicht, was hier schlecht läuft“, sagt Brastianou. Obwohl: Den benachbarten Flüwo-Hochpunkt mit zehn Geschossen – bezugsfertig voraussichtlich im Herbst – sieht er kritisch. Andere hätten nicht einmal halb so hoch bauen dürfen. Dass das Projekt als „Leuchtturm“ oder „Landmarke“ bezeichnet wird, findet Brastianou recht beschönigend.
Die „Frau fürs Ankommen“
Dann gehen die beiden weiter zum Oikos-Komplex. Auch wenn an diesem Tag nur wenige Anwohner unterwegs sind: Im ganzen Quartier herrscht Hochbetrieb. Ein Arbeiter klopft Pflastersteine fest, andere pflanzen Bäume ein oder bewässern sie. Ein Bautrupp asphaltiert die Straße, die als Teil des Radschnellwegs mitten durch das neue Wohngebiet führt. Bagger und Laster fahren umher – überall Gewusel, um vor dem Start der Bundesgartenschau noch so viel wie möglich fertigzustellen. Denn während der Großveranstaltung ruhen zumindest die lärmintensiven Außenarbeiten.
Petra Leinberger hat inzwischen viele der Anwohner kennengelernt. Als Quartiersmanagerin ist sie die „Frau fürs Ankommen“, beantwortet Fragen der Zuzügler, unterstützt die neuen Nachbarn dabei, sich zu vernetzen. Seit Januar bietet Leinberger im Spinelli Spot an der Anna-Sammet-Straße, etwas östlich der Wohnbebauung, jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr oder nach Terminvereinbarung Sprechstunden an.
„An manchen Tagen kommen zwei oder drei Personen, vor zwei Wochen waren rund zehn hier“, berichtet Petra Leinberger. Seit Januar gibt es einen kleinen Chor, der sich im Neubaugebiet trifft, aber dem auch Nachbarn aus den „alten“ Gebieten angehören. So soll es sein, freut sich Leinberger. Sie genießt die vielen Begegnungen mit den Menschen, vor wenigen Tagen hat sie „die jüngste Bewohnerin Spinellis kennengelernt“, ein am 17. März geborenes Mädchen.
Natürlich kommen auch schon mal Beschwerden über den Baulärm oder Fragen zum Mobilitätskonzept. Es sieht pro Wohnung 0,8 Stellplätze vor. Das heißt: Rein rechnerisch hat jede Familie weniger als ein Auto, das zudem nicht vor der Tür parken kann. Dafür gibt es die zentrale Quartiersgarage an der Dürkheimer Straße mit 390 Plätzen. Zur Verfügung stehen soll sie Ende Juni – inklusive einiger E-Ladestationen.
Bushaltestelle am Quartiersplatz
Ob die Frage der Autoabstellplätze später einmal für Ärger sorgt – wie derzeit auf Franklin? Nicht auszuschließen. Aber: „Ich habe mit einigen gesprochen, die gesagt haben, gerade wegen des Mobilitätskonzepts ziehen sie hierher. Weil sie nachhaltig leben möchten“, berichtet Leinberger. Apropos Mobilität: Unmittelbar bevor steht, dass die Buslinie 53 das Neubaugebiet passiert – mit einer Haltestelle direkt im Zentrum, am Chisinauer Platz.
Zurzeit ist er noch eine Großbaustelle, demnächst soll aber die Pflanzung der 50 geplanten Bäume beginnen. Und bis Mitte 2024 werde auch das angrenzende Geschäftszentrum fertig sein, erklärt beim Rundgang Anne Pieper. Sie und Katja Uster haben noch viele weitere Details parat. Beispielsweise zeigen sie, dass besondere Zugangsbereiche mit Intarsien, einem speziellen kleinteiligen Pflaster, gekennzeichnet werden. Hervorgehobene Bereiche sind etwa die Plätze vor den beiden geplanten Gastronomie-Betrieben an der Leonie-Ossowski-Promenade. Oder der Zugang zum autofreien Innenbereich zwischen Inge-Borkh- und Alice-Droller-Straße. Dort teilen sich alle angrenzenden Familie eine große Spiel- und Grünfläche. „Jedes Bauvorhaben grenzt an einen Innenhof“, erklärt Katja Uster. Dass daneben nach der Buga wenige Meter entfernt eine riesige Freizeitanlage zur Verfügung stehe, hält sie für einen „Super-Mehrwert“.
Während die Arbeiten an den letzten der 23 Gebäuden von zwölf Investoren in die Endphase gehen, laufen längst die Vorbereitungen für die weiteren Bauabschnitte. Insgesamt sollen auf Spinelli in den nächsten Jahren 1800 Wohneinheiten für 4000 Menschen entstehen.
Gelegenheiten, sich über Details zu informieren, gibt es demnächst reichlich. Zum Beispiel bei der nächsten Quartiersführung am Samstag, 25. April, 16 Uhr. Und ab 16. Mai stehen auf dem Quartiersplatz unter dem Titel Spinelli Now! fünf Themen-Pavillons bereit, teilt Caroline Dumont-Westenhöfer mit. Am Samstag, 17. Juni, steigt ab 14 Uhr ein großes Spinelli-Fest für Anwohner aus dem Gebiet selbst und angrenzenden Bereichen. Über das Programm verrät Petra Leinberger noch nichts, aber „auf jeden Fall werden Bewohner mitwirken“.
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