Mannheim. Jedes Leben ausgelöscht, alles brutal vernichtet – so sah es in Hiroshima aus, nachdem dort am 6. August 1945 die Atombombe gefallen war. Aber nicht ganz: Ein Ginkgo hat an einem Tempel trotz starker Brandschäden überlebt, blühte in den 1950er Jahren wieder auf und lebt bis heute – als Symbol für den Überlebenswillen und Mahnmal gegen den Krieg. Ein Setzling davon wächst jetzt auch auf dem Spinelli-Gelände.
Er hat schon 1,70 Meter erreicht, trägt sattes Grün und zeigt viele Triebe. Darum herum stehen aber 25 dünne, schwarze Baumstämme. „Wir haben dazu schon abgestorbene Gehölze verwendet und abgeflammt“, erläutert Fabienne Willmann, Ingenieurin für Landschaftsarchitektur und zuständige Projektleiterin der Bundesgartenschau. Auf dem Boden liegen viele Brocken von dunkelgrauem Basaltgestein, „als Symbol für verbrannte Erde“, wie sie erläutert. Dazwischen wächst und gedeiht – als Kontrast – der Ginkgo.
Vielschichtiges Symbol für Frieden auf der Buga in Mannheim
Dazu kommt aus einem Lautsprecher Musik. Es erklingen von Beethoven das Tripel-Konzert und die 7. Symphonie, gespielt vom West-Eastern Diwan Orchestra. Hier vereinigt Dirigent Daniel Barenboim Musiker aus Israel sowie den palästinensischen Autonomiegebieten und arabischen Ländern. „Sie setzen auch ein gemeinsames Zeichen für den Frieden, über Grenzen und Kriege im Nahen Osten hin“, sagt Willmann.
Sie trägt die Verantwortung für die 17 Gärten auf dem Spinelli-Gelände der Bundesgartenschau, welche auf jeweils 100 Quadratmetern und von Hainbuchenhecken eingerahmt die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen kreativ umsetzen. Dabei steht der Hiroshima-Baum für Ziel Nummer 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen. „Wir dachten, da passt er prima – zumal Spinelli ja ein Kasernengelände war, da ist er ein gutes Symbol“, so Fabienne Willmann.
Spende des Mannheimer Friedensaktivisten Wolfgang Schlupp-Hauck
Zu verdanken hat die Bundesgartenschau den Setzling des Hiroshima-Baumes einem gebürtigen Mannheimer, der als Friedensaktivist sehr bekannt geworden ist: Wolfgang Schlupp-Hauck, der mit seiner Frau Brigitte langjähriger Aktiver der Friedenswerkstatt Mutlangen und des dortigen Kampfes gegen Atomwaffen war , etwa der berühmt gewordenen Blockade vieler Prominenter 1983 vor dem Kasernentor einer amerikanischen Einheit mit „Pershing“-Mittelstreckenraketen.
Seit dem Abzug der Atomwaffen aus Mutlangen ist er in der Organisation „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für den Frieden) tätig, in der sich auch Mannheims früherer Oberbürgermeister Peter Kurz engagiert hat. An die Samen des Baumes kam er, als ihm Hiroshimas Bürgermeister Kazumi Matsui sie in Wien am Rande von Verhandlungen zur nuklearen Abrüstung übergeben hatte. Und die spendete er für die Bundesgartenschau.
Am Sonntag, 17. September, wird das Ehepaar den Ginkgo besuchen, die Herkunft des Baumes erläutern und gemeinsam mit dem Förderverein für Frieden, Abrüstung und internationale Zusammenarbeit mit den Besuchern Origami-Kraniche für den Frieden zu falten.
Auch nach der Bundesgartenschau soll der Ginkgo dauerhaft auf dem Spinelli-Areal bleiben, „aber wir wissen noch nicht, wo genau“, bedauert Willmann. Denn eigentlich muss das Buga-Gelände wieder komplett geräumt werden.
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