Mannheim. Es war für sie „sehr ergreifend“, ein „emotionaler Moment“. So formuliert es Tierpfleger Christian Rumig. Er meint damit den Augenblick, als der Knochenhecht in sein neues Aquarium in der Unterwasserwelt im Luisenpark eingezogen ist. Er zählt zu den lebenden Fossilen, da diese Art seit Millionen von Jahren nahezu unverändert existiert, aber auch im Luisenpark gehört er zu den Senioren. Zumindest war er schon da, als John Peck Willner vor 37 Jahren in den Luisenpark kam. Nun ist der Leiter der Aquaristik „stolz, dass sie es gepackt haben“, sagt er zu dem gelungenen Umzug des Fischs in die neue Unterwasserwelt. Dorthin folgen nun nach und nach weitere Arten – und ab Freitag, 8. September kann das Publikum sie besichtigen.

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Aber bis die neue Attraktion des Luisenparks fertig ist, werden noch viele Wochen vergehen. „Wir gehen da sehr bedacht daran, denn wir haben eine Verantwortung für die Tiere, daher lassen sich manche Dinge nicht beschleunigen“, bittet Christine Krämer, die Leiterin der Zoologie im Luisenpark, um Verständnis.
Eigentlich sollte die Unterwasserwelt, die an die Stelle der völlig veralteten und maroden Aquarien des Pflanzenschauhauses tritt, bereits zur Eröffnung der Bundesgartenschau im April fertig sein. „Bis 2022 waren wir auch gut im Plan und guter Dinge“, sagt Michael Schnellbach, der Geschäftsführer der Bundesgartenschau.
Dabei hatte es schon pandemiebedingte Krankenstände gegeben und verzögerten Lieferengpässe, dass technische Anlagen rechtzeitig installiert und getestet werden konnten. Aber dann kam ein weiteres Problem dazu. Die erste Beschichtung der Becken erwies sich als fehlerhaft. „Wir haben sie nicht abgenommen und einen Gutachter eingeschaltet“, so Schnellbach. Als die Beschichtung neu aufgetragen und Wasser in die Becken gefüllt wurde, ergab sich, dass Stoffe aus der Beschichtung ins Wasser eindrangen. Das habe nicht nur einen „grauen Schleier“ verursacht, so Schnellbach, die speziellen Salze seien für Fische auch „absolut toxisch“.
Also wieder eine neue Beschichtung und „spülen, spülen, spülen“, wie Schnellbach sagt, bis jetzt endlich, nach aufwendiger Analytik, die Wasserqualität stimmt. Nun müsse man aber „den Tieren langsam die Möglichkeit geben, dass sie sich eingewöhnen“, betont Krämer. Seit 2021, als das alte Aquarium geschlossen wurde, wurden viele Fische in einer angemieteten Halle gehalten. „Wir haben da alles selbst aufgebaut“, zeigt Willner die langen Reihen mit Becken, wo sich viele Arten tummeln und Wasserpflanzen gezüchtet werden. Einige Tiere hatte der Luisenpark vorübergehend an andere zoologische Einrichtungen, etwa das Vivarium Karlsruhe abgegeben. Manche Arten wurden oder werden noch bei zertifizierten Fachhändlern erworben. „Es ist ein langsamer Prozess“, sagt Krämer, an dessen Ende mehrere hundert Arten stehen sollen, doch an dem Prozess sollen die Luisenpark-Besucher nun Anteil nehmen können.
Bereits sichtbar durch eine Scheibe an der Außenwand des Neubaus, direkt neben der Gondolettastation, ist das Becken mit Neckarwasser. Gründlinge, Nasen und Rotfedern schwimmen da zwischen einem Anker und alten Rohren. Dazu kommen acht Meerwasser- und zwölf Süßwasserbecken mit zusammen 130 Kubikmetern Wasser, weitere 70 Liter sind immer in der Aufarbeitung. Dabei werden die Besucher nach dem Motto „In 80 Schritten um die Welt“ durch den hellen, ansprechend gestalteten Neubau geführt. Anhand ausführlicher Infotafeln sowie einem durch Berührung funktionierenden Bildschirm erhalten sie weitere Informationen.
In der Anfangszeit ist nur täglich von 11 bis 13 Uhr geöffnet, damit auch stets Mitarbeiter über die Becken, ihre Bewohner und die weiteren Arbeitsschritte informieren können. Die Unterwasserwelt werde „sukzessive“ aufgebaut, betont Krämer mehrfach: „Wir zeigen die Fische in ihren natürlichen, spezifischen Lebenswelten, und die müssen langsam wachsen“. Die Wassertemperatur und -qualität müsse immer wieder kontrolliert und nachjustiert werden. Es gebe „ein Gesamtkonzept, aber das erreichen wir nicht gleich“, bittet sie um Geduld. „Aber wir sind schon jetzt glücklich über den Neubau – die Buga hat uns da wirklich sehr vorwärtsgebracht“, betont Willner erfreut.
Derzeit befinden sich bereits in sechs der 21 Becken Fische, bis zur Öffnung am 8. September könnten es noch etwas mehr werden. Der Knochenhecht ist zu sehen, der Höhlensalmler habe seinen neuen Lebensraum „sofort richtig gut angenommen“, wie Christian Rumig sagt, der stellvertretende Revierleiter der Aquaristik. Auch Neonfische tummeln sich schon munter in ihrem Becken, während die mit ihnen untergebrachten roten Mini-Piranhas noch etwas schüchtern sind.
Das Afrikabecken ist mit Leopardkugelfischen besetzt, der Zitteraal dagegen und der Oktopus fehlen derzeit noch, das Becken der Wasserschildkröten wird gerade vorbereitet. „Alle Arten haben einen eigenen Charakter, eigene Fähigkeiten, und das wollen wir den Besuchern vermitteln“, sagt Rumig. Einen Höhepunkt bilden die Meere des australischen Kontinents mit einem tropischen Korallenriff, das dem „Great Barrier Reef“ nachempfunden werden soll. „Da gehen wir mit bedacht ’dran“, so Krämer. Mit seinen 22 Kubikmetern Wasser wird dieses Riffbecken das größte Becken sein.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Unterwasserwelt im Luisenpark: Warten hat sich gelohnt