Natur

Botanischer Rundgang auf der Buga in Mannheim zeigt Pflanzenvielfalt

Eine Gartengestalterin führt Besucher auf Spinelli und im Luisenpark herum. Nicht nur Blumen zeigt Astrid Schumacher auf dem Gelände der Bundesgartenschau. Was besonders die kleinen Gäste überrascht hat

Von 
Christine Maisch-Bischof
Lesedauer: 
Gartengestalterin Astrid Schumacher verdeutlicht beim Rundgang die Intention der Buga-Kollegen. © Christine Maisch-Bischof

Mannheim. Der Farbenrausch knallig bunter Dahlien neben Ackerfurchen, die sich schnurgerade in sandigen Boden graben. Kinder, die bei der Zirkusvorführung auf der Freizeitwiese mit der Regenmagierin lachen. Und Menschen, die im Klimapark schweigend der Sonne zusehen, wie sie glühend am Horizont versinkt: ein Spaziergang über das Gelände der Bundesgartenschau mit den Augen der Gartengestalterin Astrid Schumacher, die rund um die spektakulären, prachtvollen Exponate einen Blick für die kleineren, oft besonders reizvollen Exponate hat - und auch die stillen Buga-Momente genießen kann.

Reispapierbäume und Steppenkerzen beim Spaziergang über die Buga entdecken

Vorsichtig berührt Astrid Schumacher die raue Blattunterseite einer Pflanze mit einem gezackten Blatt, die auf dem Weg zur Kunsthandwerk- und Designhalle erstanden werden kann. „Schauen Sie mal, ein Reispapierbaum, so einen hat mir gerade eine Freundin geschenkt.“ Inzwischen ziert das schnellwüchsige Bäumchen den Schaugarten der Fachfrau.

So weit das Auge reicht: ein einziges Blumenrabatten-Meer. © Christine Maisch-Bischof

Gleich am Stand nebenan spreizen die braunen Wurzeln einer Steppenkerze ihre langen, krakenähnlichen Ärmchen. Kaum zu glauben, dass sich aus diesen braunen, knolligen Gebilden eines Tages ein hüfthoher Stängel mit weißen Blütchen erheben wird. „Ja, das ist auch für mich immer wieder wie ein Wunder“, sagt die Kurpfälzerin, die solche mediterranen Zwiebelgewächse schon häufig in unseren Breiten für Kunden gepflanzt hat: „Und mit Erfolg. Die brauchen nur viel Sonne.“

Apropos: Bei der ersten Etappe des Rundgangs über das Spinelli-Areal sollen die klimaangepassten Stauden auf dem Experimentierfeld begutachtet werden. „Vor allem Stauden, die auch die zunehmende Trockenheit vertragen.“

Klimaschutz und Kunst verbunden

Aber von wegen mangelnde Feuchtigkeit: In dichten Schwaden steigt neben der Brücke, die über die Wasserfläche im Innenhof der U-Halle führt, hauchfeiner Nebel auf. Die winzigen Sprühpartikelchen sehen nicht nur märchenhaft aus, sondern sollen auch zum Nachdenken anregen.Eine Infotafel verdeutlicht, dass die weiße Wolke den Kohlendioxid-Ausstoß eines herkömmlichen Pkw auf dem Weg von Mannheim nach Florenz darstellen soll.

Flammend Rot: Eine Kaktusdahlie hat enorme Leuchtkraft. © Christine Maisch-Bischof

Es ist die Verbindung von thematisch hochaktuellen Themen wie etwa Klimaschutz oder Nachhaltigkeit und der Wechsel zwischen Nutz- und Kulturpflanzen, Erlebnis- und Ruheinseln sowie Kunst, die Astrid Schumacher immer wieder auf die Ausstellungsflächen der Buga 23 lockt: „Ein Tag ist absolut zu wenig. Ich kann jedem nur raten, sich Zeit zu nehmen. Es lohnt sich.“

Genau wie ein Stopp in Halle 27, wo sich die Themen Wasser und Fließen in den Arbeiten von Wolfgang Schatz widerspiegeln. „Darf ich?“, sagt Astrid Schumacher mit einem fragenden Blick. Der Künstler aus Neckarbischofsheim, der zur Buga mit Töpferscheibe angereist ist, nickt. Inzwischen hebt die Besucherin eine kobaltblau und meergrün glasierte Schale an und studiert das Muster am Rand: „Wie auslaufende Wellen und Regentropfen.“

Gisella lässt im Möglichkeitsgarten der Kirche ein Korkschiff zu Wasser. © Christine Maisch-Bischof

Nach einer kurzen Fachsimpelei mit den Kollegen, die gerade die Areale für den Landschaftsgärtner-Cup von braunen Flächen in blühende Beete verwandeln, erklimmen die Spaziergänger eine stählerne Anhöhe. Belohnt werden sie nicht nur mit einem Ausblick über das gesamte Gelände bis zum Dossenheimer Steinbruch und den Pfälzer Bergen. Vielmehr wachsen rund um die Streben Winden mit handtellergroßen weißen Blütenkelchen.

„Man vermutet die hier eigentlich gar nicht“: Die Pflanzenfreundin deutet auf bläulich- und grünglänzende Funkien, die überall auf dem Gelände zwischen Moosnestern und Taschen aus vertikalen Wänden sprießen. Grüne und weinrote Hauswurz-Rosetten mit ihren dickfleischigen Blättchen zieren die Dächer der Pavillons.

Auch die kleinen Besucher haben Spaß 

„Ich bin eine Karotte“, verkündet gleich nebenan Nico, der zwar nicht aufs Dach, aber auf ein hölzernes Podest in Möhrenform steigt. Nur um gleich darauf die Salatpflanzen im Hochbeet zu bestaunen. Schließlich hat ihm die Frau mit dem grünen Daumen verraten, dass die bereits schießen, was den Jungen sehr amüsiert: „Echt, die schießen?“

Allerdings nur ins Kraut. Da muss der Sechsjährige nun wirklich lachen - und ist wohl ab sofort ein Gemüsefan? Mama Daniela schüttelt nur bedauernd den Kopf: „Ich glaube nicht, aber Pizza und Pasta gehen immer.“ Eine kulinarische Vorliebe, die Nico vermutlich mit so manchem Sechsjährigen teilt.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Gleich nebenan leuchten die Blüten des Dahlienecks in betörend-knalligen Farben. Die Gestalterin erklärt, warum wir welches Beet so besonders anziehend finden: „Hier, diese Blautöne, die sich gegenseitig in ihrer Strahlkraft intensivieren.“ Eingebettet in Nischen mit Waldkiefern und Zierkürbissen haben die Buga-Gärtner kleine, intime Räume zwischen Gewässern und Felsen geschaffen. Dunkle Süßkartoffelblätter geben den Rändern eines Dahlienbeetes im rhythmischen Wechsel mit hellen Bodendeckern Halt und Ruhe, Ziergräser, die leicht im Wind auf- und abschaukeln, sorgen für Bewegung und optische Tiefe: „Ein schlau komponiertes, ausgeklügeltes Spiel zwischen Statik und Dynamik.“

Alles folgt einem Plan

Doch was die Pflanzenexpertin immer wieder besonders erfreut, das sind die Bereiche, die aussehen, als wären sie einfach durch Samenflug, ganz ohne das Zutun einer Menschenhand, entstanden: „Sehen Sie hier, Schafgarbe und wilde Karotte.“ Oder die auf den ersten Blick eher unscheinbaren, aber doch farblich harmonischen Trockenbeetpflanzen, gelbe Goldastern und weiße Perlkörbchen-Blüten, die sich wie zufällig zwischen Pflastersegmenten behaupten, die jedoch planvoll von den Buga-Gärtnern angehoben wurden.

Mehr zum Thema

Eindrücke

Acht besondere Eindrücke: Das haben unsere Autoren auf der Buga erlebt

Veröffentlicht
Von
unseren Reportern
Mehr erfahren
Bundesgartenschau

Warum ein Firmenlogo im Acker in der Au zu sehen ist

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Schulbau

Neue Franklin-Grundschule in Mannheim "betriebsbereit"

Veröffentlicht
Von
Bertram Bähr
Mehr erfahren

Meterhoch hüllt eine Trichterwinde mit ihren blauen Kelchblüten die Wände der ehemaligen Heizzentrale, dem I-Punkt Grün, ein. „Ja, fast als hole sich die Natur ihren Raum zurück“, ruft den Besuchern Floristikmeisterin Ingeborg Gottwick von einer Leiter herab zu. Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Berlin, Erfurt - Schon so manche Gartenschau durfte sie beruflich betreuen: „Aber die Mannheimer“, räumt sie ein, „ist einfach nur ein Traum.“ Wie ein Zauber empfinde sie die ganz frühen Morgenstunden bei Arbeitsbeginn. Oder abends, wenn die Gäste auf der Terrasse des i-Punkt-Grün-Gebäudes in tiefen Sesseln ein Picknick und den Sonnenuntergang mit Blick auf die Weite der Sand- und Dünenareale genießen.

Die lassen sich besonders gut in der Gondel von oben aus betrachten. „Wahnsinnig schön“ findet auch Astrid Schumacher. „Diese ruhigen freien Flächen, die Gewässer und Flußarme“, die addiere der Betrachter bei seinem überwältigenden Eindruck eben auch dazu.

Im Luisenpark darf vorbei an üppig blühendem Indianer-Flieder, lauschigen Plätzchen und bunt sprießendem Bienenfutter eine Zeremonie im Chinesischen Teehaus nicht fehlen. „Ganz langsam“, empfiehlt der freundliche Kellner. Und fasst in Worte, was auch die Besucher nach ihrem Rundgang empfinden: „Sehen, ein Schlückchen Tee trinken. Hören, und wieder ein bisschen nippen. Nur mit viel Zeit und Ruhe kann man richtig genießen.“

Thema : Buga 23 in Mannheim

  • Bundesgartenschau So sieht es jetzt auf dem Buga-Gelände in Mannheim aus

    Ende Januar soll auch der letzte Teil des Mannheimer Spinelli-Geländes der Bundesgartenschau wieder an die Öffentlichkeit zurückgegeben werden. Wie der Rückbau lief und was dort jetzt noch ist.

    Mehr erfahren
  • Bundesgartenschau Was aus einem Gebäude der Mannheimer Buga wird

    Die Bundesgartenschau-Gesellschaft, die das große Fest vorbereitete und durchführte, wird nun aufgelöst. Das ist in ihrem Verwaltungssitz am Feudenheimer Wingertsbuckel geplant

    Mehr erfahren
  • Bundesgartenschau Was eine Mannheimer Buga-Mitarbeiterin jetzt auf der Gartenschau Wangen macht

    Sie begrüßte in Mannheim die Besucher, jetzt betreut sie über 900 ehrenamtliche Helfer bei der Landesgartenschau in Wangen: Ingrid Dickes. Und es gibt noch mehr Mannheimer Spuren im Allgäu

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen