Mannheim. Bei dieser Frage lacht sie: „Ja, es gibt Bratwurst und Pommes“, versichert Kirsten Batzler. In der von ihr geleiteten Abteilung der Bundesgartenschau-Gesellschaft wird die Gastronomie für das sommerlange Fest geplant. Beim Spinellifest im September vergangenen Jahres hatte es keine Bratwurst gegeben – und danach entsprechend heftige Kritik. Jetzt steht fest, wie die Vorgaben für Essen und Trinken in 2023 aussehen.
„Gute Gastronomie gehört dazu, gerade auch in der Kurpfalz“, das ist für Batzler klar. Daher arbeite die Buga schon lange an dem entsprechenden Konzept mit dem aus Frankfurt stammenden, in Hamburg lebenden Gastronomieberater Ingo Wessel, der bundesweit Großveranstaltungen wie die Bundesgartenschauen Heilbronn 2019 und Erfurt 2021 ebenso beraten hat wie viele Kultureinrichtungen, darunter die Mannheimer Kunsthalle.
Vegetarisches Angebot
Dabei gebe es „für alle Gastronomen die gleichen Auflagen, die gleichen Nachhaltigkeitskriterien, und keine Ausnahmen“, betont Batzler. Das bedeute hohe Maßstäbe für Qualität, Umweltfreundlichkeit, Saisonalität und Herkunft. Zumindest ein großer Teil der Waren soll aus ökologischer Landwirtschaft oder fairem Handel stammen, Verpackung vermieden, die Mitarbeiter nach Tarif bezahlt und das Trinkgeld fair unter allen aufgeteilt werden. „Und es muss immer auch ein vegetarisches Angebot geben“, sagt Kirsten Batzler. In den schriftlichen Bedingungen ist sogar von mindestens einer veganen Variante die Rede.
Dabei sind die Voraussetzungen, unter denen das gastronomische Konzept erarbeitet wurde, völlig unterschiedlich. Auf Spinelli gibt es derzeit gar nichts. Im Luisenpark dagegen habe man es mit etablierten Gastronomen zu tun, „die für den normalen Parkbetrieb ausreichen, wo wir aber die Kapazitäten temporär erhöhen müssen“. Einige hätten schon signalisiert, dass sie gerne bei der Bundesgartenschau dabei wären, andere dagegen nicht. Manche Verträge reichen über 2023 hinaus, andere laufen Ende 2022 aus. „Da sind wir im Gespräch oder gehen jetzt ins Gespräch“, kündigt sie an.
„Green Restaurant“ und Grill
Klar ist, dass ein großes, verglastes Restaurant mit 150 Plätzen und Veranstaltungsraum mit 80 Plätzen im Neubau über der Unterwasserwelt eingerichtet wird, dazu Außenbestuhlung und Kiosk. Café Pflanzenschauhaus, Teehaus und die bekannten Imbisse bleiben. Und klar ist, dass die neuen Pächter, die 2021 das Seerestaurant übernommen haben, während der Bundesgartenschau weitermachen: Marcel und Hans-Peter Habel-Küffner.
Die Heilbronner Gastronomenfamilie bewirtschaftet unter anderem die dortige Stadthalle „Harmonie“, Hotels, den Bildungscampus der Dieter Schwarz Stiftung und war bei der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn sehr aktiv. Das zur Buga Heilbronn eröffnete Restaurant „Alte Reederei“ führen sie weiter.
Und nicht nur das: Auch im Spinelli-Gelände werden sie eine große Rolle spielen. Die Heilbronner Gastronomen haben den Zuschlag bekommen, die U-Halle zu betreiben – und zwar nicht nur zur Bundesgartenschau. Hier war auch die Stadt an der Suche beteiligt, denn nach den 178 Tagen soll die U-Halle weiter bewirtschaftet bleiben. Daher war der Vertrag bis 2033 ausgeschrieben.
Er umfasst gleich drei Angebote, das „Green Restaurant“ mit Selbstbedienung und 300 Plätzen und 450 im Freien, eine Grillstation mit 50 Plätzen im Innern und 100 unter freiem Himmel (mit Service) sowie die „Experimentalküche“ mit 80 überdachten Plätzen. Stadt und Bundesgartenschaugesellschaft haben dem Vertrag zugestimmt, er liegt jetzt in Heilbronn zur Unterschrift.
Doch auch wenn die U-Halle das Herzstück der Gastronomie auf Spinelli darstellen soll, kommen weitere temporäre Angebote dazu. Damit befasst sich jetzt die speziell für das Thema Gastronomie bei der Bundesgartenschaugesellschaft eingestellte Julia Wich-Schwarz. Die Betriebswirtin war unter anderem Restaurantmanagerin im Heidelberger Restaurant 959 Stadtgarten sowie in der Thermen- und Badewelt Sinsheim für Gästebetreuung zuständig.
„Wir brauchen auf Spinelli ein paar typische Kioske mit etwas Außenbestuhlung, aber auch ein paar besondere Einrichtungen“, sagt sie. Besonders wird sicher der Biergarten mit bis zu 250 Plätzen vor der ehemaligen Heizzentrale der Amerikaner, wo man Getränke kaufen und sich das Essen mitbringen kann. Zudem wird mitten in den Themengärten ein Bistro mit 50 Plätzen im Innern und 80 im Freien eingerichtet.
Preise werden kontrolliert
Neben der Hauptbühne soll eine Bar entstehen, zudem ein Kiosk im Westteil des Parks bei der früheren Panzerwaschanlage („Handharmonikaplatz“), einer in der Parkschale bei den Spiel- und Sportanlagen sowie einer am nördlichen Parkeingang an der Völklinger Straße. Die allererste Stelle, wo sich Besucher etwas zu Essen und zu Trinken kaufen könne, ist aber besonders originell: Die ehemalige Tankstelle der Amerikaner beim Haupteingang, die bewusst noch nicht abgerissen wurde.
„Derzeit läuft dafür die Ausschreibung“, so Julia Wich-Schwarz: „Wir freuen uns über viele Bewerbungen aus der Region“, sagt sie, „Wir sprechen aber auch gezielt Leute aus der Region an“, fügt Batzler hinzu. Schließlich gehe es darum, dass die Gastronomen, wie es in der Ausschreibung ausdrücklich heißt, täglich zwischen 3000 und 25 000 Besuchern gerecht werden müssen und dazu beitragen sollen, „einen schönen Buga-Aufenthalt abzurunden und positiv in Erinnerung bleiben“, so der Text – also nicht mit langen Warteschlangen, wie es sie bei den Gartenschauen in Heilbronn und Erfurt gegeben hat. „An besonders starken Tagen werden wir temporär Foodtrucks aufstellen“, kündigt Batzler daher an.
Die Vorgabe sei, dass die Besucher „gesund und nachhaltig schlemmen“, so Wich-Schwarz: „Es soll selbstverständlich werden, dass das Obst auf dem Kuchen von hier kommt.“ Auch das Fleisch der Bratwurst müsse eben aus der Region stammen, ergänzt Kirsten Batzler. Die Gastronomen sind verpflichtet, Mineralwasser und mindestens zwei weitere alkoholfreie Getränke wie Saftschorle im Einzelpreis wie auch im Literpreis deutlich preiswerter abzugeben als das billigste alkoholhaltige Getränk. Auch „marktübliche Preise“ und „familienfreundliche Angebote“ verlangt die Bundesgartenschaugesellschaft von den Pächtern: „Sie haben sich am ortsüblichen Gastronomie- und Veranstaltungspreisniveau zu orientieren“. Alle Preislisten sind vorab zur Genehmigung vorzulegen.
Neben Gastronomen werden derzeit auch Lieferanten gesucht. Wie bei solchen Großveranstaltungen üblich, wird es exklusive Lieferpartner für Eis, Bier, Mineralwasser, Säfte und alkoholfreie Getränke geben. Bei Wein laufen Gespräche mit Winzergenossenschaften.
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