Auflösung „Erkennen Sie Mannheim“

Erinnerungen an den „schönsten Platz in Mannheim“

Im nächsten Jahr feiert er seinen 100. Geburtstag: der Kalmitplatz im Stadtteil Lindenhof. Die Häuser sehen heute noch fast genauso aus wie damals, aber jetzt ist es viel grüner dort. Woran sich Leserinnen und Leser erinnern

Von 
Bertram Bähr
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Der Kalmitplatz Ende der 1920er Jahre. Die Ähnlichkeit zu heute ist unverkennbar – dabei gab es massive Kriegsschäden und Wiederaufbau. © Marchivum

Mannheim. Wer das historische Bild aus den ausgehenden 1920er Jahren mit dem Ist-Zustand 2024 vergleicht, dem fallen zahlreiche Parallelen auf: Von den hohen Bäumen einmal abgesehen, wirkt das Gebäudeensemble auf dem Kalmitplatz im Stadtteil Lindenhof fast unverändert. Aber bei genauerem Hinsehen lässt sich beispielsweise erkennen, dass die Dachgauben anders aussehen.

Das hat seinen Grund: Sie sind neueren Datums – wie auch die Dächer. Denn diese wurden im Zweiten Weltkrieg am 12. September 1943 zum Großteil zerstört. Gut zu sehen ist das auf einer Fotografie, die Volker Keller in seinem 2003 erschienenen Buch „Mannheim im Bombenkrieg 1940-1945“ veröffentlicht hat. Die Aufnahme stammt aus dem Nachlass von Otto Spuler, der in den Kriegsjahren Leiter der „Feststellungsbehörde“ war. Das heißt: Er dokumentierte die Folgen von Bombenangriffen.

Beim Wiederaufbau nach dem Krieg mitgeholfen

Auf die Veröffentlichung hingewiesen hat Leserin Helmi Holland-Moritz. Sie beteiligte sich ebenso wie rund zweieinhalb Dutzend andere an der Folge 221 unserer Reihe „Erkennen Sie Mannheim?“. Und sie lag wie alle anderen (bis auf zwei Ausnahmen) richtig mit dem Hinweis auf den Kalmitplatz als gesuchten Ort. Was für sie sozusagen ein „Heimspiel“ war – schließlich wohnt sie hier schon seit 53 Jahren.

Dass die Häuser unter den Kriegsfolgen gelitten haben, sei an manchen Stellen noch heute zu erkennen, erzählt Helmi Holland-Moritz. Aber von den massiven Schäden hat sie nichts mitbekommen – im Unterschied zu Gerhard Schmitt. Er weiß aus eigenem Anschauen, wie „so manches Haus nach dem Krieg wieder aufgebaut“ wurde – wie das hinter der rechts zu sehenden Straßenlaterne zwischen 1948 und 1950.

Der Gewinner

  • Mannheimer Morgen und Marchivum arbeiten bei „Erkennen Sie Mannheim?“ Hand in Hand.
  • Unter den richtigen Einsendungen werden kleine Geschenke aus dem Bestand des Marchivum verlost.
  • Als Gewinner der Folge 221 sind gezogen worden: Helmi Holland-Moritz, Ulrich Riehm, Ulla Teich.
  • Folge 222 unserer Rätsel-Serie „Erkennen Sie Mannheim?“ erscheint am Mittwoch, 6. November.
  • Die Auflösung zu Folge 222 erscheint am Donnerstag, 14. November.

 

„Wir wohnten damals in der Nähe in einem durch Kriegseinwirkung beschädigten Haus, in dem wir uns eine stark beschädigte Wohnung wohnlich herrichteten“, erinnert er sich: „Zuvor hatten wir eine feuchte Kellerwohnung verlassen.“ Seine Mutter kannte ein paar Personen am Kalmitplatz, und so „konnte ich beim Wiederaufbau helfen, wo ich zum Beispiel mit einem Strick einen mit Mörtel gefüllten Eimer hochgezogen habe. Nach dem Mittagessen ging ich zu der in der Nähe befindlichen Baustelle, wo ich auch noch etwas zu essen bekam.“

Ebenfalls aus ganz persönlicher Erfahrung kennt den Platz der 1952 geborene Urich Riehm, der hier in der Kalmitstraße 1 „in den 1950er und 1960er Jahren aufgewachsen“ ist: „Meine Eltern hatten das Ruinengrundstück Anfang der 1950er in Erbpacht erworben. Im Keller der Ruine hatte noch ein Schuster seine Werkstatt“, blickt er auf seine Kindheitstage zurück.

Damals sei das auf dem historischen Foto zu erkennende „Bäumchen zu einer riesigen Pappel herangewachsen. Die Einzäunung der Rasenfläche gab es nach meiner Erinnerung nicht mehr“. In einer Ecke des Platzes sei eine „große Einfahrt in den 1960er Jahren asphaltiert“ worden, „was für mich und meine Freunde besonders attraktiv für das Rollschuhfahren und Rollhockeyspielen war“.

Der Kalmitplatz im Lindenhof heute. © Thomas Tröster

Ein Kindheitsparadies war der Platz anscheinend auch noch später, wie die gebürtige Lindenhöferin Ulla Teich berichtet: „Dort lebten viele mir bekannte Kinder, mit denen wir täglich in den 1970ern/1980ern mit Rollschuhen, Fahrrädern und Rollern zum Leidwesen mancher Anwohner stundenlang Wettrennen im Kreis fuhren. Auf der Wiese spielten wir Fußball, Ochs am Berg, Seilspringen, Tauziehen und andere tolle Spiele. Ich habe wunderbare Erinnerungen an diesen Platz und vor allem an die Hausnummer 1, in der mein bester Freund lebte.“

„25 schöne Jahre“ hat Regina Luke hier verbracht – am, wie sie schreibt, „schönsten Platz in Mannheim“. Hinter den Häusern „befinden sich große Gärten – unserer war 400 qm groß“. Zu der „einzigartigen Anlage“, die sie „zufällig entdeckt“ habe, hat ihre Freundin Moni vor einigen Jahren Regina Ehrle geführt, weil „deren Fensterläden sie an Engelsflügel erinnerten“. Inspiriert durch „Erkennen Sie Mannheim?“, so Regina Ehrle, „werden wir wieder zusammen einen Spaziergang dorthin unternehmen“. Christoph Janke hat „hier Zeitung ausgetragen und später meine erste Freundin kennengelernt“.

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Architekt Max Schmechel hat die Wohnanlage entworfen

Fast hätten wir in dieser „Erkennen“-Folge ein Jubiläum vermelden können. Aber noch ist es nicht soweit: Erst 2025 wird die Wohnanlage hundert Jahre alt. Entworfen hatte sie der Architekt Max Schmechel. Das Gebäudeensemble seht in einer Reihe von Projekten, die die Wohnungsnot der damaligen Zeit lindern und Raum insbesondere für Arbeiter zur Verfügung stellen sollte.

Auf diesen Gesamtzusammenhang weist unter anderem die Gartenstadt-Genossenschaft hin. Die Gartenstadtsiedlung entstand ab 1911, zehn Jahre später sei der „Ruf nach einer Siedlung im Süden der Stadt immer lauter“ geworden. Als Sieger eines Architekturwettbewerbs wurde Schmechel 1921 mit der Planung der Almenhofsiedlung beauftragt. Der Kalmitplatz war eines seiner weiteren Projekte. Eines der Häuser dort erwarb Schmechel, der von 1930 bis 1931 und nach dem Krieg von 1956 bis 1962 (dann als CDU-Vertreter) dem Gemeinderat angehörte, selbst. Schmechel zeichnete als Architekt unter anderem auch für die Wohnanlage Pfalzplatz, für Markus-, Hafen- und Emmauskirche verantwortlich.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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