Mannheim. Das Gebäude, um das es heute geht, ist deutlich größer als noch Anfang der 1980er Jahre. Es „wurde zwischenzeitlich um ein Stockwerk erhöht und hat nun auch wieder ein richtiges Dach“, schreibt Thomas Frischmann über das markante Haus direkt am Luisenring, in K 3,16. Und genau das war gesucht in der aktuellen Folge 220 von „Erkennen Sie Mannheim?“
Wie Frischmann erkannten fast alle Leserinnen und Leser den gesuchten Ort – mit zwei Ausnahmen. Eine Teilnehmerin glaubt, J 6, 10-14 zu erkennen, eine andere C 7. Damit lagen sie zwar daneben, aber möglicherweise gibt es zumindest für C 7 eine Erklärung. Dort nahm nämlich 1950 das städtische Leihamt, seit 1936 in der Schwetzingerstadt beheimatet, nach dem Krieg wieder seine Tätigkeit auf. Es blieb dort bis zum Ende der 1980er Jahre und siedelte dann nach D 4 um.
Womöglich hatte die Leserin sich daran erinnert, als sie auf dem historischen Foto gleich drei Mal das Wort „Leihhaus“ sah – am Laternenpfahl, auf der Eingangstür und im Fenster rechts davon. Allerdings handelt es sich hier um das private Leihhaus Dreher, worauf mehrere Leser – wie etwa Ralph Osswald – hinwiesen. Auch dass dort heute die Griechische Gemeinde Mannheim residiert, teilte er, wie mehrere andere Einsendende, mit.
Erinnerungen an die Kettenschifffahrt auf dem Neckar
Andreas Kandefer und Reinhard Siegel erinnern daran, dass im Erdgeschoss von K 3,16 in den 1950er Jahren die Gastwirtschaft „Kettenschiff“ untergebracht war. Und bis vor dem Zweiten Weltkrieg hätten dort „Inspektoren der Schleppschifffahrt“ gewohnt, ergänzt Siegel. Das „Kettenschiff“ erinnert an eine historische Zeitspanne, in der die Kettenschifffahrt auf dem Neckar und vielen anderen Flüssen zum Einsatz kam. „Die Kettenschifffahrt auf dem Neckar war eine spezielle Art der Schleppschifffahrt, bei der sich Kettendampfer mit mehreren angehängten Schleppkähnen entlang einer im Fluss längs verlegten Kette zogen“, erklärt Reinhard Siegel: „Sie wurde ab 1878 zwischen Mannheim und Heilbronn, ab 1884 bis Lauffen eingesetzt.“ Diese Art des Transports habe die Kosten enorm gesenkt.
Zurück zur Gaststätte: „Der Luisenring war noch nicht ausgebaut, so dass vor dem Lokal Platz für einen kleinen Biergarten war. Hier verkehrten die Neckar-Schiffer“, berichtet Andreas Kandefer. „Sonntags oder wenn wir Besuch hatten, wurde ich als Kind mit dem Krug zum Bierholen geschickt, eine Flasche Limonade durfte es auch sein. Im Kettenschiff wurde auch geschlachtet, dann hing vor dem Lokal eine Schweinsblase. Es gab Wurstsuppe und Hausmacher Wurst.“ Kandefer erinnert sich außerdem an das benachbarte „Milchgeschäft, dieses war offiziell Schifferverkaufsstelle. Auch wenn der Laden geschlossen hatte, durfte man über den Hintereingang einkaufen.“
„Sofort erkannt“ hat das gesuchte Haus Renate Wajner. Sie ging in den 1960er Jahren oft „zum Mittagessen zu meiner Großtante Berta“, außer ihr wohnten noch zwei weitere Großtanten dort. „Sie alle wurden im Krieg ausgebombt und zogen danach dort ein. Die Eckzimmer waren riesengroß. Sie wurden nur bei Familienfesten beheizt – und das nur mit mäßigem Erfolg.“
Die Gewinner
- Mannheimer Morgen und Marchivum arbeiten bei „Erkennen Sie Mannheim?“ Hand in Hand.
- Unter den richtigen Einsendungen werden kleine Geschenke aus dem Bestand des Marchivum verlost.
- Als Gewinner der Folge 220 sind gezogen worden: Inge Bichelmeier, Bernhard Bitsch und Olaf Drögsler.
- Folge 221 unserer Rätsel-Serie „Erkennen Sie Mannheim?“ erscheint am Mittwoch, 2. Oktober.
- Die Auflösung zu Folge 221 erscheint am Donnerstag, 10. Oktober.
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