Bundesgartenschau (mit Video)

Darum rücken in der Feudenheimer Au in Mannheim viele Betonmischer an

Das Augewässer muss mit einer speziellen Tonmischung abgedichtet werden. Warum und was genau an der Feudenheimer Au in Mannheim derzeit passiert

Von 
Peter W. Ragge
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Oben der Panoramasteg, unten Arbeiten unter dem Grundwasserspiegel: Per Betonpumpe wird die Masse zur Abdichtung des Augewässers aufgetragen. © Michael Ruffler

Mannheim. Sie stecken erst im Stau, dann aber kommen sie kurz hintereinander, Betonmischer nach Betonmischer. Alle steuern die Feudenheimer Au an, leeren ihre Drehtrommeln – nur haben sie kein Beton, sondern eine besondere Fracht geladen. Das Spezialgemisch soll helfen, das Augewässer abzudichten, damit es geflutet werden kann.

Da sollte eigentlich längst Wasser drin sein. Der Zeitplan der Bundesgartenschau-Gesellschaft, die neben dem sommerlangen Fest im Auftrag der Stadt auch die Projekte im Grünzug Nordost, im Landschaftsschutzgebiet Au und am Neckar abwickelt, sah das für den Januar vor, sobald die provisorischen Stützen des Panoramastegs entfernt sind. Und die sind bereits seit Ende Dezember weg. Doch dann trat ein Problem auf.

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„Die Herausforderung ist, dass wir das ganze neue Gewässer im natürlichen Boden der alten Au anlegen – also dort, wo der alte Neckararm, der früher hier verlief, Sande und Kies abgelagert hat“, erklärt Christian Lerch, der Abteilungsleiter für Parkanlage und Infrastruktur der Bundesgartenschau-Gesellschaft. Da es sich bei der Au um ein Landschaftsschutzgebiet handelt, soll zur Abdichtung der neuen Wasserfläche allerdings nicht – wie sonst üblich – Folie aus Kunststoff verwendet werden und auch kein Beton. „Der hat den Nachteil, dass er ausblutet, wenn er nass wird – also kleine Zementteile ins Wasser gelangen können“, erläutert Lerch. Daher habe man sich nach Rücksprache mit der Naturschutzbehörde für eine natürliche Abdichtung entschieden.

Das hat für einen großen Teil der 1,6 Hektar großen Wasserfläche, die mal 20 000 Kubikmeter Wasser enthalten soll, auch geklappt. Hier beträgt die Wassertiefe maximal 1,50 Meter, am Ufer deutlich weniger. Die Landschaftsbauer haben den Grund des Gewässers mit einer 40 Zentimeter dicken Tonschicht abgedichtet, darüber noch ein etwa 20 Zentimeter hohes Kiesgemisch aufgeschüttet. „Das hält prima“, verweist Lerch auf das Schmelzwasser des Schnees, das schon jetzt in dem noch nicht gefluteten See steht.

„Wir helfen beim Recycling“

Allerdings gibt es eine Fläche an dem Augewässer, die deutlich tiefer werden muss – etwa 250 Quadratmeter groß. Es ist der Bereich unmittelbar unter dem Panoramasteg. Sollte dort jemand herunterfallen oder herunterstürzen, sind mindestens 3,50 Meter Wassertiefe nötig – „aus Sicherheitsgründen, das dämpft“, so Lerch. Zudem sei die Tiefenzone erforderlich, „um an heißen Tagen zu verhindern, dass das Gewässer kippt“, denn so gebe es immer genügend tieferes und damit kühleres Wasser in dem See.

Kein Beton: Über eine Pumpe wird eine per Betonmischer angelieferte Masse aus Ton, Sand und Kies in die Feudenheimer Au gepumpt. © Michael Ruffler

Dort aber hat die zuvor ohne Probleme im restlichen See praktizierte Abdichtung nicht funktioniert – denn von unten drückte Grundwasser hoch. „Das hat uns Bauchschmerzen gemacht“, gesteht Lerch, und zunächst für eine Verzögerung gesorgt. Statt Folie oder Beton suchten die Fachleute nun nach einer anderen, natürlichen Art der Abdichtung. Dann kamen sie auf eine Lösung: Per Betonmischer angeliefert und per Betonpumpe mit Gelenkarm aufgetragen, wird jetzt ein spezieller Flüssigboden verwendet.

„Eine zähe Masse aus klein gemahlenem Ton und Sand-/Kiesgemisch“, so Lerch, die – durch Zufall kam man darauf – gerade bei einer Baustelle in Karlsruhe ohnehin anfällt und dort entsorgt werden müsste. „Wir helfen also auch beim Recycling“, so der Abteilungsleiter. Erste Versuchen verliefen erfolgreich und zeigten, dass so selbst unterhalb des Grundwasserspiegels der Boden dicht wird, „obwohl man das mit so einem natürlichen Baustoff noch nie gemacht hat“, hebt er hervor.

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Jetzt rollen die Betonmischer, die statt Beton eben diese spezielle Tonmischung anliefern, die etwa 50 Zentimeter dick auf den Grund gespritzt wird. Die Naturschutzbehörde hat das neue Verfahren genehmigt. Auch das Ufer wird so befestigt, dass kein Sand nachrieselt. Bis Montag, so schätzt Lerch, sind die Arbeiten abgeschlossen. Das bedeute zwar etwa zwei Wochen Verzögerung, bleibe aber ohne Auswirkungen. „Hauptsache ist doch, dass die Anlage am Ende so ist, wie wir sie haben wollen“. Spätestens in der übernächsten Woche werde das Augewässer dann geflutet.

„Das wird schön hier“

Am Panoramasteg, der darüberschwebt, „läuft alles im Zeitplan“, versichert Lerch. Derzeit werden gerade die Ösen geschweißt, um dann Stahlpaneelen als endgültiges Geländer anbringen zu können. Der rutschfeste Bodenbelag kommt dann im März. Für die Holzplattform, die in den See ragt, ist die Unterkonstruktion fertig. „Die Vorbereitung erfolgt in der Werkstatt, die Montage ist dann kein Problem mehr“, sagt Lerch, auch die fest montierten Sitzgruppen seien vorgefertigt und müssten nur verschraubt werden.

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Einen Teil der Uferbepflanzung gibt es bereits, der Rest werde im Frühjahr gesetzt, dann die Stahlplatten der Baustraße entfernt und alles frisch bepflanzt. Dazu habe man bereits viele Pflanzstreifen vorkultiviert. Dass hier alles bis zur Bundesgartenschau grün sei, „das ist machbar, das wird schön hier“, so Lerch zuversichtlich, es dürfe nur nicht mehr zu viele Frosttage geben.

Redaktion Chefreporter

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