Fachmesse

Collini Center - wie die Stadt Mannheim auf der Expo Real um Investoren wirbt

„Mannheim sucht große Investoren“: Die Stadt hat auf der Expo Real in München das Collini Center und ein Grundstück im Glückstein-Quartier vorgestellt. Die Hoffnung ist groß, dass so Investoren angelockt werden

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
Lesedauer: 
Die Stadt Mannheim steht vor der Herausforderung, eine innovative Lösung für das Collini-Center zu finden. © Thomas Troester

München/Mannheim. Eindrucksvoll präsentiert sich das Collini Center aus der Vogelperspektive. Auch wenn der mit einer Drohne aufgenommene Film den Gesamtkomplex zeigt, spielt der 95 Meter hohe Wohnturm lediglich eine Statistenrolle. Als Hingucker wird der „kleine Bruder“ in Szene gesetzt. Schließlich sucht die Stadt Mannheim für den Büro-Trakt nach dem Rückzug der Deutschen Wohnwerte einen neuen Investor und stellt das leer stehende Domizil des einstigen Technischen Rathauses bei der Expo Real in München vor – und damit auf Europas wichtigster Immobilienmesse.

„Mannheim sucht große Investoren“ - die Expo Real als Seismograf der Branche

Zwar kann die Expo Real nicht mit jenen 6,7 Millionen Feierfreudigen mithalten, die das gerade beendete Oktoberfest besucht haben – gleichwohl wartet der Seismograf der Branche mit stattlichen Zahlen auf: Im vergangenen Jahr haben die mehr als 1800 internationalen Aussteller an drei Tagen über 40 000 Interessierte angezogen. Angesichts des überbordenden Info-Angebotes besteht die Kunst der jeweiligen Präsentation darin, überhaupt wahrgenommen zu werden. Nicht von ungefähr treten Wirtschaftsräume geballt auf. Die Metropole Ruhr, gern als „Hort immobilienwirtschaftlicher Stabilität“ gerühmt, sorgt erneut für einen Rekord: Zu ihrem messegrößten Stand gehören 106 Partner.

Mehr zum Thema

Kommentar Collini-Center: Eilige Suche nach Investor

Veröffentlicht
Kommentar von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren
Stadtentwicklung

Collini-Center: Mannheimer Architekten warnen Stadt vor Fehlentwicklung

Veröffentlicht
Von
Frank Schumann
Mehr erfahren
Stadtentwicklung

Warum ein großes Grundstück in Mannheim wieder zu haben ist

Veröffentlicht
Von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren

Allerorten liegt als Messepublikation eine Sonderausgabe der „Immobilien Zeitung“ aus. Wer darin blättert, stößt auf die Meldung: „Mannheim sucht große Investoren“. Verwiesen wird auf das Alte Technische Rathaus im Collini. Die Kommune, so heißt es, wünsche sich Projektentwickler, „die eine nachhaltige Sanierung und Weiterentwicklung sehen“. Das Foto zeigt freilich nicht das „stadtbildprägende“ Gebäude am Neckarufer, sondern Mannheims Glücksteinquartier von oben: Zu lesen ist, dass für ein 3200 Quadratmeter großes Grundstück am Lindenhofplatz ebenfalls ein Investor gesucht wird. Dass die Kommune dieses Grundstück in Nachbarschaft des Viktoriaturms schon einmal an einen Entwickler verkauft hat, nämlich an die Familienheim Rhein-Neckar, bleibt unerwähnt. Bekanntlich forderte das Rathaus die Fläche wieder zurück, als es innerhalb der vereinbarten Frist keine Bautätigkeit gab.

Die Genossenschaft Familienheim mit Sitz in Mannheim macht gleich am Eröffnungstag der Expo Real von sich reden: Sie vereinbart als Muttergesellschaft der Immobiliengruppe Rhein-Neckar, die deutschlandweit um die 100 000 Wohnungen und mehr als drei Millionen Quadratmeter Gewerbefläche bewirtschaftet, eine „strategische Partnerstadt“ mit „Drees & Sommer“ . Die Kooperation umfasst laut Pressemitteilung „ein breites Leistungsangebot“ . Das an 63 Standorten tätige Beratungsunternehmen soll bei Analysen über den Zustand von Immobilien (technische Due Diligence) wie auch bei Nachhaltigkeit mit seiner Expertise zur Seite stehen.

Geplant ist auch ein Treffen mit der Architektenkammer

Dass auf der Messe Verträge unterzeichnet werden, dürfte eher die Ausnahme sein. Im Mittelpunkt steht das Knüpfen von Kontakten, neudeutsch „Networking“ genannt. Dafür ist auch Mannheims Wirtschafts-Bürgermeister Thorsten Riehle angereist. „Meine Gesprächstermine sind eng getaktet.“ Verabredetet ist auch ein Treffen mit der baden-württembergischen Architektenkammer.

Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle (2. von re.) und Christiane Ram, Leiterin der Wirtschaftsförderung (3. von re.), sind zur Expo gereist. © Stadt Mannheim

Klar, dass Riehle den Gemeinschaftsstand der Metropolregion Rhein-Neckar nutzt, um sich mit Partnern vor Ort auszutauschen. Beispielsweise mit dem Team von Diringer &Scheidel, das auf der Messe über die vielfältigen Aktivitäten der Mannheimer Unternehmensgruppe – seit vier Generationen in Familienhand – informiert. Wie Riehle am späten Nachmittag auf Nachfrage berichtet, sind auch einige Projektentwickler aufgekreuzt. „Ein Scheich war nicht am Stand“, frotzelt er in Anlehnung an eine Anekdote, dass in jenen Zeiten, als das Mannheimer Uniklinikum noch viele Patienten aus Golfstaaten behandelte, ein arabischer Investor überlegte, das Alte Technische Rathaus in Appartements für Angehörige reicher Medizintouristen umzuwidmen.

Mehr zum Thema

Kommentar Nach dem Collini-Paukenschlag werden die Karten ganz neu gemischt

Veröffentlicht
Kommentar von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren
Immobilie

Stadt Mannheim will Collini-Center auf der Expo Real präsentieren

Veröffentlicht
Von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren
Bauwesen

Investor zieht sich zurück: Collini-Projekt in Mannheim gestoppt

Veröffentlicht
Von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren

Wer sich durch die dicht gefüllten Hallen schiebt, nimmt gleich einem roten Faden Botschaften wie „nachhaltig“ und „klimafreundlich“ wahr. Selbst Unternehmen, die vor einigen Jahren auf Abriss und Neubau setzten, werben mit Revitalisieren und Umgestalten. Laut einer Online-Befragung von Expo-Ausstellern und Besuchern haben dem Bauen im Bestand 95 Prozent „die größte Bedeutung“ zugemessen – vor allem beim Schaffen bezahlbarer Wohnungen. Dies korrespondiert mit der Beobachtung des Chefs des Wohnungsbauunternehmens ABG Frankfurt Holding. In einem Interview für die Messezeitung drückt es Frank Junker so aus: „Früher waren bei Expo die höchsten Bürotürme im Mittelpunkt.“ Mittlerweile rücke das Wohnen ins Zentrum. Allerdings fordert die Bauwirtschaft von der Politik Veränderungen. „Wir haben uns eingemauert mit Regeln und Gesetzen“, mahnt der Chef des Wohnungskonzerns Vonovia; Rolf Buch ist von Journalisten umringt. 2023 löste er mit der Nachricht, der Immobilienriese lege wegen explodierender Baukosten und steigender Zinsen tausende geplante Wohnungen auf Eis, schlagzeilenträchtig Alarmstimmung aus. Nun verortet Buch die Branche immerhin „zwischen Hoffen und Bangen“.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke