„Eine der wichtigsten Immobilienmessen in Europa“ - als solche gilt die in München veranstaltete Expo Real, die Entwicklungen, Themen und Innovationen der Branche ausleuchtet und dazu Unternehmen, Investoren, Start-ups und Expertenteams zusammenbringt. Bei dem internationalen Treffen der Immobilienwirtschaft vom 7. bis 9. Oktober soll auch der leer stehende Bürotrakt des Collini-Centers präsentiert werden.
Leer stehender Bürotrakt des Collini-Centers: Wieder Eigentum der Stadt Mannheim
Das Gebäude, wo einst das Technische Rathaus sein Domizil hatte, befindet sich seit 1. Juli wieder im Eigentum der Stadt. Zwei Wochen zuvor hatte die Deutsche Wohnwerte mitgeteilt, dass sie vom Kauf zurücktritt - was eine vertraglich vereinbarte Klausel ermöglichte. Und damit war auch das Projekt „Collinis“ geplatzt, das als prämierter Wettbewerbsentwurf aus dem Jahr 2020 ein flügelförmiges, in der Höhe abgestuftes Ensemble vorsah.
So viel steht fest: Die Stadt hat den Büroturm für knapp 19 Millionen Euro an den in Heidelberg ansässigen Investor verkauft. Allerdings sollen von dieser vereinbarten Summe bislang nur 500 000 Euro überwiesen worden sein. Zu möglichen Streitpunkten beim Verrechnen von Ausgaben für die Sicherung und Instandhaltung des Alten Technischen Rathauses hält sich das Rathaus bedeckt. Auf Anfrage erklärt Sprecher Dirk Schuhmann: „Die Deutsche Wohnwerte stellt aktuell die Kosten zusammen, die sie bei der Stadtverwaltung geltend machen will.“ Und diese würden nach Vorlage „sorgfältig geprüft“.
Collini-Center: Abriss des Bürogebäudes vorerst nicht geplant
Wie geht es mit dem Bürotrakt, für den eine Abrissgenehmigung erteilt worden war, zeitnah weiter? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Eigentümer der Wohnungen im angrenzenden 95 Meter hohen Turm, der aufgrund regelmäßiger Sanierungen baulich bestens in Schuss ist. Die Zukunft des zentral gelegenen Areals zwischen Neckar und Innenstadtring fordert auch die Kommunalpolitik heraus.
Unstrittig ist momentan lediglich, dass in den nächsten Monaten keine Bagger mit Abrissbirne anrücken werden. Wie sich das in den kommenden Jahren verhalten wird, bleibt abzuwarten.
Diese Redaktion fragte deshalb beim Rathaus nach, ob die Stadt einen zweiten Collini-Gestaltungswettbewerb plant - diesmal mit dem Tenor, dass sie auch beziehungsweise insbesondere an Vorschlägen im Sinne eines Umbaus kombiniert mit Revitalisierung interessiert ist. Eine solche Variante hatte die kommunale Ausschreibung vor fünf Jahren zwar keineswegs ausgeschlossen, aber dennoch sahen damals alle teilnehmenden Architektenbüros in ihren Entwürfen einen Komplettabriss mit Neubebauung vor.
Inzwischen hat sich allerdings in der Immobilienbranche viel getan. Schließlich reift angesichts explodierender Baukosten, rarer Fachkräfte und langer Materiallieferzeiten die Erkenntnis: Mit dem Erhalt von Bestandsgebäuden lässt sich nicht allein „graue Energie“ umweltschonend einsparen - obendrein Ausgaben können gesenkt werden. Nicht immer, aber dank eines in den letzten Jahren stark verbesserten Know-hows immer öfter.
Schon am Tag, als der Collini-Investor sich erklärte - was sich schon Monate zuvor angekündigt hatte - erklärte Oberbürgermeister Christian Specht in einer Pressemitteilung der Stadt, die Verwaltung arbeite bereits an einem alternativen Nutzungskonzept. Ausdrücklich betonte Specht die einbezogene Möglichkeit, „das bestehende Gebäude zu erhalten und weiterzuentwickeln“. Die Nachfrage dieser Redaktion, was sich in den zurückliegenden Wochen getan hat, beantwortet Rathaussprecher Schuhmann: „Die Stadt spricht derzeit gezielt mögliche Projektentwickler in Deutschland und Europa an.“
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Als internationale Plattform soll wohl die Expo Real in München dienen. Zu deren Themenschwerpunkten gehört laut Programm auch so die sogenannte Dekarbonisierung. Und die steht (abgeleitet von Karbon für Kohlenstoffdioxid) für eine Transformation von Wirtschaftsprozessen mit dem Ziel reduzierter Treibhausgasemissionen.
Stadt und Projektentwickler suchen nach Alternativen
In Mannheim hat die Verwaltung inzwischen eine fachübergreifende Projektgruppe mit Köpfen aus den Bereichen Bau- und Immobilienmanagement, Geoinformation, Stadtplanung und anderen Dienststellen mit der Aufgabe zusammengestellt, Ideen und entsprechende Konzepte für eine künftige Nutzung des Alten Technischen Rathauses voranbringen.
Visionär nach vorn zu blicken, das ist das Eine. Es gilt aber auch, sich um den Ist-Zustand der 1975 fertiggestellten Immobilie im Stil des Brutalismus zu kümmern. Nicht nur, weil der leere Büroturm als Schandfleck vor sich hin gammelt. Auf dem Areal landet immer wieder Unrat - von weggeworfenen Getränkebechern und Essensverpackungen über alte Textilien bis zu hin zur heimlich abgelegten Matratze.
Wie die Stadt auf Anfrage mitteilt, beseitige sie regelmäßig Müll. Allerdings sei rund um den Büroturm wild entsorgter Abfall ein „Dauerthema“. Und für Anwohner, ob im Collini-Turm oder in der Nachbarschaft, ein Dauerärgernis.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Collini-Center: Eilige Suche nach Investor