Kommentar Collini-Center: Eilige Suche nach Investor

Rahmenbedingungen können sich gerade in der Baubranche rasant verändern. Die Stadt Mannheim täte deshalb gut daran, im Hinblick auf das alte Technische Rathaus vorausschauend zu handeln, meint Waltraud Kirsch-Mayer

Veröffentlicht
Kommentar von
Waltraud Kirsch-Mayer
Lesedauer

Mannheim. Wie heißt es so schön: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Für die Immobilienbranche könnte das Sprichwort abgewandelt werden: Wer zu spät handelt, baut Visionen auf Sand. Ein Beispiel dafür ist das Collini Center, besser gesagt der „kleine Bruder“ des 95 Meter hohen Turms. Als sich die Stadt vor zehn Jahren daran machte, den Bürotrakt zu veräußern und für das Technische Rathaus einen anderen Standort zu suchen, verpuffte ihr Verkaufsangebot mit der Überschrift „Investor gesucht“. Und dies vor allem deshalb, weil es versäumt worden war, das 1975 fertiggestellte Gebäude baulich zu pflegen – so wie es bei dem Wohnturm in Privateigentum geschehen ist.

Immobilie

Stadt Mannheim will Collini-Center auf der Expo Real präsentieren

Veröffentlicht
Von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren

Fünf weitere Jahre sollten bis zur Ausschreibung eines Gestaltungswettbewerbs vergehen. Als ein weiteres Jahr später der Siegerentwurf präsentiert wurde, braute sich eigentlich schon die Baukrise zusammen. Und bald sollte die Gegenwart das prämierte Zukunftsprojekt Vergangenheit werden lassen. Bekanntlich ist die Deutsche Wohnwerte abgesprungen.

Rahmenbedingungen können sich rasant verändern

Wie schon vor zehn Jahren heißt es erneut: „Investor gesucht“. Und damit ein neues Konzept. Klar können beide nicht aus dem Boden gestampft werden. Fest steht aber auch: Unverzügliches Handeln ist geboten. Nicht nur weil das bröckelnde alte Rathaus samt unansehnlichem Außenareal ein Schandfleck ist. Obendrein lehrt die Collini-Geschichte: Rahmenbedingungen können sich rasant und folgenreich verändern. Dies offenbarte der Bürotrakt bei der ersten Energiekrise, als Flächen jenseits kommunal belegter Etagen leer standen. Weshalb die Stadt 1984 zähneknirschend den Komplex kaufte. Auch weil sich der Zusammenbruch des Baukonzerns Neue Heimat ankündigte.

Mehr zum Thema

Bauwesen

Investor zieht sich zurück: Collini-Projekt in Mannheim gestoppt

Veröffentlicht
Von
Waltraud Kirsch-Mayer
Mehr erfahren
Stadtgeschichte

Welche Hoffnungen vor 50 Jahren mit dem Collini-Center verbunden waren

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Siegerentwurf für das Collini-Areal (mit Fotostrecke)

Collini-Center: Vier Türme ersetzen alten Bürobau

Veröffentlicht
Von
Anke Philipp
Mehr erfahren

„Gut Ding will Weile haben“ mag sich im Alltag bewähren, in der Immobilienbranche gilt hingegen: Jetzt das Morgen im Blick haben und nicht bis übermorgen verweilen – weil dann alles anders sein kann. Denken wir nur an all die unvermieteten Büroanlagen, die noch pompös hochgezogen wurden, als Home-Office längst auf dem Vormarsch war. Dass die Stadt aktiv auf Investoren zugeht und den Collini-Trakt demnächst auf der Immobilienmesse Expo Real präsentiert, ist erst mal eine erfreuliche Botschaft. Bleibt abzuwarten, was sich daraus entwickelt. Für Mannheim. Und für die Umwelt. Schließlich ist die Devise „platt machen und neu bauen“ überholt – jedenfalls als reflexartiger Automatismus.

Freie Autorin

VG WORT Zählmarke