Mannheim. 84 Jahre? Das ahnt man nicht, wenn man sie erlebt. Aber Helga Weber ist die älteste und dienstälteste Mitarbeiterin des Maimarkts, und sie denkt nur ganz langsam ans Aufhören: „Meinen 55. Maimarkt will ich auf alle Fälle noch mitmachen“, sagt sie, und das wäre nächstes Jahr. „Ich bin froh, dass ich es kann und dass ich es darf“, ist sie für ihre Gesundheit ebenso dankbar wie ihrem Arbeitgeber, der Familie Goschmann.
Alles fing mit einem Nebenjob als Kassiererin an
Zunächst war sie nur im Nebenjob Kassiererin, dann saß sie an der Hauptkasse. 1979 wurde sie fest angestellt bei der Mannheimer Ausstellungsgesellschaft (MAG), jenem privaten Unternehmen der Familie Goschmann, das im Auftrag der Stadt den Maimarkt organisiert. Seither arbeitet sie in der Buchhaltung, kümmert sich um den Vorverkauf und um Kassenabrechnungen.
Inzwischen hat sie Nachfolger eingearbeitet und ihre Arbeitszeit reduziert, auf drei Tage in der Woche – aber natürlich nicht während des Maimarkts. Da ist Weber jeden Tag da, das ist für sie Tradition, das gehört für sie einfach dazu. Genau so, wie sie selbst dazugehört. Webers Zuverlässigkeit, ihre Genauigkeit und Verschwiegenheit, ihre persönliche Bescheidenheit – das alles hat sie zu einer Stütze des Familienunternehmens gemacht. Sie genießt das Vertrauen der Inhaber, heute wie früher.
Bei der Verlegung ins Mühlfeld hatten alle Angst
Als sie beim Maimarkt anfing, hatte noch Kurt Langer das Sagen. Er hatte ab 1962 den Maimarkt mit viel Mut, Ideenreichtum, Gespür für Trends, Organisationstalent und persönliches Zupacken zur erfolgreichsten Regionalausstellung gemacht. Er war ein bodenständiger Macher, aber auch ein Patriarch.
1997 ist er gestorben, und Weber zählte bis zuletzt zu den Personen, die er sehr schätzte und die ihm direkt zuarbeiteten. Das galt dann auch für Kurt Langers Frau Anne-Dore. Sie starb 2016, ebenso wie Klaus Goschmann, der Ehemann von Langers Tochter und Nachfolgerin Stefany. „Das Todesjahr“, erinnert sie sich noch mit Schrecken an eine schwierige Phase für das Familienunternehmen – doch sie half, es zu bestehen.
Wir hatten damals alle Angst um den Maimarkt.
Weitere Krisen hat sie ebenso miterlebt. Als das Land zu Beginn der 1980er Jahre Mannheim den Zuschlag für das neue Landesmuseum für Technik und Arbeit erteilte, aber als Standort den Friedensplatz forderte. Weber war es, die Kurt Langers Streitschrift „Quo Vadis, Maimarkt?“ tippte, in der er zunächst vehement für den alten Standort kämpfe. Aber dann erkannte Langer die Chancen des Mühlfelds, wo der Maimarkt ab 1985 tatsächlich einen ganz enormen Aufschwung erlebte.
„Aber wir hatten damals alle Angst um den Maimarkt“, erinnert sich Weber, „doch es hat uns gestärkt!“ Nie hätte sie sich vorstellen können, dass mal ein Maimarkt ausfällt. Und doch gab es wegen Corona zwei Jahre ohne Maimarkt, die seien viel schlimmer gewesen als die Angst um die Verlegung ins Mühlfeld.
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„Aber egal, was passierte, es ist immer weitergegangen“, betont sie. Sich „nicht unterkriegen lassen“ – was für den Maimarkt immer gegolten habe, das gelte letztlich auch für sie persönlich. Natürlich wäre ihr dank zweier Enkel und dreier Urenkel auch ohne die Tätigkeit beim Maimarkt nicht langweilig, so die 84-Jährige. „Aber ich brauche diese Herausforderung.“ Und der Maimarkt braucht so bewährte Kräfte und so eine treue Seele wie sie.
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