Maimarkt

Mhmm, Maimarkt! Hier schmeckt er besonders lecker

Auch kulinarisch hat der Maimarkt in Mannheim einiges zu bieten. Besondere Geschmacksinseln finden sich am Käsehobel, in der Schaubäckerei oder im Afrikanischen Dorf auf dem Mühlfeld

Von 
Christine Maisch-Bischof
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Handwerk zum Greifen nah: Markus Sigle lässt in der Schaubäckerei in Halle 8 schwäbische Seelen ihren Duft verströmen. © Christine Maisch-Bischof

Mannheim. Kunstvoll kräuseln sich die hauchdünnen Käsescheibchen zu cremigen Röschen, bevor sie von Meisterhand gereicht im Mund von so manchem Maimarktbesucher verschwinden: In Halle 6 am Stand 53 dreht sich alles um den Tête de Moine. Und das im Wortsinn. Schließlich zeigen André Burkhalter und Sebastian Dachs, zur Gaudi in braune Kutten gewandet, wie kinderleicht jeder zu Hause mit dem eigens für diesen Zweck 1982 erfundenen Hobel namens Girolle solche Kunstwerke schaben kann.

Hauchfein geschabt, entfaltet er sein Aroma optimal: André Burkhalter (re.) und Sebastian Dachs hobeln den Tête de Moine in Halle 6 fachgerecht. © Christine Maisch-Bischof

Im Zentrum der Käseshow steht natürlich der Fromage de Bellelay, ein zylinderförmiger, geschmierter Halbhartkäse aus silofrei produzierter Milch. Den Namen Tête de Moine, Mönchskopf, erhielt der Star aus dem Schweizer Jura in Anspielung auf seine Oberseite, die entfernt an eine Tonsur erinnert. Das Schabegerät Girolle ist die französische Bezeichnung für Pfifferling und beschreibt die Form der feinen Rosetten recht anschaulich.

I versteh ian ned und er versteht mia ned.
Sebastian Dachs

Und während André Burkhalter die Geschichte der edlen, vor rund 800 Jahre von Mönchen der Abtei Bellelay begründeten, Käsekultur erzählt, merkt man ihm sofort die Leidenschaft für die duftende Spezialität an: „Und dieser Käse ist nicht pasteurisiert, das heißt, die Milchflora wird nicht zerstört.“ Und wie kommt der Schweizer so mit seinem bayrischen Kollegen Sebastian Dachs zurecht? Da heben die beiden Meister nur amüsiert die Schultern und der Bajuware gibt das Erfolgsgeheimnis des Duos preis: „I versteh ian ned und er versteht mia ned.“

Seelen liegen Bäckermeister Sigle auf dem Maimarkt besonders am Herzen

Goldbraun glänzen sie auf dem glühend heißen Backblech, das Markus Sigle, mit dicken Backhandschuhen ausstaffiert, direkt vor den Augen der Maimarktbesucher aus dem Ofen zieht. Das Lächeln des Herrn und Meisters lässt die Maimarkt-Schaubäckerei erstrahlen. Schließlich liegen dem 52-Jährigen die sogenannten Seelen, ein längliches Weizengebäck aus weißem, saftig-fluffigem Inneren und einer mit Salz und Kümmel bestreuten Kruste, nicht gerade auf der Seele, aber am Herzen, oder?

Ich will einfach die Leute wieder an das Handwerk heranbringen, uns als Handwerksbäcker mit hohem Anspruch an Qualität präsentieren.
Markus Sigle Bäckermeister

„Auf jeden Fall, das ist als Schwabe ja wohl Ehrensache“, erzählt der gebürtige Reutlinger lachend. Und ganz genauso wichtig ist dem Inhaber der Bäckerei Theuer - mit 40 Filialen zwischen Oppenheim und Hockenheim, darunter allein in Mannheim zehn und in Ludwigshafen elf - noch ein ganz anderes Anliegen. Das hat ihn dazu angespornt auf dem Maimarkt in Halle 8 am Stand 02 nicht etwa ein Live-Cooking, sondern Live-Backen anzubieten: „Ich will einfach die Leute wieder an das Handwerk heranbringen, uns als Handwerksbäcker mit hohem Anspruch an Qualität präsentieren.“

Dazu zählen in erster Linie hochwertige Produkte und Inhaltsstoffe sowie, dass sich seine rund 100 Mitarbeiter für die Produktion Zeit lassen. Ganze 68 Stunden ruht beispielsweise sein Sauerteigbrot bevor es für rund 50 Minuten im Ofen verschwindet. „Maimarktbrot“ heißt es inzwischen, weil es sich auf dem Mühlfeld neben Speckseelen, Mischbrot mit knuspriger Kruste oder diversen Kuchen, Süßteilchen und Dampfnudeln zum Renner entwickelt hat. Wie der gelernte Kaufmann aufs Brot kam, oder eher das Handwerk zu ihm?

Angefangen hat alles vor acht Jahren mit einem Seminar. Inzwischen freuen sich seine Frau Elke, eine Konditormeisterin, dass auch ihre beiden 20 und 22 Jahre alten Kinder den Kaufmanns- und Bäckerberuf erlernen. Und was ist sein Lieblingsbrot? Da muss der Firmenchef nicht lange überlegen: „Das Maimarktbrot.“ Natürlich, wie konnten wir daran jemals zweifeln.

Im Afrikanischen Dorf auf dem Maimarkt gibt es Känguru-Spieß

Ganz so schnell entscheiden kann sich die Chefin des Kamerun-Hauses auf dem Gelände des Afrikanischen Dorfs nicht. Krokodil-Spieß, Zebra, Strauß oder doch lieber Känguru? Und den gegrillten Wolfsbarsch mit einem köstlich gewürzten Spinat, Gemüsereis, Hefeteigbällchen oder einem Tomaten-Bohnen-Gemüse? Und auch, wenn der Burger de luxe mit geschlagener Kochbanane zu den Kundenfavoriten zählt, wie Wirtin Desirée Mahob versichert: „Ich rate den Leuten immer zu einer gemischten Probierplatte. Da kann man alles testen.“ Schließlich sind die Geschmäcker verschieden.

Ein Feuerwerk exotischer Aromen: Desirée Mahob, die Hüterin der afrikanischen Rezepte im Deutschen Fertighauscenter auf dem Mühlfeld. © Christine Maisch-Bischof

Und während der Duft von frischer Minze und Koriander über dem von aromatischem Gebäck und Tees umwehten Platz schwebt, haben es sich Martina Abraham und ihre Freundin an einem sonnigen Tisch bequem gemacht. „Ich liebe diese Hähnchenkeule“, verrät die Erzieherin aus Lorsch, die schon rund 40 Jahre lang auf den Maimarkt pilgert.

Seit zehn Jahren nie ohne einen Stopp auf dem Platz des Afrikanischen Dorfes im Gelände des Fertighauscenters: „Weil das Preis-Leistungs-Verhältnis zumindest bei der Keule stimmt. Und wir in Lorsch zwar tolle gastronomische Angebote haben, aber kein afrikanisches Essen.“ So sehr mag sie die speziellen Gewürze und Aromen, „dass ich mir abends vor der Heimfahrt immer noch mal eine Keule mitnehme“.

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Vielleicht verrät ja die Chefin, aus was ihre köstliche grüne Soße besteht? „Leider keine Chance, mein Schatz“, winkt sie ab: „Öl und afrikanische Kräuter, alles andere bleibt mein Geheimnis.“ Immerhin, einen Versuch war es wert. Inzwischen hat sich auch die 21-jährige Sina aus Neunkirchen der Qual der Wahl vor den dampfenden Töpfen gestellt. Mutig wählt sie den Zebra-Spieß. Und, wie schmeckt’s? „Sie werden jetzt lachen, aber ein bisschen wie Schwenker.“ Na klar, was wäre eine echte Saarländerin ohne das typisches Schweinebraten-Nationalgericht ihrer Heimat - selbst im Afrikanischen Dorf mitten in der Kurpfalz.

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