Neues Kultur- und Sportzentrum

Warum die Pläne der Stadt Mannheim in Wallstadt auf Kritik stoßen

Mit dem im Mannheimer Stadtteil Wallstadt geplanten neuen Kultur- und Sportzentrum soll es endlich vorangehen. Doch der Architektenentwurf, für den sich die Stadt entschieden hat, missfällt einigen der künftigen Nutzer

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Peter W. Ragge
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Modell des ersten Preises: der Entwurf von Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner gemeinsam mit Jetter Landschaftsarchitekten. © Thomas Tröster

Mannheim. Für Unzufriedenheit im Stadtteil sorgt die Einscheidung im Architektenwettbewerb für das neue Kultur- und Sportzentrum Wallstadt. Das Preisgericht habe nämlich für einen Entwurf votiert, „der uns von der Funktionalität her total widerstrebt“, bedauert Thomas Müller, Vorsitzender vom „Sängerkreis“ und zugleich von der Bürgerinitiative, die seit 2018 den Kampf um den - schon seit Jahrzehnten geforderten - Neubau koordiniert.

„Immerhin sind wir einen Schritt weiter“, bewertet zwar Jens Weber, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Wallstadter Vereine (IWV), den Architektenwettbewerb grundsätzlich positiv. „Aber man müsste halt auf Nutzer und Betreiber hören, und die haben oft einen anderen Blick als Stadtplaner“, bringt Weber den Konflikt auf den Punkt.

„Intensive Diskussion“ bei Sitzung des Preisgerichts

Die Stadt hatte für das Projekt einen nichtoffenen, einstufigen Realisierungswettbewerb ausgelobt. Für das vom Architekturbüro Thiele aus Freiburg betreute Wettbewerbsverfahren wurden 22 Vorschläge eingereicht. Ein 36-köpfiges Preisgericht aus Sach- und Fachpreisrichtern sowie sachverständigen Beratern tagte einen ganzen Tag lang unter Vorsitz von Peter Cheret, Architekt und Stadtplaner aus Stuttgart.

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Der erste Preis wurde an das Büro Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner (BSS) mit Jetter Landschaftsarchitekten aus Nürnberg vergeben. Das Büro plant in Mannheim bereits im Auftrag eines Investors die Neubebauung des Grundstücks Augustaanlage/Schubertstraße, wo das frühere Hochhaus der Mannheimer Versicherung mittelfristig abgerissen werden soll. Auch der Entwurf der neuen Grundschule auf Spinelli stammt von BSS.

Nach offizieller Aussage der Stadt über die Sitzung des Preisgerichts gab es eine „intensive Diskussion“. Am Ende habe der erste Preisträger „insbesondere dank seiner ebenso präzisen wie subtilen städtebaulichen Setzung“ überzeugt. Im Innern würden „spannungsvolle Räume entstehen“, allerdings hätten die im Preisgericht anwesenden Nutzer „beim Entwurf noch Bedarf bei den funktionalen Aspekten“ gesehen. Hier sei der Erstplatzierte „von der Stadt aufgerufen, in Bezug auf die Funktionalität der Räumlichkeiten zu optimieren“.

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„Ziel ist es, dass am Ende so viele und unterschiedliche Gruppen und Trägerschaften das Zentrum gleichzeitig mit größtmöglichen Synergien nutzen können, ohne sich gegenseitig zu stören“, erklärt Baubürgermeister Ralf Eisenhauer. Ebenso wichtig sei ihm, „dass sich der Entwurf städtebaulich in sein Umfeld einfügt“. Das sei dem Sieger gelungen, so Eisenhauer, allerdings müssten „die funktionellen Anforderungen der Nutzer noch weiterentwickelt werden“.

Das will die Stadt nun im Verhandlungsverfahren klären, bei dem der zweite Preis einbezogen werde. Das wäre a+r Architekten gemeinsam mit Glück Landschaftsarchitektur aus Stuttgart. „Dieser Entwurf hat seine Stärken besonders in der inneren Organisation und Funktionalität“, so das Preisgericht, er könne aber „aus städtebaulicher Sicht weniger befriedigen“. „Aus unserer Sicht hat da aber alles gepasst“, entgegnet Thomas Müller: „Es sah von Außen nicht so super aus, aber die Silhouette war auch ok, und es geht doch darum, was dort möglich ist.“

Der zweite Preis, den die Nutzer bevorzugen, von a+r Architekten GmbH. © Pressefotoagentur Thomas Tröste

Baubeginn 2025?

Der erste Preis hingegen habe „eine Struktur, die so nicht funktioniert“, verweist er auf weite Wege zur Bühne und Schwierigkeiten, die beim Aufbau sowie bei Parallelveranstaltungen entstehen könnten. „Der Entwurf hat im Innern eine Struktur, die im Alltag nicht hinhaut“, kritisiert Müller. Er sei daher „froh gewesen, dass er anfangs beiseitegelegt wurde“, doch dann hätten die Architekten in dem Gremium das Modell doch wieder favorisiert: „Die haben sich absolut durchgesetzt, bei denen stand nur der städtebauliche Aspekt im Vordergrund, nicht die spätere Nutzung“, so seine Kritik. „Damit ist die Zusage nicht eingehalten, dass die Nutzer den Ausschlag geben“, bedauert Susanne Brauch, die DJK-Vorsitzende.

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Diese Zusage hatten Vertreter der Stadt gemacht, als sie mitteilten, dass die Repräsentanten der Wallstadter Vereine und des Bezirksbeirats zwar im Preisgericht dabei sein, jedoch nicht mit abstimmen dürften. „Nun hat der städtebaulich beste Entwurf gewonnen“, so Brauch, „aber da sind viele Dinge von der Raumnutzung und Raumaufteilung und wegen so, wie wir es nicht brauchen können“, fasst sie zusammen. „Da werden viele Dinge nicht funktionieren“, kritisiert Brauch. Der zweite Preisträger dagegen hätte „super gepasst“. Die DJK-Vorsitzende setzt nun auf die Verhandlungen, die mit den Preisträgern geführt werden. Der Sieger müsse „kräftig nacharbeiten, aber ich bin guter Hoffnung, dass es irgendwann passt“.

Zufriedener dagegen äußert sich Enrico Starck, der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr. Ihr Gerätehaus soll ja gemeinsam mit dem Kultur- und Sportzentrum errichtet und einige Räume sollen gemeinsam genutzt werden. „Unsere Anforderungen sind erfüllt“, sagt Starck, doch da könne der Planer gar nicht anders: „Für Feuerwehrhäuser gelten ja Regeln und Normen“, erläutert er. Doch zusätzlich entstehe, so seine Einschätzung, „auch noch ein schöner Bau“. Bis wann, ist aber offen. Nach jüngsten Aussagen der Stadt wird „ein Baubeginn im ersten Quartal 2025 angestrebt“. Das setzt indes voraus, dass der Gemeinderat weitere Mittel freigibt. Bisher ist nur die erste Stufe der Planung finanziert.

Redaktion Chefreporter

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