Mannheim. Die Wallstadter Sport- und Kulturvereine müssen fürchten, bald ohne Dach über dem Kopf dazustehen. Für das dem Stadtteil zugesagte Kultur- und Sportzentrum zeichnet sich kein schneller Baubeginn ab. Die Kirche werde das DJK-Zentrum in der Oswaldstraße, derzeit die Heimat für viele kleine und alle großen Veranstaltungen, aber nur noch begrenzt zur Verfügung stellen, warnte DJK-Vorsitzende Susanne Brauch in der öffentlichen Sitzung des Bezirksbeirats. „Spätestens 2025 ist Schluss“, so Brauch. Von einer verbindlichen Vereinbarung zwischen Stadt und Kirche, dass die Kirche sich bis zur Fertigstellung des Neubaus gedulde, sei ihr nichts bekannt.
Die Planungen für den Neubau, in den auch das Gerätehaus der derzeit provisorisch und beengt untergebrachten Freiwilligen Feuerwehr integriert werden soll, seien in den letzten Monaten aber „ein gutes Stück weitergekommen“, sagte Robert Erasmy, beim Fachbereich Demokratie und Strategie für das Wallstadter Projekt zuständig. Derzeit werde der Auslobungstext für den Planungswettbewerb „finalisiert“, so Erasmy. Mit dem Bezirksbeirat, der Bürgerinitiative, der DJK, der Interessengemeinschaft der Vereine und der Feuerwehr gebe es immer wieder „Rückkopplungsschleifen“. Deren Anregungen würden „soweit wie möglicht berücksichtigt“, versicherte Elizabeta Schulz, Projektleitung Hochbau beim Fachbereich Bau- und Immobilienmanagement.
Keine Festlegung beim Baubeginn
An dem Wettbewerb dürften bis zu 25 Planungsbüros teilnehmen. Sechs würden von der Stadt gezielt eingeladen, weitere 19 könnten sich bewerben – melden sich mehr, entscheidet das Los. Im Oktober oder November würde die Auslobung veröffentlicht. Ende November oder im Dezember plane die Stadt dazu in Wallstadt auch eine öffentliche Veranstaltung, um die Bürger zu informieren, ergänzte Erasmy. Auch der Siegerentwurf werde, wenn das Preisgericht im April 2023 entscheiden habe, öffentlich vorgestellt. Danach müsse der Bau ausgeschrieben werden.
Bei der Frage von CDU-Stadtrat Alexander Fleck, dem Sitzungsleiter, nach einem Baubeginn legte sich Schulz aber nicht fest. Darüber entscheide der Gemeinderat, erklärte sie: „Es kommt darauf an, wie Mittel vorhanden sind – dann können wir loslegen.“ Bis auf die Kosten für die Planung gibt es für das Projekt derzeit keine Gelder im Etat der Stadt, nicht im nächsten Jahr und auch nicht in der mittelfristigen Finanzplanung, die sich bis zum Jahr 2026 erstreckt. Dabei sei das zuletzt auf 19,5 Millionen Euro geschätzte Projekt „dringend“, mahnte SPD-Bezirksbeiratssprecher Thorsten Schurse und sah die Stadt „in der Bringschuld“.
Stadträte sind sich einig
Frank Reinemuth (Grüne) machte auf das „Damoklesschwert“ aufmerksam, dass die Kirche die DJK-Halle aufgeben will. „Wenn diese Halle wegfällt, geht gar nichts mehr“, warnte er. „Und wenn das Dach kaputt geht, wird es keiner mehr sanieren“, ergänzte Schurse und wies auch darauf hin, dass die Unterbringung der Freiwilligen Feuerwehr derzeit überhaupt nicht den Vorschriften entspricht.
„Wir wollen nicht noch mal 50 Jahre warten“, erinnerte Heidrun Back (CDU) daran, dass das Projekt in Wallstadt schon lange diskutiert wird. „Wir brauchen dringend gesellschaftliche Zusammenhalt“, und den garantierten in Wallstadt die Vereine, die aber nicht heimatlos werden dürften. CDU-Bezirksbeiratssprecher Martin Dubbert kritisierte in einer von Bernd Konetschny (parteilos) verlesenen Stellungnahme den Zeitplan der Verwaltung als „nicht ambitioniert genug“.
Alexander Fleck sprach zwar von einem „Dringlichkeitsprojekt“. Dagegen klang ML-Stadtrat Christopher Probst wenig optimistisch. „Wir werden uns bemühen, aber das wird schwierig“, sagt er. Vor den Stadträten stehe „ein hartes Stück Arbeit, eine harte Nuss“, das Projekt im Haushalt unterzubringen: „Wir werden etwas anderes streichen müssen“, ahnte er. „Die Voraussetzungen sind so gut wie nie“, meinte dagegen SPD-Stadträtin Claudia Schöning-Kalender. Jeder wisse, dass Wallstadt solch eine Halle bereits seit Jahrzehnten zugesagt bekommen habe, und jetzt seien sich „alle Fraktionen einig, was die Notwendigkeit betrifft“. Dem schloss sich Grünen-Stadträtin Gabriele Baier an. „Es ist klar, dass es sehr schwierig ist – aber die Planungen sind ja jetzt schon sehr konkret“, machte sie den Bürgern Hoffnung.
Die Bezirksbeiräte Janec Gumowski (SPD) und Heidrun Back (CDU) wollten von der Verwaltung zudem genauer wissen, ob sie wirklich alle Wünsche der Bürgerinitiative und der Vereine in die Planung eingearbeitet habe. Man habe „alles mitgenommen“, versicherte Schulz, präzisierte auf erneute Nachfrage aber: „Der größte Teil ist berücksichtigt“, man habe jedoch „nicht mehr zugestanden“ wie die Flächenobergrenze der zuletzt veröffentlichten Machbarkeitsstudie. Back und Reinemuth forderten die Verwaltung zudem auf, sich rechtzeitig um eine bessere Nahverkehrsanbindung des an der Ostumgehung nördlich der Normannenstraße geplanten Zentrum zu bemühen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/wallstadt_artikel,-wallstadt-auf-die-wallstaedter-vereine-kommt-ein-problem-zu-_arid,2001517.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim/wallstadt.html