Ende 2026 oder 2027 – vorher wird das neue Kultur- und Sportzentrum für Wallstadt mit Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr wohl nicht fertig. Das wurde bei einer Bürgerinformationsveranstaltung der Stadt zu dem Thema deutlich. Genau wollten sich die Vertreter der Stadtverwaltung da indes nicht festlegen. Nur dass das Projekt realisiert werden soll, versicherten sie mehrfach.
„Fulminant“, staunte Christian Hübel, Leiter des Fachbereichs Demokratie und Strategie der Stadt, über den großen Andrang in der DJK-Halle, wo weitere Stühle herbeigeschleppt wurden. „Das zeigt, wie lebendig dieser Stadtteil ist“, meinte er. „Vereine bilden Sozialkapital, fördern den Zusammenhalt und machen einen Stadtteil erst lebendig“, lobte er und betonte, dass die Stadt deshalb bereit sei, solch ein neues Zentrum für Wallstadt zu schaffen, da die Kirche die DJK-Halle in der Oswaldstraße ja aufgeben will.
Dass das Projekt schon einen „sehr langen Vorlauf“, nämlich seit 2014, habe, räumte Thomas Thiele ein, Architekt und von der Stadt mit der Betreuung des derzeit laufenden Realisierungswettbewerbs beauftragt. 25 Architekturbüros arbeiten seit Oktober an der, wie Thiele sagte, „ungewöhnlichen Bauaufgabe“, eine Mehrzweckhalle mit 1770 Quadratmetern mit einem Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr mit 900 Quadratmetern zu kombinieren. Nachdem die ursprüngliche Machbarkeitsstudie Kosten von 29 Millionen Euro vorgesehen hatte und das, so Christian Hübel, laut Stadt als „nicht finanzierbar“ eingestuft wurde, gibt es ja seit dem vergangenen Jahr ein reduziertes Raumprogramm mit prognostizierten Kosten von 19,5 Millionen Euro. „So, wie es jetzt ist, stehen wir dahinter“, sagte Manuela Müller, ehemalige Vorsitzende der Interessengemeinschaft Wallstadter Vereine (IWV), im Namen der Bürgerinitiative.
Danach sind für die Feuerwehr vier Fahrzeug-Stellplätze, Umkleide-, Sanitär- und Schulungsräume vorgesehen, zudem für die Kultur- und Sporthalle ein großer und drei kleinere Mehrzweckräume, Geräteraum, Küche und Umkleiden. Das „bestmöglich“ auf dem vorhandenen Grundstück nördlich der Normannenstraße bei wenig Flächenverbrauch unterzubringen, sei „anspruchsvoll“ so Thiele.
Die Architekten würden dazu ein komplettes Gebäudekonzept mit Grundrissen und Schnitten, ein Freiraumkonzept, Fassadenentwürfe, ein Modell und auch Aussagen zu den Kosten vorlegen. „Ich bin gespannt, was da kommt“, so Thiele, der damit rechnet, dass das Vorhaben durch den Wettbewerb „einen Schub bekommt“. Über die Entwürfe entscheidet am 29. März ein mehr als 30-köpfiges Preisgericht aus Architekten, Vertretern der Stadtverwaltung und des Gemeinderats. Mit dabei sind auch sechs Vertreter aus Wallstadt – etwa von IWV, Bürgerinitiative, DJK, Feuerwehr und Bezirksbeirat. „Wir dürfen mitreden, aber wir haben kein Stimmrecht“, bedauerte Manuela Müller an der Stelle jedoch. Thiele versicherte aber, dass in solchen Wettbewerben Entscheidungen nie gegen die künftigen Nutzer und meist einstimmig fallen.
Zusage vom Gemeinderat
Mit der Entscheidung des Preisgerichts werde für das Projekt „eine ganz wichtige Etappe genommen“, so Thiele. Wer einen solchen Wettbewerb ausschreibe, habe vor, auch zu bauen. „Da steht ein klares Planungs- und Umsetzungsversprechen dahinter“, versicherte Thiele. Allerdings vergehe „bis zur Umsetzungsphase ein längerer Zeitraum“, verwies er auf Verhandlungen, Ausschreibungen, Auftragsvergaben und Detailplanungen.
„Es dauert weitere paar Jahre“, sagte zunächst Elisabetha Schulz vom Fachbereich Bau- und Immobilienmanagement der Stadt. Auf mehrfache Nachfrage sprach sie von „viereinhalb bis fünf Jahren, bis alles steht“, gerechnet vom Start des Wettbewerbsverfahrens im Mai 2022. Damit wäre man bei 2026/27. Sogar bis zur Berechnung der Baukosten brauche man bis 2024, und dann erst könne die politische Entscheidung über den Bau fallen. Stadträtin Claudia Schöning-Kalender (SPD) stellte aber sofort klar, dass es „definitiv nicht“ am Gemeinderat liege, wenn es zu Verzögerungen komme. „Wenn möglich, wird das morgen im Gemeinderat beschlossen und mit Geld hinterlegt“, man brauche eben rechtzeitig eine genaue Berechnung. Aber im Gemeinderat seien sich „alle einig“. „Die Verwaltung hat alles andere im Kopf als zu verzögern“, versicherte auch Robert Erasmy, der das Vorhaben im Fachbereich Demokratie und Strategie betreut.
Allerdings wiesen mehrere Bürger, Bezirksbeiräte und Vereinsvertreter immer wieder auf das Zeitproblem hin, denn die katholische Kirche will die DJK-Halle bereits 2025 aufgeben. „Wir sind hundertprozentig von diesem Gebäude abhängig“, mahnte etwa „Gowe“-Vorsitzender Thorsten Herrscher, sonst drohe das Ende des Vereins.
„Unser Ziel ist ein reibungsloser Übergang“, versicherte Elisabetha Schulz, die Details der Gespräche von Stadt und Kirche seien aber „unter Verschluss“. Erasmy sprach immerhin davon, dass es zwischen Stadt und Kirche „Erwerbsverhandlungen“ gebe „mit dem Ziel des Weiterbetriebs, bis der Neubau steht“. „Wallstadt braucht eine Übergangslösung – die Vereine können ja nicht zwei Jahre den Betrieb einstellen“, forderte FDP-Stadträtin Birgit Reinemund die Verwaltung auf. Das sei „ganz wichtig“, bekräftigte Müller.