Die Feuerwehr Wallstadt drängt auf einen schnelleren Baubeginn für ihr Gerätehaus, das mit dem neuen Kultur- und Sportzentrum des Stadtteils wohl nicht vor 2027 fertig wird. Kommandant Enrico Starck appellierte daher nun an die Stadt, die Planung „erheblich zu beschleunigen“. Derzeit läuft ein Architektenwettbewerb für den Neubau, doch bis er steht, vergehen nach letzten Angaben der Stadtplaner noch fünf Jahre.
„Aber unsere Heizung hält garantiert nicht so lange, und es gibt keine Ersatzteile mehr“, klagte Starck. Auf dem Asphalt im Hof gebe es große Schäden, und die im Juni 2017 aufgestellten Container für Umkleide- und Sanitärräume seien längst zu klein. Zudem war die Baugenehmigung dafür eigentlich auf fünf Jahre befristet. „Sie sollten ein Provisorium sein, aber werden wohl zur Dauerlösung“, so der Kommandant, „aber wir sind froh, dass wir sie haben – sonst hätten wir gar nichts“.
Allerdings gibt es nach wie vor nur einen einzigen Aufenthalts-, Schulungs-, Jugend- und Arbeitsraum, und die lediglich drei Umkleiden für Frauen reichen nicht für die vier aktiven Frauen, welche die Abteilung hat. Für die Jugendfeuerwehr ist der Platz auch zu knapp. Die letzten Auskünfte bei der Bürgerinformationsveranstaltung der Stadt zum Kultur- und Sportzentrum seien jedoch „sehr ernüchternd“ gewesen, verwies Starck auf die dort genannte lange Planungszeit. „Das ist ein sehr langer Prozess, einfach zu lange“, bat der Kommandant die Stadt, „ob man das nicht noch straffen kann“. Sonst sei es notwendig, noch für einen kurzen Zeitraum eine Ertüchtigung des alten Gerätehauses vorzunehmen.
Zufrieden stellte er fest, dass auch im Entwurf des gerade neu entstehenden Brandschutzbedarfsplans für die Stadt die Zustände in Wallstadt beschrieben worden seien. „Es ist desaströs, daher besteht Handlungsbedarf“, sah Starck die Probleme seiner Abteilung bestätigt.
Dabei fehlt es nicht an Anerkennung für die 39 Aktiven, die ehrenamtlich und in ihrer Freizeit die Berufsfeuerwehr unterstützen. Ohne die Freiwillige Feuerwehr wäre die Berufsfeuerwehr „unfähig, ihre Aufgaben komplett wahrzunehmen“, räumte Thomas Näther, Kommandant der Mannheimer Feuerwehr, in seinem Grußwort ein. Bei der Bewältigung der stark steigenden Einsatzzahlen, von Großeinsätzen sowie den Herausforderungen in Bevölkerungsschutz und Krisenmanagement habe die Freiwillige Feuerwehr „einen sehr großen Stellenwert“, dankte er den Wallstadter Kameraden. „Sehr froh“ über ihre Hilfe äußerte sich ebenso Klaus Sieber, Wachleiter der Wache Nord der Berufsfeuerwehr. Ohne die Ehrenamtlichen „wäre der Mannheimer Norden leer“, wenn der Löschzug der Berufsfeuerwehr ausrücken müsse.
Nach Angaben von Enrico Starck erreichte die Wallstadter Wehr im vergangenen Jahr 79 Alarmierungen. „Es war ein sehr einsatzreiches Jahr“, verwies er etwa auf zwei große Verkehrsunfälle auf der Autobahn, Brände in einem Hochhaus und im Einkaufszentrum Vogelstang sowie den Großeinsatz wegen eines überhitzten Chemikaliencontainers im Mühlauhafen, wo alle acht Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr mehrere Tage gefordert waren.
„Alle Fraktionen stehen dahinter“
Ferner haben die Wallstadter Wehrleute fast den gesamten August über Bäume bewässert, für die Kriminalpolizei mal nachts einen Tatort ausgeleuchtet und zweimal im Stadtteil als „First Responder“, also bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes, Erste Hilfe geleistet. Hinzu kommt die Arbeit im Stadtteil, etwa bei der Kerwe oder beim Aufstellen des Weihnachtsbaumes. Beim erstmals – statt einem Martinszug – organisierten Martinsfeuer „sind wir von Besuchern überrannt worden, der ganze Hof war voll“, berichtete Starck zufrieden. Nach den Corona-Einschränkungen sehr erfolgreich wieder angelaufen ist ferner die Arbeit der Jugendfeuerwehr und der „Löschlöwen“ genannten Kinderfeuerwehr. Allerdings kann die Jugendfeuerwehr keine Mädchen mehr aufnehmen – ihr Platz in den Umkleiden ist voll belegt.
„Ich verstehe, dass man manchmal verzweifeln könnte“, griff Andreas Spatz, als Stadtbrandmeister Sprecher der gesamten Freiwilligen Feuerwehr, den Unmut der Wallstadter auf. „Aber es geht voran“, machte er ihnen Hoffnung, dass im neuen Brandschutzbedarfsplan die Interessen der Ehrenamtlichen besser berücksichtigt würden.
„Alle Fraktionen des Gemeinderats stehen dahinter“, sagte SPD-Stadträtin Claudia Schöning-Kalender zu dem Neubauprojekt: „Wir tun, was wir können, um mehr Schwung in das Projekt zu bringen!“ Ihre Hilfe sagten ebenso die beiden Bezirksbeiräte Cornelia Schacht (Grüne) und Jürgen Dörr (CDU) zu. Dörr bestätigte, wie veraltet das Wallstadter Gerätehaus ist, denn er hat hier vor 50 Jahren bei der Jugendfeuerwehr angefangen.
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