Vogelstang/Wallstadt

Stadt lehnt Rettungswache am Vogelstangsee ab

Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu tragischen Unfällen am Vogelstangsee. Auch Müll und unerlaubte Grillpartys stören den Bezirksbeirat Wallstadt. Nun hat die Stadt geantwortet

Von 
Peter W. Ragge
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So wenig los ist im Sommer nur selten: der – auf Wallstadter Gemarkung liegende – Badestrand am Vogelstangsee. Hier wird das Schwimmen geduldet, am Oberen Vogelstangsee ist es verboten. © Eva Baumgartner

Mannheim. Ein achtjähriges Mädchen ist 2021 ertrunken, für andere Kinder und Erwachsene kam die Hilfe gerade noch in letzter Minute – solche Badeunfälle am Vogelstangsee haben den Bezirksbeirat Wallstadt alarmiert, auf dessen Gemarkung das Badesee-Ufer liegt. Auch Müll, illegales Grillen, die defekte Toilette und zugeparkte Straßen setzte er mehrfach auf die Tagesordnung. Nun hat die Verwaltung erstmals geantwortet – aber zufrieden war das Stadtteilgremium nicht mit allen Aussagen.

Forderung nach Ortstermin am Vogelstangsee

„Nicht nachvollziehbar“ nannte etwa SPD-Bezirksbeiratssprecher Thorsten Schurse die Auskunft der Stadt, dass sie trotz der tragischen Unglücksfälle dort keine Rettungswache für die Deutsche Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) einrichten wolle. „Wir müssten als Stadt sonst Verantwortung übernehmen“, begründete dies Klaus Bernd Schwennen, Abteilungsleiter Grünflächen beim Stadtraumservice. Derzeit sei der Vogelstangsee nur als „Badestelle“ eingestuft, bei der die Menschen auf eigene Verantwortung ins Wasser gehen dürften – „in Kenntnis der Gefahren“. Dazu habe die Stadt entsprechende Schilder aufgestellt. Würde man dem Vogelstangsee den Status einer „Badeeinrichtung“ geben, würde das ständige Aufsicht erfordern. Eine DLRG-Wache sei auch nicht so einfach einzurichten, denn dafür wären unter anderem ein Boot und ein Erste-Hilfe-Raum nötig. „Das sind Anforderungen, die wir nicht erfüllen können“, erklärte Klaus Bernd Schwennen. Den Bezirksbeirat stellte das aber nicht zufrieden. Schurse verlangte daher einen Ortstermin mit Vertretern von der DLRG und der Stadt.

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Zufrieden reagierte das Stadtteilgremium indes auf eine andere Aussage von Schwennen. Danach ist das – oft verdreckte und defekte – Toilettenhaus saniert worden, aber nun mit seiner Zeitschaltuhr nur vom 1. April bis 31. Oktober von 6 bis 22 Uhr geöffnet. Im April und Oktober werde es einmal täglich, im Sommer zweimal täglich gereinigt. „Wir werden kontrollieren, ob eine Intensivierung der Reinigung nötig ist“, sagte Schwennen zu. Er versprach, wie vom Bezirksbeirat angeregt, eine durchgehende Öffnung der Toilette auch im Winter zu prüfen.

Schwachpunkt Sauberkeit

„Deutlich weniger“ geworden sind laut Schwennen die Parkverstöße rund um den Vogelstangsee, insbesondere in den angrenzenden Straßen in Wallstadt-Nord, seit ein Areal zwischen Sportvereinigung und Reiterverein als Parkplatz ausgewiesen und ausgeschildert ist. So habe es 2021 an 130 Tagen Kontrollen des Kommunalen Ordnungsdienstes und da dann allein 354 Verwarnungen in der Storchenstraße gegeben, in 2022 bis September an 56 Kontrolltagen nur 92 Falschparker in der Storchenstraße. Auch im Vergleich zum, so Schwennen, „enorm starken Andrang“ im Corona-Jahr 2021, als Schwimmbäder zeitweise gesperrt waren, hätte sich die Situation 2022 entspannt. „Da haben wir auch weniger Beschwerden aus der Bevölkerung“, entgegnete Thorsten Schurse. Die Zahlen belegten, „dass Parküberwachung notwendig ist und funktioniert“.

Was nach Ansicht des Bezirksbeirats indes nicht funktioniert ist die Sauberkeit. Laut Schwennen gibt es zwar „keine großflächige Vermüllung“ und „ein Großteil der Nutzer“ bringe den Müll in die Abfallbehälter. Die Reinigung der Wiesen und Wege erfolge werktags täglich, am Wochenende „bei Bedarf“. „In diesem Jahr war der Bedarf stark gegeben“, räumte der Abteilungsleiter ein, und es habe „punktuell gewisse Müllablagerungen gegeben“. „Festgestellte Regelbrüche“ würden auch geahndet, versicherte er.

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Allerdings hielten ihm die Bezirksbeiräte vor, an manchen Stellen sei es „richtig dreckig“. Thorsten Schurse forderte, „an den Wochenenden die Reinigungsleistung zu erhöhen“. Franz Busenbender (ML) verlangte feste Grillstationen, denn es sei „nicht in Ordnung, wenn die Holzkohle einfach irgendwo hingeworfen wird“. Heidrun Back (CDU) regte Grillzonen an und befürwortete ebenso eine häufigere Reinigung, während sich der CDU-Bezirksbeiratssprecher von der Vogelstang, Volker Kögel, für ein komplettes Grillverbot aussprach und einen Imbisswagen anregte. Doch Schwennen machte deutlich, dass der Vogelstangsee zu jenen Bereichen zähle, wo der Gemeinderat ausdrücklich das Grillen erlaubt habe.

Spielplatz hat keine Chance

„Vielleicht wird dann zumindest weniger gegrillt“, hielt auch Thorsten Schurse einen Imbisswagen für „extrem sinnvoll“. Den hatte die CDU zwar schon beantragt – doch bisher ohne Ergebnis. Schwennen erklärte nun, für den bisher dort parkenden Eiswagen seien „die Nutzungsrechte ausgelaufen“ und ein neuer Vertrag noch nicht geschlossen. Für einen Imbisswagen seien ihm „keine Anträge bekannt“, aber der Stadtraumservice sei dafür zuständig. „Wir sind grundsätzlich offen und sehen die Möglichkeit für einen Foodtruck“ in der Nähe des Toilettenhauses an der Wallstadter Uferseite. Man wolle – nachdem ein Café auf der Vogelstängler Seite von den Anwohnern abgelehnt worden sei – nur weder einen festen Kiosk noch den Verkauf von Alkohol und lege wert auf den Verzicht auf Plastik zur Abfallvermeidung.

Gar keine Chance sah Schwennen für den vom Bezirksbeirat gewünschten zusätzlichen Spielplatz mit Bewegungsangeboten für jedes Alter. „Dazu haben wir zur Zeit kein Geld im Etat“, bedauerte er.

Redaktion Chefreporter

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