Stadtentwicklung

Das wünscht sich die Politik an Mannheims Flussufern

Nutzt Mannheim seine Ufer an Rhein und Neckar richtig? Wir haben die Fraktionen im Gemeinderat nach ihrer Einschätzung gefragt - und nach ihren Wünschen. Es geht unter anderem um Badeschiffe und Campingplätze

Von 
Timo Schmidhuber
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Es muss ja nicht gleich – wie hier im französischen Lyon – ein Freibad sein, das am Flussufer entsteht. © Timo Schmidhuber

Mannheim. Viele in Mannheim wünschen sich eine bessere Nutzung der Flussufer in der Stadt. Im vergangen Jahr hatte der „MM“ in einer großen Serie „75 Ideen für ein besseres Mannheim“ präsentiert - in der anschließenden Leser-Abstimmung gab es die meisten Stimmen für die Idee „Mannheim, wie wär’s mit . . . sich mehr zu den Flüssen zu öffnen?“.

In Mannheim hat sich zuletzt am Wasser einiges getan - etwa am Verbindungskanal im Jungbusch, wo Musikpark, Popakademie, das Existenzgründerzentrum C-Hub sowie private Wohnungen entstanden sind. Am Neckarufer in der Neckarstadt wurden unter anderem Abgänge zum Wasser sowie eine Flachwasserzone errichtet. Dort - unterhalb der Dammstraße - plant die Stadtverwaltung in Zukunft noch weitere Freizeitangebote. Auch auf der anderen Neckarseite soll es durch die vorgesehene Neubebauung des Collini-Areals und die Neugestaltung des Böckler-Platzes in den kommenden Jahren einen besseren Zugang zum Neckar geben. Doch vielen reicht das nicht aus. Wir haben die Fraktionen im Gemeinderat gefragt, wie sie die aktuelle Nutzung der Uferflächen in Mannheim bewerten. Und was sie verbessern wollen. Hier ihre Antworten.

Grüne

„Natur und Naherholung sind für uns Grüne die Richtschnur für die Entwicklung der Flussufer, dafür setzen wir uns seit vielen Jahren ein“, sagt Stadträtin Gabriele Baier für die Grünen-Fraktion. Die erfolgreiche Sanierung des Strandbads zum Beispiel habe das Rheinufer deutlich aufgewertet. Die Grünen sehen den Schwerpunkt für Maßnahmen derzeit aber am Neckar. „Hier ist der Bedarf an wohnortnahem Freiraum besonders hoch.“ Die jetzt östlich der Ebert-Brücke begonnene Renaturierung des Altneckars, bei der ein Naherholungsbereich entstehe, gehe auf eine Initiative ihrer Fraktion zurück, so Baier. Sie weist außerdem darauf hin, dass die Grünen im städtischen Haushalt Geld für Bewegungsgeräte und Sitzgelegenheiten am Dammstraßen-Ufer eingestellt hätten und auch dafür, die Neckarmündung in den Rhein „stärker in den Fokus zu stellen“. Die Fraktion hoffe auf eine baldige Umsetzung. In den vergangenen Jahren sei an dem ehemals unattraktiven NeckarstadtUfer mit Liegewiese und Flachwasserzonen schon einiges für die Bevölkerung verbessert worden, findet Baier. Die neuen Pläne für das Dammstraßen-Ufer knüpften daran an. Gleichzeitig, so die Grünen, müssten allerdings auch die Belange des Landschafts- und Naturschutzes berücksichtigt werden.

Die Serie

  • Zum 75. Geburtstag des „Mannheimer Morgen“ haben wir „75 Ideen für ein besseres Mannheim“ vorgestellt. Bei einer Abstimmung konnten unsere Leserinnen und Leser die beste Idee wählen.
  • Gewonnen hat der Beitrag von Anke Philipp mit dem Thema „Mannheim, wie wär’s … sich mehr zu den Flüssen zu öffnen?“.
  • Das haben wir zum Anlass genommen für eine Serie mit dem Titel „Leben an zwei Flüssen“. Sie beschäftigte sich in loser Folge mit der Nutzung der Flächen an Neckar und Rhein. Es ging dabei um die Frage, welche Ideen bislang umgesetzt wurden, was noch geplant ist und aus welchen Plänen nichts wurde und warum. Mit diesem Beitrag endet unsere Serie.

SPD

SPD-Fraktionschef Thorsten Riehle findet, dass die Uferflächen in Mannheim noch zu wenig genutzt werden. Seine Fraktion begrüßt deshalb alle Pläne, das Leben in der Stadt mehr an die Flüsse zu bringen. „Dazu gehören Neubauten wie das Institut für Deutsche Sprache oder das Collini-Areal. Auch die flächenmäßige Nutzung der Neckarwiese mit Sportplätzen und anderen Freizeitbereichen begrüßen wir. Dieser Prozess kommt für uns aber zu langsam voran“, kritisiert Riehle, aus dessen Sicht „deutlich mehr Kreativität gefragt“ sei, „damit die Potenziale besser genutzt werden können“. Die Fraktion denkt dabei auch explizit an die Wasserflächen am Rheinauer See oder am Vogelstangsee. Die Sozialdemokraten wünschen sich, „dass mehr Kultur und Sport an Neckar und Rhein stattfindet.“ Allerdings seien bei der Nutzung der Uferflächen immer auch die Bürgerinnen und Bürger einzubinden. „In anderen Städten gibt es gute Vorbilder, wie das Flussschwimmbad in Kopenhagen, das ein beliebter Treffpunkt für alle ist.“

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CDU

Fraktionschef Claudius Kranz weist darauf hin, dass Mannheim an seinen Flüssen schon einiges zu bieten habe und nennt als Beispiele die Rheinpromenade auf dem Lindenhof und das aufgewertete Strandbad. Aber auch das Neckarufer. Der dortige Bereich zwischen Ebert- und Jungbuschbrücke „wurde und wird mit Spiel- und Sportflächen und besseren Zugängen aufgewertet. So entstanden und entstehen Bolzplatz, Basketballplatz, Spielplatz, Volleyballplatz, Calisthenicsanlage sowie Bänke und zusätzliche Bäume“, erklärt Kranz. Auch die derzeit laufende Renaturierung des Neckars östlich der Ebert-Brücke halten die Christdemokraten für „richtig und wichtig“. Die Fraktion unterstützt laut Kranz auch das „Wohnen am Wasser“. „Die neuen Häuser am Waldhofbecken werten den Luzenberg auf. Auch bei der Schafweide war uns wichtig, dass neben dem SWR auch Wohnen entsteht“, betont der Fraktionschef. Im Stadtzentrum können sich die Christdemokraten „ein Heranrücken von Bebauung ans Wasser gut vorstellen, wie bereits beim Musikpark geschehen“. Dabei müsse aber immer ein Gleichklang von Natur, Bestand und Neuem angestrebt werden.

LI.PAR.Tie

Die Fraktion kritisiert, dass Mannheim als Stadt an zwei Flüssen ihr großes Potenzial kaum nutze: „Generell müssen die Zugänge zu Neckar und Rhein verbessert und Barrieren abgebaut werden“, fordert Fraktionschef Dennis Ulas. Gerade im Bereich der Innenstadt und des Collini-Areals seien die Zugänge zum Neckar sehr schlecht, obwohl es seit vielen Jahren Diskussionen und Workshops gebe. Die Uferbereiche selbst könnten „abwechslungsreicher und naturnaher“ gestaltet werden, findet LI.PAR.Tie. Die geplante Umgestaltung des Ufers im Bereich Dammstraße könne hier Vorbild sein. „Klar ist aber, dass trotz höherer Aufenthaltsqualität die ökologischen Kriterien des Landschaftsschutzgebiets beachtet werden müssen.“ Auch der Rhein muss nach Ansicht der Fraktion im Bereich der Innenstadt besser erreichbar und erlebbar gestaltet werden. „Wir unterstützen die Idee einer Fuß- und Radfähre zwischen Mannheim und Ludwigshafen.“ Nach der Bundesgartenschau könnte sich die Stadt mit dem gewonnenen Know-how auf die Umgestaltung der Uferbereiche konzentrieren, so Ulas. „Investitionen könnten über Förderprogramme unterstützt werden.“

Freien Wähler / Mannheimer Liste

Bei der Zugänglichkeit und Aufenthaltsqualität der Uferbereiche von Rhein und Neckar sieht die Fraktion von Freien Wählern/Mannheimer Liste (ML) „erheblichen Handlungsbedarf“. Erste Schritte, wie sie jetzt am Neckar im Bereich des Instituts für Deutsche Sprache geplant sind, sieht die ML positiv. Sie schlägt aber auch eine Erweiterung der Nutzungen auf den Bereich zwischen Friedrich-Ebert-Brücke und Jungbuschbrücke vor sowie eine Aufwertung des Bereichs am Rhein rechts und links der Konrad-Adenauer-Brücke zwischen Friedrichspark und Jugendherberge. „Durch Freiflächenplanungen für beide Flüsse und eine aktive Einbindung und Beteiligung von Bevölkerung und Interessengruppen könnten vielfältige Möglichkeiten wie Sitzgelegenheiten, Liege- und Spielflächen, Treffpunkte aber auch Veranstaltungsflächen entworfen werden. Eine abschnittsweise Umsetzung würde die Aufenthaltsqualität Stück für Stück verbessern.“

FDP / Mittelstand für Mannheim

„Mannheim nutzt seine privilegierte Lage an zwei Flüssen deutlich zu wenig“, findet Birgit Reinemund, die Vorsitzende der Fraktion FDP/Mittelstand für Mannheim. „Auch wenn viele Uferlagen in Naturschutzgebieten oder im wirtschaftlich genutzten Hafen liegen oder als Überflutungsfläche bei Hochwasser dienen, gibt es viel Entwicklungspotenzial für Freizeit-, Sport- und Naherholung sowie Wohnen am Wasser.“ Der bessere Zugang zum Wasser im Zuge der Neckarrenaturierung sei „ein Schritt in die richtige Richtung“, wie Reinemund betont. „Auch Bademöglichkeiten können wir uns gut vorstellen. So könnte zum Beispiel ein Badeschiff mit Wasser in den Laderäumen am Verbindungskanal im Jungbusch oder auch im Bereich der Kurpfalzbrücke liegen.“ Wichtig ist den Liberalen besonders der Erhalt des Waldparks sowie ausreichend öffentliche Toiletten am Stephanienufer und an den Neckarwiesen, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Von einer Aufwertung im Bereich Dammstraße, so die FDP, profitiere das gesamte Quartier.

AfD

Die AfD-Fraktion hält bereits heute viele Uferbereiche für „sehr attraktiv“, sie würden für Freizeit und Wohnen genutzt, wie Stadtrat Rüdiger Ernst erklärt. „Es gibt aber auch Bereiche, die ein großes städtebauliches Entwicklungspotenzial besitzen, aber verwahrlost und ungepflegt sind und unbedingt aufgewertet werden müssten.“ Als Beispiele nennt die AfD die Neckarpromenade unterhalb der Neckaruferbebauung, das Neckarufer zwischen Kurpfalzbrücke und Jungbusch sowie die Rheinpromenade mit dem Schlosspark. Die AfD wünscht sich außerdem „eine attraktive Verbindung zwischen Rhein und Neckar entlang des Verbindungskanals“. Ein Naherholungsgebiet für die nördlichen Stadtteile könnte nach Ansicht der AfD oberhalb der „Lagune“ am Altrhein auf der Friesenheimer Insel (gegenüber der Firma Roche) entstehen. „Außerdem wäre ein weiterer Campingplatz am Rhein- oder Neckarufer wünschenswert“, findet Ernst.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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