Mannheim. Vier Thementische, ein Quiz und ein Glücksrad: Mit verschiedenen Mitteln fühlten der Bürgerverein Innenstadt West und der Bürger- und Gewerbeverein Östliche Innenstadt den Oberbürgermeister-Kandidaten Christian Specht (CDU), Thorsten Riehle (SPD) und Raymond Fojkar (Grüne) sowie Kandidatin Isabell Belser (Linke) auf den Zahn. Fast 100 Interessierte konnten Inka Neubert und Pascal Wieandt (Künstlerische Leitung/Geschäftsführung) im Theaterhaus G7 begrüßen. Jutta Schroth, Vorsitzende des Bürgervereins Innenstadt-West, freut es, so viele zu sehen: „Das bestätigt, dass sehr viele Menschen hier leben.“
In einer kurzen Eingangsrunde will Moderator Joachim Vette, evangelischer Leiter des Ökumenischen Bildungszentrums Sanctclara, von den Kandidaten wissen, welchen Bezug sie zur Innenstadt haben und welche Herausforderungen und Probleme sie dort sehen. „Die Innenstadt ist prägend für die gesamte Stadt - ihre Visitenkarte“, sagt Specht. Er weist auf die Zunahme des Verkehrs und die Entwicklung des Einzelhandels hin. Wichtig nach dem Ende des Verkehrsversuchs sei ein Konsens mit allen Beteiligten, den Durchgangsverkehr aus der City herauszuhalten. SPD-Kandidat Riehle möchte den Verkehrsversuch weiterdenken. Er spricht sich für mehr Perspektiven für die Menschen aus, die hier leben. Doch man könne nicht alle Straßen für den Autoverkehr sperren.
Fojkar erinnert wie schon beim „MM“-Stadtgespräch vor mehr als zwei Wochen an die einstigen Diskussionen über die Einführung der Planken als Fußgängerzone in der Innenstadt. Die Befürchtung, der Handel wird sterben, sei nicht eingetroffen. „Der Widerspruch Handel Bevölkerung, den es nicht gibt, wird aufhören, wenn es hier grüner wird“, glaubt Fojkar. Belser setzt sich dafür ein, „dass die Stadt bunter und vielfältiger wird“. Wichtig sei die Förderung des Einzelhandels, mehr Grün in der Innenstadt, der Ausbau von Fuß- und Radwegen und des ÖPNV.
Eine Gruppe wird vermisst
Nach der Vorstellungsrunde geht es an die Thementische: „Kultur & Freizeit“ mit Hannes Köppel vom Bürgerverein Innenstadt-West, „Stadtentwicklung“ mit Karim Baghlani vom Bürgerverein Östliche Innenstadt, „Verkehr“ mit Claudia Joerger vom Bürgerverein Innenstadt West und „Sicherheit und Ordnung“ mit Daniel Barchet vom Bürgerverein Östliche Innenstadt. „Es war faszinierend zu beobachten, wie die Teilnehmer mit den Kandidaten interagierten und viele anregende Fragen stellten“, stellt Moderator Vette fest.
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Vermisst in der Runde wird der Teil der Bevölkerung, der nicht wählen darf. Riehle verspricht als Oberbürgermeister, „einen besonderen Fokus auf die Innenstadt zu legen - als Teilhabe“. Und Belser fordert: „In der Stadt leben so viele Kulturen, Religionen, Nationen, wir müssen es schaffen, alle mit ins Boot zu holen.“ Specht erklärt: „Mein Anspruch als Oberbürgermeister ist es, alle zu vertreten, egal ob er wählen darf oder nicht.“ Es gelte der Ordnungsrahmen, dass in Mannheim keine Konflikte aus der ganzen Welt ausgetragen werden, sondern die Menschen friedlich zusammenleben. Fojkar gibt zu bedenken, dass 40 Prozent der heute 15-Jährigen einen Migrationshintergrund haben. Nicht alle Kinder hätten die gleichen Rechte und Möglichkeiten. Er will sie einladen mitzuarbeiten.
Hitzesituation in der Stadt
Eine Bürgerin erklärt, sie liebe die Innenstadt. Doch wegen des Klimas überlege sie wegzuziehen. Fojkar sagt dazu: Seit 2004 habe sich die Hitzesituation in der Stadt eindeutig verschärft. Riehle spricht sich für eine Entsiegelung von Swanseaplatz und Dalbergplatz sowie eine Reduzierung des Autoverkehrs aus. Specht möchte darüber hinaus mehr Fassadenbegrünung und eine Beschattung der Haltestellen. Außerdem habe der Grünzug der Bundesgartenschau Auswirkung auf die Innenstadt. Belser will sich für eine autofreie Innenstadt und mehr Radwege einsetzen.

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Diskutiert wird auch ein Ungleichgewicht bei der Finanzierung der Freien Bildungs- und Theaterszene gegenüber großen Einrichtungen wie Nationaltheater. Fojkar wünscht sich den „alten Hans-Reschke-Geist“ beim Nationaltheater zurück: „Wer Geld hat, soll sich engagieren, und das Geld der freien Szene zufließen.“ Zudem spricht er sich für einen festen Zuschuss aus.
Weiteres Thema ist ein kostenloser ÖPNV in der Innenstadt. „Das sei eine Frage der Finanzierung“, meint Riehle. Er spricht sich statt 49-Euro-Ticket für ein 365-Euro Ticket aus. „Sozial schwache Familien können sich das 49-Euro Ticket nicht leisten“, mahnt Belser. Specht findet: „Wir müssen Prioritäten setzen.“ Wichtiger als der Preis seien eine bessere Taktung und ein direkter Zugang zum ÖPNV.
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