Mannheim. Beim „MM“-Stadtgespräch in der Abendakademie haben sich die vier Kandidatinnen und Kandidaten für die Mannheimer Oberbürgermeisterwahl einen Schlagabtausch über Verkehr, Klimaschutz und Finanzen geliefert. Mit Isabell Belser (Linke), Raymond Fojkar (Grüne), Thorsten Riehle (SPD) und Christian Specht (CDU) diskutierten am Dienstagabend die Bewerberinnen und Bewerber, die mehr als ein Mitglied des Gemeinderats hinter sich haben.

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Specht für Neubau des Stadions
In der von „MM“-Lokalchef Florian Karlein und dessen Stellvertreter Timo Schmidhuber moderierten Debatte sprach sich Specht, der auch von FDP und ML unterstützt wird, dafür aus, den Neubau eines Fußballstadions in Erwägung zu ziehen - die Stadtverwaltung favorisiert dagegen eine Sanierung des Carl-Benz-Stadions. Specht nannte die schlechte Sicherheit im Stadion, die fehlende Barrierefreiheit, eine schlechte Verkehrssituation und die Lage im Wohngebiet als „immense Probleme“ im und ums Stadion. „Wir müssen uns rechtzeitig mit einer Neubau-Option beschäftigen.“ Er zeigte sich dafür offen, einen möglichen Neubau mit Unterstützung von privaten Investoren wie etwa Waldhof-Mäzen Bernd Beetz zu finanzieren.
Gleichzeitig erklärte der CDU-Politiker, die Finanzierung für den Neubau einer Stadtbibliothek prüfen zu wollen. Die Pläne seien zwar eine „große, wichtige Investition in die Zukunft“. Bereits jetzt sind dafür aber Kosten von 80 Millionen Euro veranschlagt, die laut Specht noch steigen werden. Diese Summe müsste über den städtischen Haushalt abgedeckt werden. Modellen, wonach etwa die GBG die Stadtbibliothek bauen könne, hält er für unrealistisch. Das überfordere eine solche Gesellschaft, sagte Specht. Er könne sich auch eine abgespeckte Version eines Neubaus vorstellen und sprach sich für die Stärkung der Bibliotheken in den Stadtteilen aus.
Riehle priorisiert Neubau der Stadtbibliothek vor Stadion
Widerspruch erntete er von seinen Kontrahentinnen und Kontrahenten des linken Lagers. „Eine Stadtbibliothek ist nicht irgendetwas, sondern eine zentrale Einrichtung für Bildung und für Bildungsgerechtigkeit“, sagte SPD-Kandidat Riehle. „Das muss eine Stadt wie Mannheim machen.“ Das Vorgehen, die Sanierung des Carl-Benz-Stadions zunächst „vertieft zu untersuchen“, halte er für „richtig“. Wenn man dann zum Ergebnis komme, dass das Stadion nicht sanierbar sei, brauche man einen Plan B. Für die Finanzierung eines möglichen Neubaus zieht Riehle Kredite anstatt das Geld von privaten Mäzenen vor.
Um mehr Betreuungsplätze für Kinder zu schaffen, brachte er neben schnelleren Neubauten ein „Mannheimer Stipendiumsprogramm“ ins Spiel, mit dem freie Träger Erzieherinnen und Erzieher ausbilden. Die würden dafür dazu verpflichtet, nach der Ausbildung mehrere Jahre in Mannheim zu arbeiten.
Fojkar will Fusion der Kliniken voranbringen
Auch Grünen-Kandidat Fojkar bezeichnete den Neubau der Stadtbibliothek als „entscheidend“. Außerdem erklärte er, die Verbundlösung des Klinikums schnell voranbringen zu wollen. „Im Verbund mit Heidelberg kann da etwas entstehen, das in seiner Bedeutung für die Region, für das Land und das Bundesgebiet entscheidend sein kann.“
Zudem sprach er sich dafür aus, steigende Kosten bei der Sanierung des Nationaltheaters stärker zu kontrollieren. Er wundere sich über die Großzügigkeit anderer Fraktionen bei der Übernahme von Mehrkosten. „Auch angesichts der Not einer freien Kulturszene halte ich das für schwierig“, sagte er. „Da müssen wir steuernd eingreifend.“ Fojkar will stattdessen auch finanzstarke Unterstützerinnen und Unterstützer des Nationaltheaters, die die Haus erhalten wollen, an Kosten beteiligen. Man könne das Nationaltheater nicht als „Daseinsvorsorgeaufgabe“ der Stadt betrachten, sondern müsse sich für dessen Erhalt engagieren.
Bildung für Belser im Mittelpunkt
Linken-Politikerin Belser, die auch von Tierschutzpartei und Klimaliste unterstützt wird, nannte den Ausbau von barrierefreien Kindergärten und Schulen als dringlichste Aufgabe. „Es gibt sehr wenige Schulen in Mannheim“, die barrierefrei gestaltet seien. Außerdem sprach sich Belser für die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium aus und wünscht sich „eine zweite IGMH“ in Mannheim.
Zudem müssten Alleinerziehende finanziell gestärkt werden. „Wir müssen es als Stadt schaffen, alle Kinder aufzufangen.“ Bildung und Teilhabe müssten dafür erhöht werden. „Gerade wenn man alleinerziehend ist, reicht das Geld nicht aus, um sein Kind adäquat zu fördern oder das Mittagessen im Kindergarten zu sichern.“
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