Kommunalpolitik

Forum zur OB-Wahl in Ludwigshafen: Spannender Dreikampf deutet sich an

Vor 600 Besuchern haben sich die vier Bewerber für das Ludwigshafener Oberbürgermeisteramt im Oppauer Bürgerhaus präsentiert. Wer der heimliche Gewinner der „Rheinpfalz“-Veranstaltung war.

Von 
Stephan Alfter
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Die vier Ludwigshafener OB-Kandidaten stellen sich den Fragen des Rheinpfalz-Journalisten Steffen Gierescher: Klaus Blettner (v.l., CDU), Jens Peter Gotter (SPD), Michaela Schneider-Wettstein (Volt) und Martin Wegner (unabhängig). © Stephan Alfter

Ludwigshafen. Wer folgt in Ludwigshafen auf die zum 1. Januar 2026 ausscheidende Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos)? Diese Frage ist nach einem zwischenzeitlich sogar unterhaltsamen Abend am Mittwoch im Oppauer Bürgerhaus beinahe offener als zuvor. Klaus Blettner (CDU, Hochschulprofessor), Jens Peter Gotter (SPD, IT-Unternehmer), Michaela Schneider-Wettstein (Volt, Referentin für Inklusion) und Martin Wegner (unabhängig, Anwalt) saßen auf Einladung der Ludwigshafener Tageszeitung „Die Rheinpfalz“ vor 600 Besuchern auf dem Podium. In dem tropisch heißen Saal nutzten sie die Gelegenheit, sich als geeignete Kraft an der Spitze der Verwaltung zu präsentieren, unterschiedlich gut. Als ein heimlicher Gewinner des Abends darf sicherlich Martin Wegner bezeichnet werden. Dazu später mehr.

Nur mit Pfefferspray über den Berliner Platz?

Die Dinge, die es in Ludwigshafen anzupacken gilt, sind weithin bekannt. In großen Interviews mit den Bewerbern hat diese Redaktion die Themen Ende Juli ausführlich dargestellt. Der Komplex Sicherheit, Sauberkeit, Ordnung ist seither vielleicht zum wichtigsten Wahlkampfthema gereift, weil er am unmittelbarsten wirkt. Viele Ludwigshafener, das zeigten auch Video-Einspieler, die das „Rheinpfalz“-Team im Vorfeld aufgenommen hatte, regt die Müllproblematik in der Innenstadt und im Hemshof auf. Der Berliner Platz ist vor allem für Ludwigshafenerinnen ein unsicherer Ort. Blettner sprach von einer Studentin im zweiten Semester, die nur mit der Hand am Pfefferspray über den Platz laufe. Diesem Problem wollen die Kandidaten unterschiedlich begegnen.

Wahlplakate hängen vor der Wahl am 21. September in der Ludwigshafener Rheinallee. © PIX-Sportfotos

Der CDU-Kandidat sagte von Beginn an, dass eine Videoüberwachung nach Mannheimer Vorbild (Paradeplatz) sein Favorit sei. Gotter hält das nicht für die optimale Lösung. Mehr Licht und Sichtachsen müssten auf den Platz – und mehr Sicherheitspersonal. Wegner hält eine Dauerpräsenz des Kommunalen Vollzugsdienstes für die beste Lösung. Er warb dafür, diese Kräfte direkt im Erdgeschoss eines neuen Rathauses am Berliner Platz unterzubringen. Ungeklärt blieb indessen, woher das Personal kommen soll. Den Job will nämlich kaum jemand machen. Volt-Kandidatin Schneider-Wettstein sieht eine Belebung des Platzes, etwa durch Cafés, als beste Methode der Prävention an.

Wegner sieht „nur“ ein Verteilungsproblem

Ludwigshafen – die Betonung war allen wichtig – ist eine Stadt des Sports und der Kultur. Und jenseits sämtlichen Lamentos über fehlendes Geld wollen alle Kandidaten diese Eigenschaften erhalten und stärken. Das Thema Finanzen sprach der souveräne Moderator Steffen Gierescher natürlich an. Vorneweg: Kein Kandidat hat ein Patentrezept für eine schnelle Entschuldung der mit mehr als 1,5 Milliarden Euro verschuldeten Stadt, aber alle nennen Stellschrauben, an denen sie drehen wollen.

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Blettner will notfalls auch gegen den Bund klagen. Stichwort: Wer bestellt, bezahlt. SPD-Bewerber Gotter sagte schon im Mai, dass er „einen Brief an Lars“ (Klingbeil, Bundesfinanzminister) schreiben wolle. Ihm geht es um eine bessere Aufteilung von Einkommen- und Umsatzsteuer zu Gunsten der Kommune. Wegner sieht kein Geldproblem, sondern ein Verteilungsproblem. Und Schneider-Wettstein? Sie will ganz andere Prioritäten setzen beim Geld ausgeben. Also keine Helmut-Kohl-Allee? Das Projekt sorgt bei vielen für Bauchschmerzen, doch keiner der Kandidaten würde das Projekt mehr abbrechen wollen. Stattdessen: Immer wieder überprüfen und womöglich anpassen.

Offener Schlagabtausch? Eher nicht

Wer an dem Abend einen offenen Schlagabtausch erwartet hatte, wurde enttäuscht. Heiße Debatten unter den verbliebenen Kandidaten gab es nicht – höchstens kleine Spitzen. Ansonsten gingen die Bewerber sehr respektvoll miteinander um. Man applaudierte sich mitunter gegenseitig und aufgrund des engen Gestaltungskorridors weichen die Ideen der Bewerber nicht gänzlich voneinander ab. Der ausgeschlossene AfD-Bewerber, Joachim Paul, war in der ersten Stunde im Publikum, verließ die Veranstaltung aber, als sein Ausschluss Thema einer Fragerunde war. Der profilierteste Auftritt gelang wahrscheinlich dem SPD-Mitglied Martin Wegner, der als unabhängiger Bewerber antritt und von einigen Fesseln befreit wirkte.

Er war schlagfertig, wortgewandt und präsent. Der Applaus zeigte, dass die Zuschauer das auch so empfanden. Jens Peter Gotter war besonders entschlossen, während Klaus Blettner an diesem Abend vielleicht zu gehemmt auftrat und rhetorisch wenig mitreißend war. Michaela Schneider-Wettstein sammelte Sympathiepunkte, wird nach einer repräsentativen „Rheinpfalz“-Umfrage aber kaum eine Chance auf die Stichwahl haben. Der 21. September – danach sieht es aus – wird ein spannender Dreikampf werden. Die zwei Gewinner gehen in die Stichwahl am 12. Oktober.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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