Da ist es nun also, das Ungeheuer mit den vielen Nullen. Angst und Schrecken hatte es schon in den Jahren vor seinem Erscheinen verbreitet. Jetzt wagt es sich aus der Deckung und kreist bedrohlich über Ludwigshafen und der gesamten Metropolregion – bereit, alles ins Chaos zu stürzen. Ganz ehrlich: Dass die Erneuerung des Hochstraßensystems in Ludwigshafen aller Voraussicht nach mehr als eine Milliarde Euro kosten wird, kann heutzutage niemanden mehr ernsthaft überraschen. Beunruhigend ist es aber dennoch. Denn, das sagen die Verantwortlichen vor Ort selbst, die Risiken sind fast unkalkulierbar. Und das Ende der Fahnenstange scheint mit den jetzt genannten 1,46 Milliarden Euro noch lange nicht erreicht.
Allein im vergangenen Jahr sind die Preise im Brückenbau laut Statistischem Bundesamt um 14,9 Prozent gestiegen. Die Corona-Krise, die Flutkatastrophe im Ahrtal, die Transformation zu erneuerbaren Energien und nicht zuletzt der russische Angriffskrieg in der Ukraine machen das Bauen latent teurer. Ludwigshafen ist – wie viele andere – ein Opfer dieser Entwicklungen.
Die Stadtspitze ist jedenfalls nicht zu beneiden. Sie muss in Krisenzeiten ein regional bedeutsames Verkehrsprojekt planen, dessen Kosten mit ungefähr 1,5 Milliarden Euro fast auf die Million genau dem Schuldenstand der Stadt Ludwigshafen entsprechen. Das muss man sich mal in aller Ruhe auf der Zunge zergehen lassen.
Im Kampf gegen das Zahlen-ungeheuer ist Ludwigshafen also auf jede erdenkliche Hilfe angewiesen. Der Bund und das Land Rheinland-Pfalz sind jetzt als Ghostbusters gefragt. Als Monsterjäger, die ihren Teil dazu beitragen, die Bedrohung abzuwenden. Verbindliche und verlässliche Förderzusagen müssen her, und zwar möglichst schnell. Denn die Hochstraße Süd fällt inzwischen seit bald drei Jahren aus. Und ob die Nordtrasse wirklich noch bis Ende 2025 durchhält, kann trotz aller Untersuchungen niemand mit Sicherheit sagen – es sei nur an die plötzliche Einsturzgefahr der Pilzhochstraße erinnert.
Bis zur Sperrung der Südtangente rollten täglich mehr als 100 000 Fahrzeuge über die beiden Brücken. Allein die Pandemie hat in den vergangenen beiden Jahren für eine einigermaßen erträgliche Verkehrssituation gesorgt. Und auch wenn es künftig weiterhin viel Homeoffice und alternative Mobilitätsangebote gibt – ein intaktes Hoch- und Stadtstraßensystem in Ludwigshafen ist für die gesamte Region elementar und alternativlos.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bund und Land müssen Ludwigshafen dringend helfen
Die Hochstraßenerneuerung kostet laut einer neuen Berechnung 1,46 Milliarden Euro. Bund und Land müssen jetzt schnell verlässliche Förderzusagen machen, kommentiert Julian Eistetter.