Heidelberg. Von Ankunftszentrum über Betriebshof und Kongresshalle bis Stadthallensanierung: Neben der Corona-Pandemie waren dies wichtige Themen im zu Ende gehenden Jahr in Heidelberg.
Wohnungsbau: Ob in der Bahnstadt, auf den Konversionsflächen in Rohrbach und in der Südstadt, im Höllenstein-Quartier oder bei Nachverdichtungen in anderen Stadtteilen: 2021 sind viele neue Wohnungen bezugsfertig geworden. 1200 Wohnungen entstehen insgesamt in Mark Twain Village, wo 2021 die ersten Neubau-Bewohner eingezogen sind. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH hält fast 15 Prozent der Mietwohnungen in der Stadt. 139 Wohnungen kamen in den zurückliegenden zwölf Monaten hinzu. Im September feierte die GGH ihr 100-jähriges Bestehen und öffnete in Handschuhsheim eine Museumswohnung. Im jüngsten Stadtteil Bahnstadt leben inzwischen 5700 Menschen. Jeder Zweite ist jünger als 30 Jahre.
Städtepartnerschaft: Heidelberg und Montpellier feiern 60 Jahre Städtepartnerschaft. Bürgermeister Michel Delafosse bekennt sich zur deutsch-französischen Partnerschaft. Mit Oberbürgermeister Eckart Würzner an der Spitze reist eine deutsche Delegation ans Mittelmeer. Bei nachhaltiger Mobilität, Wissenschaft und Wirtschaft sowie im Schulaustausch wollen die Partner künftig noch enger zusammenarbeiten. Montpellier will Heidelberg auf dem Weg zu kostenlosem ÖPNV helfen – mindestens bei jungen und alten Menschen.
Großsporthalle: Bis zu 5000 Zuschauer haben Platz in der neuen Großsporthalle SNP dome. An 260 Tagen im Jahr steht die neue Sportarena an der Speyerer Straße dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung. Die Baukosten wurden zuletzt mit 28 Millionen Euro angegeben. Außerdem ist sie nun die sportliche Heimatadresse der Bundesliga-Basketballer MLP Academics. Die Rhein-Neckar-Löwen tragen hier Heimspiele aus. 2016 hatte der Gemeinderat die städtische Bau- und Servicegesellschaft (BSG) mit dem Bau und Betrieb beauftragt.
Krawall: Am Pfingstwochenende sorgt „Krawall-Tourismus“ auf der Neckarwiese für Schlagzeilen und Ermittlungen gegen 20 junge Menschen. Im Herbst entwickelt sich der Bereich um die Alte Brücke vorübergehend zum Sorgenkind des nächtlichen Heidelberg: Alkoholgetränkte Spontanpartys verschaffen Polizei und Ordnungskräften vor allem den Sommer über viele Einsätze. Die Sicherheitspartnerschaft mit dem Land bewährt sich dabei.
Stadthalle: Im Dezember erteilt das Regierungspräsidium die Genehmigung für die Sanierung der „Guten Stube“ der Stadt. Bis zuletzt hatten Gegner versucht, vor allem den Einbau eines Hubbodens zu verhindern. Er soll Konzertbesuchern künftig dank aufsteigender Sitzreihen ein besseres Hörvergnügen bescheren. Die Sanierung der Stadthalle soll laut Stadt 33 Millionen Euro kosten. Finanziert wird sie durch Großspenden eines Kreises von Mäzenen um Wolfgang Marguerre. Im Juni 2020 war der Bauantrag eingereicht worden. Noch aus steht eine wasserrechtliche Genehmigung des Umbaus für die Maßnahmen im Grundwasserbereich. Nachbarn befürchteten Aufstaueffekte.
Hip-Hop: Nach der Festwoche Anfang Oktober und der Verleihung der Richard-Benz-Medaille zum 50. Geburtstag des Genre-Vorreiters Torch beantragt die Stadt im November offiziell die Aufnahme des Heidelberger Hip-Hop in das „Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes“ der Unesco. Seit 2019 ist das Stadtarchiv im Besitz des „Hip-Hop-Archivs“. Die Szene um Torch, sein Label „360 Grad“, Rapper Toni L oder DJ Boulevard Bou beeinflusste die bundesweite Hip-Hop-Szene.
Königstuhl: Im Juni ziehen die ersten Gäste in das neue Königstuhl-Hotel ein. Jahrzehnte waren zuvor Konzepte und Investoren an der leerstehenden Ruine des alten Königstuhl-Hotels gescheitert. Der Neubau ist deutlich größer. Der Petitionsausschuss des baden-württembergischen Landtags urteilt im Frühjahr 2021, dass die Baugenehmigung nicht rechtens erteilt worden sei. Da war das Hotel aber schon beinahe bezugsfertig. Ein Rückbau sei den Investoren nicht zuzumuten, hieß es dazu. Ein Gasthaus gab es dort schon früher – der amerikanische Autor Mark Twain (1835-1910) logierte hier zum Beispiel. Der Neubau sei „politisch unbedingt gewollt“ gewesen, nimmt Baubürgermeister Jürgen Odszuck im März in einer öffentlichen Ausschusssitzung ausführlich Stellung zur Baugeschichte. Ein paar hundert Meter weiter liegt die Stadt noch im Clinch mit einem Investor: Die Stadt fordert den Alten Kohlhof – inzwischen Adresse eines Gourmetlokals – zurück. Im August stellte das OLG Karlsruhe in einigen Punkten eine Zivilentscheidung des Heidelberger Landgerichts in Frage. Es geht im Kern um die Frage, ob der Verpflichtung, hier eine Gaststätte zu betreiben, nachgekommen wird. Im Mai 2022 würde diese Betreiberpflicht indes ohnehin auslaufen.
Ankunftszentrum: Das Ankunftszentrum für Geflüchtete zieht innerhalb von Patrick-Henry-Village in einen Neubau: Das entscheidet der Gemeinderat Mitte Dezember. Das Land hat nun Planungssicherheit und will 100 Millionen Euro investieren. Bis zu 2000 Menschen sollen hier Platz bekommen. Fünf Jahre wurde um den neuen Standort gerungen. Auch einen Bürgerentscheid gab es.
Betriebshof: Im Juli fällt im Gemeinderat die Entscheidung: Der RNV-Betriebshof wird in Bergheim neu gebaut. Ausweichgleise sollen in Wieblingen und Rohrbach Süd entstehen. Der Verkehrsverbund geht nach ersten Schätzungen von 65 Millionen Euro Kosten aus.
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