Mit Engagement und Herzblut setzten sie sich für die Menschen ein, berührten mit ihrem Tun oder überzeugten mit ihrem Wissen: Mannheim trauert in diesem Jahr um besonders viele Mitbürger, die unsere Stadt 2021 verloren hat.
Manfred Flader
Er verstand die Sprache von Kindern und Jugendlichen wie kaum ein anderer: Der frühere Leiter des Johann-Peter-Hebel-Heims am Gartenstädter Kuhbuckel und Mitbegründer von Freezone für obdachlose Kinder akzeptierte junge Menschen mit all ihren Problemen – er plädierte für „das Recht des Kindes, so zu sein, wie es ist”. Er starb zum Jahreswechsel 2020/21 im Alter von 76 Jahren.
Gerda Weber
Die Witwe des Mannheimer Historikers Hermann Weber arbeitete und kämpfte an der Seite ihres Mannes, um ihrer gemeinsamen Vision einer gerechteren und besseren Welt entgegenzutreten. Sowohl der Stadt, als auch der Sozialdemokratie war sie stets aufs Herzlichste verbunden. Sie starb am 2. Januar im Alter von 97 Jahren.
Winfried Höhn
Er war 28 Jahre lang Stadtrat der SPD, 25 Jahre Ortsvereinsvorsitzender der SPD im Stadtteil Rheinau, 40 Jahre Chef des Sportclubs Rot-Weiß Rheinau. Im Jahr 2000 erhielt er die Goldene Bürgermedaille der Stadt. Als liebste der sportlichen Auszeichnungen nannte er stets die Verdienstnadel des Deutschen Fußball-Bunds. Am 3. Januar starb er im Alter von 91 Jahren.
Heinz Uhlig
Sein Herz schlug für die Polizei: Kurz vor dem Ruhestand übernahm er die Funktion des Obmanns der Pensionärsgemeinschaft – und organisierte über 18 Jahre lang Pensionärsreffen und sorgte so für den engen Zusammenhalt der Mannheimer Polizeipensionäre. Dem Polizei-Sportverein gehörte er über 70 Jahre an. Er starb am 22. Januar im Alter von 98 Jahren.
Andrea Kiefer
Die engagierte Vorreiterin für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf starb nach langer, schwerer Krankheit im Alter von nur 56 Jahren am 1. März. Von 1993 bis 2019 war sie Pressesprecherin der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar, setzte sich dafür ein, dass berufstätige Eltern Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren können – zu einer Zeit, als viele Arbeitgeber und Politiker das Thema noch belächelten. Bei der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH vertrat sie in einem Forum ihr Herzensanliegen als Beauftragte für Vereinbarkeit.
Heinz Bloch
Manche nannten ihn „Grandseigneur der Mannheimer Gesellschaft“, andere „Papa Bloch“. Im Alter von 96 Jahren starb der frühere Vorstand der Mannheimer Versicherung am 17. März. Bloch holte den amerikanischen Architekten Helmut Jahn für den Neubau der Versicherung an der Augustaanlage nach Mannheim, prägte nicht nur sein Unternehmen, sondern viele Vereine, zum Beispiel als Präsident des Golfclubs Mannheim-Viernheim oder Vorstand des Reitervereins.
Brunhilde Jackl
Mit Brunhilde Jackl ist das 1995 enthüllte Trümmerfrauen-Denkmal B 3 verbunden, das Jackl mit der SPD-Altstadträtin Renate Späh sowie den Künstlerinnen Maritta Kaltenborn und Waltraud Suckow initiiert hatte. Jackl war mehrere Jahre im Vorstand des Mannheimer Seniorenrates, zeitweise als stellvertretende Vorsitzende, und machte Dienste im Info-Büro für Senioren in N 1, war Vorsitzende des Landesrings Baden-Württemberg im Deutschen Seniorenring. Sie starb im Alter von 89 Jahren.
Matthias Spindler
Matthias Spindler war einer der profiliertesten deutschen Jazzkritiker: Der Journalist beim Hessischen Rundfunk und Autor des dieser Zeitung starb am 7. April an den Folgen einer Krebsbehandlung im Alter von 67 Jahren. Ab 1984 moderierte der Wahl-Mannheimer unter anderem den „Jazzclub“ des HR. Bis März 2019 verantwortete er als Autor und Aufnahmeleiter die Kultsendung „Swingtime“ mit Sänger, Moderator und Schauspieler Bill Ramsey. In Erinnerung bleiben die Tiefe seiner Konzertberichte sowie seine klugen und akribischen Analysen.
Thomas Sprengel
Er hat lange nicht über seine Krankheit gesprochen, der er am 9. April mit 67 Jahren erlag: Thomas Sprengel war Geschäftsführer der städtischen Tochtergesellschaft „Event und Promotion“ – und wurde deshalb gern „Mister Stadtfest“ genannt. Er entwickelte die Mannheimer Mess weiter, brachte Wochenmärkte voran oder gestaltete Veranstaltungen auf den Kapuzinerplanken und mit dem Handel. 43 Dienstjahre packte er mit Ideenreichtum, Geschick und Freundlichkeit an.
Ursula Kaiser
Einen Tag vor ihrem 85. Geburtstag starb Ursula Kaiser am 13. April. Viele Mannheimer schätzten sie als Wirtin der Kult-Kneipe „Hemmlein“, die sie fast ein halbes Jahrhundert lang geführt hat. Sechs Tage pro Woche brutzelte sie riesige Schnitzel, knusprige Bratkartoffeln und türmte Berge von Käsespätzle auf die Teller der Gäste, während ihr Ehemann Kurt Kaiser Theke und Ausschank bediente. Als er 1992 mit nicht einmal 60 starb, wollte die „Hemmlein“-Wirtin zunächst nur ein Jahr weitermachen – daraus wurden zur Freude ihrer Stammgäste schließlich 27 Jahre.
Ilse Hannibal
Die Ehrenvorsitzende und langjährige Vorsitzende des Richard-Wagner-Verbands Mannheim starb mit 95 Jahren am 15. April. Der jahrzehntelange Vorsitz des zweitstärksten Verbandes – nach Bayreuth – war für sie stets mehr als nur ein Ehrenamt, sondern bis ins hohe Alter Beruf und Berufung. 45 Jahre lang lenkte sie die Geschicke des Ortsverbandes und verwandelte den „Bessere-Leute-Club“ resolut in einen zeitgemäßen Verein mit satzungsgemäßen Rechten und Pflichten. Ihr großes Herz für die Sache „des Meisters“ und für Menschen, die sich ihr Vertrauen und ihre Wertschätzung erworben hatten, bleiben in Erinnerung.
Amado-Jacques Marin
Der langjährige Direktor des Dorint-Kongresshotels starb unerwartet am 24. April – mit 74 Jahren. Er war mehr als nur Hoteldirektor und engagierte sich beispielsweise für den Förderkreis Freunde des Luisenparks oder den Feuerio. Zudem unterstützte er den Verein Stadtbild und war Motor des Vereins der Mannheimer Hoteliers und lange deren Vertreter im Rosengarten-Aufsichtsrat.
Salvatore Selvaggi
Er war eine Ikone des Mannheimer Wochenmarkts: Händler Salvatore Selvaggi starb am 17. April an den Folgen einer Coronavirus-Infektion, im Alter von 59 Jahren. Entspannt, freundlich, herzlich: Kollegen und Kunden schätzten die Art des gebürtigen Italieners. Mit einem Bild, Kränzen und Kerzen auf dem Marktplatz erinnerten sie nach seinem Tod an den beliebten Händler. Mehr als 15 Jahre stand Selvaggi mit seinem Stand und frischem Brot sowie weiteren Spezialitäten auf dem Wochenmarkt in G1.
Marcus Lanzendorfer
Völlig unerwartet starb am 8. Mai der Mannheimer Event-Discjockey Marcus Lanzendorfer im Alter von 50 Jahren. Das Urgestein der Mannheimer Partyszene mit Künstlernamen M-Lance galt stets als besonders bodenständig. Der Haus-DJ im „Tiffany“ bespielte die ganze Region, bis zu 3000 Zuhörer waren keine Seltenheit. Beim Radiosender bigFM war er ebenso fester DJ, versorgte ungezählte Unifeten und Mottopartys mit Musik.
Hans Raffée
Der renommierte Mannheimer Betriebswirtschafts-Professor starb am 11. Mai im Alter von 91 Jahren. Raffée lehrte in Mannheim nicht nur Marketing, sondern prägte dieses Fach deutschlandweit. Studenten und Kollegen würdigten ihn als Meister tiefsinnig-inspirierender Gespräche. Später wurde er Senatsbeauftragter des Seniorenstudiums und steckte viel Herzblut, Ideenreichtum und Energie in das Ziel, ein das ganze Leben währendes Band der Absolventen zu schaffen – 1995 gründete er „Absolventum“.
Ivo Kljuce
Weggefährten bescheinigten dem Szene-Fotograf kompromissloses Temperament und ein Herz, das mindestens so groß war wie seine wirklich nicht kleine Klappe. Er prägte den Stadtteil Jungbusch, wo er lange in der Beilstraße lebte und ein Atelier hatte. Am 26. Mai starb er im Alter von 54 Jahren in Altrip. Er lichtete Stars von Julia Neigel, Edo Zanki bis hin zu Udo Lindenberg ab, setzte aber auch Taxifahrer, Kellnerinnen oder Menschen auf der Straße in Szene.
August Mehl
Für seinen Stadtteil setzte er sich ein: In einem Brief an den damaligen Oberbürgermeister Gerhard Widder regte der Vorsitzende der Kultur- und Interessengemeinschaft Schönau an, den Marktplatz nach der SPD-Landtagsabgeordneten Lena Maurer zu benennen, was der Gemeinderat 1992 beschloss. Für die Sanierung des Siedlerheims legte er den Grundstein. 2002 erhielt er von Widder die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg. Mehl hatte stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte seiner Mitmenschen – als SPD-Bezirksbeirat und in Vereinen. Er starb am 17. Juni 79-jährig.
Hans Martini
Der einstige Sozialbürgermeister und Mitbegründer des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit hatte schon früh das Potenzial einer sozialpsychiatrischen Modelleinrichtung für Forschung, Lehre und Krankenversorgung erkannt und sie mit Psychiatriereformer Heinz Häfner nach Mannheim geholt: Das 1975 gegründete ZI stärkte die damals noch junge (zunächst nur Klinische) Medizin-Fakultät, die er prägte. Er galt als kühl analysierender, aber begeisterungsfähiger Dezernent und blieb auch nach seinem Dienst im Rathaus der Kommunalpolitik verbunden: Von 1984 bis 1994 saß er im Gemeinderat und führte vier Jahre die CDU-Fraktion. Er starb am 19. Juni im Alter von 93 Jahren.
Peter Schmiedek
Er entwickelte 15 Jahre lang an der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) die Neurochirurgie weiter und prägte gleichzeitig den Lehrstuhl seines Faches, bis er 2008 in den Ruhestand ging. Vier Jahre später erklärte er sich bereit, als kommissarischer Klinikchef an die UMM zurückzukommen. Im buddhistischen Königreich Bhutan hatte Peter Schmiedek ein Projekt zur Versorgung ländlicher Patienten mit einer Blutgefäßaussackung (Aneurysma). Er unterstützte in vielen Ländern medizinische Hilfsprojekte, baute beispielsweise an einem Militärstützpunkt in Afghanistan eine neurochirurgische Abteilung auf. Er starb am 24. Juni mit 77 Jahren.
Karlheinz Haas
Das Wort des langjährigen Stadtrates und stellvertretenden Vorsitzenden der SPD-Fraktion im Gemeinderat hatte im Gemeinderat, wo er sich 21 Jahre lang in den Bereichen Beschäftigungs-, Ausbildungs-, Wohn- und Stadtentwicklungspolitik einsetzte, wie in weiteren Gremien stets hohes Gewicht. Haas war Betriebsrat bei den heute nicht mehr existierenden Drais-Werken auf dem Waldhof. Er starb am 2. August im Alter von 78 Jahren.
Sascha Grimminger
Die Inhaberin der bekannten Mannheimer Familienbäckerei ist immer bodenständig geblieben, liebte die Neckarstadt und sagte immer, sie sei glücklich, dort zu leben, wo sich fast ihr ganzes Leben abgespielt hat. Soziale Projekte unterstützte sie stets ideell und finanziell – beispielsweise die „Oase“ für wohnungslose Frauen. Dem Reiterverein blieb die Pferdeliebhaberin auch noch engagiert verbunden, als sie nicht mehr im Sattel saß. Im Alter von 93 Jahren schlief sie am 6. August friedlich ein.
Udo Bieller
Der ehemalige Vorsitzende des Freundeskreises des Marchivum war Direktor und Geschäftsführer bei Benckiser Ludwigshafen. Er engagierte sich bei der Räuberhöhle und im Rotary Club Mannheim-Kurpfalz, dem er 2002 als Präsident vorstand. 2008 amtierte er als District Governor. Außerdem war er im Vorstand der Lebenshilfe aktiv. Udo Bieller starb am 17. August im Alter von 78 Jahren nach langer Krankheit.
Manfred Schäfer
Er hat noch miterleben dürfen, wie eines seiner sportlichen Lebensziele Wirklichkeit wurde: Im Juli erst entschied das Internationale Olympische Komitee IOC, dass der Eisstocksport 2026 olympisch wird. Jahrzehntelang hatte der langjährige Präsident des Eisstockweltverbandes für die Aufnahme gekämpft. Die olympische Premiere kann er allerdings nicht mehr erleben, denn er starb am 26. August überraschend im Alter von 77 Jahren.
Kurz Seez
Als der Warenhauskonzern Hertie 1996 sein Netz ausdünnte und auch die Filiale in E 1, 44 dichtmachte, schaffte es der Gesamtbetriebsratsvorsitzende, alle Mitarbeiter in anderen Handelsunternehmen unterzubringen. Er selbst wurde arbeitslos, fand erst nach zehn Monaten eine neue Beschäftigung bei Biotopia, später bei der Arbeiterwohlfahrt und der KMD, einer Dienstleistungstochter des Klinikums. Er engagierte sich als Bezirksvorsitzender der Gewerkschaft ver.di und gab das Amt 2017 nach 30 Jahren ab. Er starb am 3. September im Alter von 73 Jahren.
Kurt Wacker
Sympathisch-souverän, locker und witzig führte er stets durch das närrische Programm der Löwenjäger. Der Ehrenpräsident der Fasnachter, Ehrenvorsitzender der Käfertaler Chorvereinigung war dienstältestes aktives Mitglied im Extrachor des Nationaltheaters und starb am 9. September im Alter von 85 Jahren.
Doris Kirsch
Die langjährige Vorsitzende des Gewerbevereins Feudenheim übernahm 2003 den Vorsitz vom Bund der Selbstständigen (BDS) Feudenheim und machte daraus einen eigenständigen Gewerbeverein – einen der aktivsten Mannheims. Mit ihrem Team organisierte sie mehrere große Leistungsschauen in der Kulturhalle und dazu viele kleine, Aktionen der Händler auf der Hauptstraße. Von 2004 bis 2016 trug sie als Vorsitzende des Kerwevereins die Hauptlast der Arbeit und Verantwortung für die zweitägige Großveranstaltung. Sie wurde 1952 geboren und starb im Oktober.
Helmut Graf
Der frühere Chef des Mannheimer Sozialamtes stand 44 Jahre im Dienste der Stadt und engagierte sich nach der Pensionierung in zahlreichen Ehrenämtern. Er gründete die erste kommunale Altenpflegeschule und engagierte sich viele Jahre im Caritasrat. Er starb am 21. Oktober im Alter von 92 Jahren.
Udo Haug
Der Nachfolger von Helmut Graf als ehemalige Leiter des Sozialamtes übernahm den Posten 1990 kommissarisch, zwei Jahre später wurde er zum Chef des riesigen Fachbereiches, der bei seinem Ausscheiden fast 400 Beschäftigte zählte. Haug war vor allem wegen seines fürsorglichen Führungsstils ohne autoritäres Gehabe beliebt. Er starb am 23. Oktober im Alter von 80 Jahren.
Walter Landin
Der Mannheimer Walter Landin gehört mit den Fällen der Kommissare Baumer und Lauer seit den 1990er Jahren zu den erfolgreichen Pionieren des kurpfälzischen Regionalkrimis. Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller veröffentlichte auch Mundarttexte, Theaterstücke oder Lyrik. Auch zeitkritische und historische Inhalte – speziell aus der NS-Zeit – literarisch zu verarbeiten, lag ihm am Herzen. Er starb am 28. Oktober 69-jährig an den Folgen einer unentdeckten Herz-Kreislauf-Erkrankung.
Hermann Anhorn
Das Urgestein des Feuerio führte den Feuerio-Ältestenrat bis 2020, war stets stiller Wächter des Brauchtums, der im Verein hoch angesehen war. Er starb am 6. November im Alter von 82 Jahren.
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