Infrastruktur

Abwasserpumpwerk in Neckarhausen läuft ab 2025

Der Bau des neuen Abwasserpumpwerks in Neckarhausen dauert länger und wird teurer. Warum es nun erst 2025 in Betrieb gehen soll, und warum die Reinigung des Abwassers Millionen kostet

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Das neue Abwasserhebewerk in Neckarhausen steht kurz vor seiner Vollendung, Anfang 2025 soll es in Betrieb gehen. © Hans-Jürgen Emmerich

Edingen-Neckarhausen. Das neue Hebewerk in Neckarhausen ist eine der größten Investitionen des Abwasserverbands Unterer Neckar. Doch bezahlen muss es allein die Gemeinde Edingen-Neckarhausen, denn sie ist der Nutznießer. Das komplette Abwasser von hier wird an dieser Stelle angehoben, damit es anschließend genügend Gefälle hat, um in die rund 500 Meter entfernte Kläranlage des Verbands zu fließen.

Allerdings stand das Projekt von Anfang an nicht unter einem guten Stern. Erst verzögerte sich das Genehmigungsverfahren mehrfach, dann kamen Corona-Pandemie und Russlands Angriff auf die Ukraine dazwischen. Beides sorgte für Mehrkosten, wie der neue kaufmännische Geschäftsführer Marcus Holzmann am Mittwoch bei der Verbandsversammlung im Rathaus Edingen erläuterte. Ursprünglich mit Kosten von 5,5 Millionen Euro kalkuliert, wird es am Ende voraussichtlich auf fast sieben Millionen Euro kommen.

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Beim Zeitplan gibt es ein weiteres Mal Verzögerungen. Hatte es im Februar noch geheißen, das Hebewerk solle im Spätsommer 2024 in Betrieb gehen, wird es jetzt Anfang 2025. Zwar wäre das theoretisch auch noch in diesem Jahr möglich, doch das ist den Verantwortlichen wegen der Weihnachtsferien zu heikel. Deshalb wollen sie auf Nummer sicher gehen und erst im Januar den Startknopf drücken. Zwei Monate lang laufen dann das alte und das neue Hebewerk im Parallelbetrieb, ebenfalls sicherheitshalber.

Die Anlagen des Verbands sind in die Jahre gekommen

„Wir sind sehr froh, dass wir auf der Schlussgeraden sind“, betonte Bürgermeister Florian König (CDU), zugleich Vorsitzender des Verbands. Die Verzögerungen seien ärgerlich: „Aber es nützt nichts, über verschüttete Milch zu jammern.“ Zugleich ordnete er die Bedeutung des Projektes ein: „So etwas macht man nicht, weil man Spaß dran hat, sondern weil es notwendig ist.“ Die Anlage war in die Jahre gekommen und „abgängig“, wie es die Fachleute nennen, also nicht mehr lange nutzbar und nicht mehr zu sanieren.

Was jetzt Edingen-Neckarhausen eine Stange Geld kostet, wird früher oder später auch die übrigen Verbandskommunen treffen. „Irgendwann werden überall die Hebewerke ersetzt werden müssen“, betonte König. Dann könnten also auch Heddesheim, Ilvesheim, Ladenburg und Schriesheim zur Kasse gebeten werden. Überhaupt stehen in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen an. Allein 2025 werden fast 1,7 Millionen Euro in die Kläranlage fließen. In den folgenden drei Jahren bis 2028 sind noch einmal Maßnahmen für rund 7,8 Millionen Euro geplant. Dazu zählen zweieinhalb Millionen für energetische Maßnahmen. Welche das sein könnten, soll eine Studie klären, die 2025 erstellt wird. Unter anderem sind Photovoltaik-Anlagen denkbar. Der elektrische Strom stellt beim Betrieb der Kläranlage und der Hebewerke einen großen Kostenfaktor dar. Auch das ging aus den Berichten von Holzmann hervor.

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Eine Notstromversorgung ist dringend erforderlich

„Wir brauchen dringend eine Notstromversorgung“, nannte Holzmann eine weitere Investition, die den Betrieb der Anlage dauerhaft sichern soll. Hierfür sind in den kommenden beiden Jahren insgesamt 800 000 Euro vorgesehen. „Ein paar Stunden ohne Strom bereiten uns ein Riesenproblem“, mahnte Holzmann. Im Juni 2023 war es zu einem großflächigen Stromausfall gekommen, der auch das Klärwerk betraf. Damals bemühte sich die Netze BW um Ersatzstrom. Vier bis sechs Stunden kann das anfallende Abwasser in Becken gespeichert werden. Danach müssten Teile des Wassers in den Neckar geleitet werden, und das ist noch das geringere Problem. Mikroorganismen, die die im mechanisch vorgereinigten Abwasser vorhandenen Phosphate biologisch abbauen, könnten absterben. Dann wäre der Betrieb der Anlage und damit die Klärung des Abwassers von rund 18 000 Menschen in der Region womöglich für Wochen lahmgelegt.

Die seit Jahren geplante aber immer wieder aufgeschobene Notstromversorgung soll diese Gefahr ausschließen. „Wir haben viel über Investitionen gesprochen, wir sollten diese mit aller Kraft in Angriff nehmen“, forderte Ilvesheims Bürgermeister Thorsten Walther (SPD) und sprach angesichts der Millionenausgaben von einem sehr ambitionierten Programm. Das sehen wohl auch seine Kollegen Achim Weitz (Heddesheim), Stefan Schmutz (Ladenburg) und Christoph Oeldorf (Schriesheim) so. Sie alle stimmten dem Wirtschaftsplan für 2025 ebenfalls zu.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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