Neckar-Bergstraße

Die Baustelle Pumpwerk in Neckarhausen ruht seit einem Jahr

Eigentlich sollte das neue Pumpwerk in Neckarhausen schon fast fertig sein, doch mehr als ein Jahr nach Baubeginn klafft nur ein riesiges Loch in der Landschaft. Ludwig Ehrly vom Abwasserverband erklärt warum.

Von 
Hans-Jürgen Emmerich
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Stillstand auf der Baustelle am neuen Pumpwerk: In der Baugrube steht das Grundwasser, das Abpumpen gestaltet sich schwieriger als gedacht. © Hans-Jürgen Emmerich

Seit fast genau einem Jahr herrscht Stillstand auf der Baustelle am Hebewerk in Neckarhausen Nord. Dort, wo künftig das Abwasser aus dem Wohngebiet angehoben und in Richtung der Kläranlage abgeleitet werden soll, bewegt sich nichts. Ein Thema, das jetzt auch in der Versammlung des Abwasserverbands „Unterer Neckar“ für Diskussionen sorgte.

Dort wie im Gespräch mit dieser Redaktion sorgte der kaufmännische Leiter des Verbands, Ludwig Ehrly, für Aufklärung. Um das neue Hebewerk zu bauen, das das direkt nebenan liegende aus den 1970er Jahren ersetzen soll, muss das Grundwasser vorübergehend abgepumpt und der Spiegel gesenkt werden, damit die Baugrube im Trockenen liegt. Doch das ist gar nicht so einfach.

Genehmigung dauert

„Die Baustelle steht seit geraumer Zeit still“, erklärt Ehrly und ergänzt: „Wir müssen an den tiefsten Punkt, um das ankommende Abwasser aufzunehmen.“ Doch das Grundwasser darf niemand einfach so absenken, auch der Abwasserverband nicht. Dazu bedarf es einer behördlichen Genehmigung des zuständigen Wasserrechtsamts. Diese wiederum setzt unter anderem Gutachten von Experten voraus, die mögliche Einflüsse auf die Umwelt und das Grundwasser untersuchen, das ja auch als Trinkwasserspeicher dient.

„Die geologischen Verhältnisse an dieser Stelle sind schwierig“, weiß Ehrly. So gab es hier früher einen Neckararm, und vor Jahrzehnten wurde das Areal mit Bauschutt aufgefüllt. Für die Absenkung muss berechnet werden, wie viele Pumpen welche Wassermengen ableiten, um die Grube wasserfrei zu halten.

Vier Pumpen reichen nicht

Anfangs ging man von drei Pumpen aus. Nach der Genehmigung zeigte ein erster Versuch, dass das nicht genügt. Neuer Versuch, neues Verfahren. „Bei jeder Veränderung ist ein neuer Antrag erforderlich, das wochenlange Verfahren beginnt von vorn“, erklärt Ehrly: „Das zieht und zieht und zieht sich.“

Im September 2022 wurden drei weitere Brunnen mit einer Gesamtleistung von 110 Litern pro Sekunde beantragt, wovon ein Brunnen auf zehn Meter ausgebaut wird und zwei Brunnen auf zwölf Meter Tiefe. Insgesamt wird dann voraussichtlich ab Anfang 2023 mit sechs Pumpen und einer Gesamt-Fördermenge von 170 Litern pro Sekunde gearbeitet.

Den Antrag dafür hatte der Verband laut Ehrly im September gestellt, er erhielt dann aber vom Landratsamt die Nachricht, dass das Referat vorübergehend nicht besetzt sei und der Antrag deshalb nicht bearbeitet werden könne. Jetzt ist der Personalnotstand offenbar behoben, das Verfahren nimmt seinen Gang. „Wir rechnen im Januar mit einer Entscheidung“, erklärt Ehrly voller Optimismus.

Im Vorgriff auf die erwartete Genehmigung schon einmal mit dem Bau zu beginnen, sei nicht erlaubt. Wenn die Pumpen dann hoffentlich spätestens im Februar laufen, werden sie das bis fast Ende des Jahres tun, nämlich rund zehn Monate lang. Dabei sollen dann insgesamt 2,8 Millionen Kubikmeter Grundwasser in den Neckar geleitet werden. „Die Ableitung erfolgt mit Zustimmung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung“, versichert Ehrly. Schließlich muss ja alles seine Ordnung haben. „Das wird keinen Lastkahn vertreiben“, verspricht er mit einem Hauch Ironie.

Millionen Kubikmeter in den Fluss

Bei Verzögerungen von mehr als einem Jahr schrillen auch bei den Kommunalpolitikern alle Alarmglocken. Was kostet das mehr? Und vor allem: Wer soll das bezahlen? „Das bleibt an uns hängen“, befürchtet deshalb spontan Bürgermeister-Stellvertreter Dietrich Herold. Doch in diesem Punkt kann Ehrly weitgehend Entwarnung geben.

Es sei gelungen, das Material frühzeitig zu beschaffen und zu lagern und so eine Kostenexplosion zu verhindern. Steigerungen seien nun allenfalls noch durch höhere Lohnkosten zu befürchten, doch dafür gebe es noch keine Hochrechnung. Eine Aussage, die Herold einigermaßen beruhigt: „Offenbar wird es doch nicht so gravierend, wie ich es befürchtet habe.“ Immerhin liegt das Gesamtvolumen des Projekts bei rund fünf Millionen Euro, und die muss Edingen-Neckarhausen als einziger Nutznießer alleine tragen, auch wenn der Verband der Bauherr ist.

Eine gute Nachricht gibt es auch für die weitere Entwicklung des Neubaugebiets Neckarhausen-Nord. Durch die Verzögerungen beim Pumpwerk wird die Erschließung nicht verzögert. Denn solange das neue nicht fertig ist, können die beiden alten aus den 1970er Jahren noch weiterlaufen. Deren Sanierung hätte laut Ehrly keinen Sinn gemacht. „Das wäre eine Operation am offenen Herzen gewesen“, erklärt er blumig, denn die Hebewerke müssen Tag und Nacht laufen. Und – um im Bild zu bleiben: Angesichts des Zustands des Patienten wäre dessen Lebenserwartung vergleichsweise gering gewesen.

Redaktion Aus Leidenschaft Lokalredakteur seit 1990, beim Mannheimer Morgen seit 2000.

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