Von seinen Abmessungen her ist es kaum größer als ein Einfamilienhaus, aber das Bauwerk hat es in sich. Denn im Innern wird künftig das komplette Abwasser aus Neckarhausen und aus Edingen bewegt. Bauherr ist der Abwasserverband Unterer Neckar, zahlen muss am Ende jedoch die Gemeinde Edingen-Neckarhausen, weil alleine sie davon profitiert. Kein billiges Unterfangen, denn die Kosten summieren sich auf rund 5,7 Millionen Euro.
„Es geht voran“, freut sich der kaufmännische Leiter des Verbands, Marcus Holzmann. Man liege im Zeitplan, voraussichtlich bis zum Spätsommer solle das Hebewerk an das bestehende Kanalnetz angeschlossen werden. Bis dahin ist allerdings noch einiges zu tun, denn derzeit steht das Gebäude im Rohbau. Deutlich zu erkennen sind die Giebel, die ein begrüntes Satteldach tragen werden.
Schlichter Zweckbau mit einem grünen Dach
Auffällig sind die riesigen geneigten Tröge aus Beton, in denen sich später die Schnecken bewegen werden. Durch ihre Drehung heben sie das Wasser nach oben, so dass es anschließend mit Gefälle in die Verbandskläranlage abgeleitet werden kann. Was jetzt so offen daliegt, wird künftig allerdings abgedeckt und isoliert sein. Schall und Gerüche sollen so wenig wie möglich nach außen dringen. „Die Emissionen werden dann deutlich geringer sein als bisher, da die Anlage mit neuester Technik ausgestattet wird“, hatte Holzmanns Vorgänger Ludwig Ehrly schon 2022 versprochen.
Solarzellen zur Stromgewinnung wird es auf dem Dach nicht geben, wie Holzmann berichtet. Man habe das zwar geprüft, es hätte aber die Statik des Bauwerks berührt. „Der Aufwand wäre zu groß gewesen“, bedauert Holzmann. Trotzdem steht die klimaneutrale Gewinnung von Energie für den Verband ganz oben auf der Prioritätenliste. Gerade werde mit einer Studie untersucht, wo überall Photovoltaik eingesetzt werden könne. Auch bei künftigen Bauwerken des Verbands werde man das berücksichtigen.
Die Größe des Bauwerks hat es jüngst sogar in die Fasnacht gebracht. „Ein Hebewerk, das in den Himmel ragt“, das besangen die „Hütchen“ in der Prunksitzung der Kummetstolle. „Ich bin beim ersten Anblick selbst ein wenig erschrocken“, gesteht der Bauamtsleiter der Gemeinde, Dominik Eberle, im Gespräch mit dem „MM“.
Einst war hier eine Kiesgrube
Doch der First des Baus ist nicht höher als jener der Häuser auf der anderen Seite der Neckarstraße, die derzeit wegen der Bauarbeiten voll gesperrt ist. Von der Seite des ehemaligen Sportplatzes aus betrachtet, wirkt der Betonbau indes sehr wuchtig. Aber das wird sich im Laufe der Zeit relativieren, wie Eberle erklärt. Denn das gesamte Sportplatzareal wird aufgefüllt und um etwa zwei bis drei Meter angehoben. Dass es überhaupt so tief ist, liegt an seiner früheren Verwendung. „Da war in den 1950er und 1960er Jahren eine Kiesgrube“, weiß Eberle.
Mit der Entwicklung des Baugebiets Neckarhausen Nord werden in der Umgebung des Hebewerks Wohnhäuser entstehen. Insgesamt bis zu 800 weitere Menschen sollen hier einmal leben. Der Streifen entlang der Neckarstraße, auf dem das alte Pumpwerk entsteht und das neue gerade gebaut wird, bleibt aber ansonsten frei. Ein Grünstreifen mit Optionen für die Zukunft. Denn dort, wo das alte Gebäude bald abgerissen wird, könnte in ferner Zukunft wieder ein neues entstehen, wie Eberle andeutet. Die Lebenszeit einer solchen Anlage liegt bei 50 bis 70 Jahren. Das ist auch der Grund dafür, dass die aus den Jahren 1963 und 1974 stammende Anlage jetzt durch eine neue ersetzt werden muss. Denn die Bausubstanz ist marode, die Technik veraltet.
Steiniger Weg bis zum Baubeginn
Die Baustelle hat Marcus Holzmann von seinem Vorgänger geerbt – und damit eine längere Vorgeschichte. Denn zunächst sollte der bereits im September 2020 genehmigte Bau im Juni 2021 beginnen. Weil es beim Bau auch in die Tiefe geht, musste in der Baugrube das Grundwasser abgepumpt und abgeleitet werden. Das sei „ausgesprochen knifflig“, wie der damalige kaufmännische Leiter, Ludwig Ehrly, erläuterte.
Genau dieses Grundwasser machte auch im weiteren Verlauf Probleme. Denn es fiel deutlich mehr Grundwasser an, als zunächst berechnet. Kaum hatten die Arbeiten Anfang 2022 begonnen, mussten sie deshalb auch schon wieder eingestellt werden, bis die notwendige Genehmigung durch das Landratsamt entsprechend erneuert war. Erst ein Jahr später konnte der Bau dann endgültig losgehen. Nach fast zwei Jahren reiner Bauzeit wird das Hebewerk nun hoffentlich im Spätsommer 2024 in Betrieb gehen.
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