Neckar-Berg. Auch am Tag danach ist Franziska Brantner (Grüne) die Freude noch anzuhören. „Ich bin unglaublich dankbar“, sagt die 42-Jährige, die bei der Bundestagswahl im Wahlkreis Heidelberg mit 30,2 Prozent der Stimmen das Direktmandat geholt hat. Der erste Tag nach der Wahl bestehe aus vielen Telefongesprächen und Sitzungen, berichtet Brantner.
„Es sind große Aufgaben, die auf uns warten. Es geht um Klimaschutz und die Schaffung moderner Technologien, um diesen möglich zu machen“, sagt sie. Ob sie in einer möglichen Regierung selbst ein Amt bekleiden möchte, da legt sie sich noch nicht fest. „Ich bin eine Teamplayerin und bringe mich da ein, wo ich gebraucht werde“, sagt sie. Es ist ihre dritte Amtszeit in Berlin.
Absage an die AfD
Der zweite Vertreter für den Wahlkreis Heidelberg wird Malte Kaufmann. Er ist über Platz sieben der Landesliste in das Parlament eingezogen. Insgesamt wird es zehn AfD-Politiker und Politikerinnen aus Baden-Württemberg im Bundestag geben. „Ich bin etwas überwältigt“, sagt der 44-jährige Unternehmer. Kaum in Berlin angekommen, warten auf ihn in den kommenden Tagen zahlreiche Sitzungen. Als Bundestagsabgeordneter möchte er sich unter anderem in der Wirtschaftspolitik einbringen, unter anderem gegen „zu viel Regulierung“ vorgehen. „Außerdem bin ich bekennender Christ und möchte mich unter anderem für das Lebensrecht einsetzen.“
Er gratuliert Franziska Brantner zu ihrem Direktmandat und hofft, dass man sich „über Parteigrenzen hinweg“ für Themen der Region einsetzen könne. „Ich werde mich parteiübergreifend für Heidelberg und die Region engagieren“, sagt Brantner, fügt aber hinzu: „Diese Zusammenarbeit bezieht sich auf die demokratischen Parteien.“
Für Elisabeth Krämer (SPD) und Alexander Föhr (CDU) hat es nicht in den Bundestag gereicht. Krämer war auf Landeslistenplatz 27 gesetzt. Aus Baden-Württemberg zogen aber nur 21 Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten über die Liste ein. „Es ist sehr schade, dass nun keiner von der SPD für den Wahlkreis Heidelberg in Berlin vertreten ist“, findet Krämer. Dennoch ist sie mit dem Ergebnis zufrieden. Rückendeckung erfährt sie dabei von ihrem Vorgänger Lothar Binding. Der 71-Jährige saß seit 1998 für die SPD und die Region im Bundestag. Er trat nicht mehr zur Wahl an. Wenn der neu gewählte Bundestag im nächsten Monat zum ersten Mal zusammenkommt, endet sein Mandat. „Es ist eine große Leistung von Elisabeth Krämer, diesen Wahlkampf bestritten zu haben.“
Zwei Anläufe gebraucht
Er verweist darauf, dass zu der Zeit, als sie ihre Kandidatur antrat, die Chancen für ein Mandat nicht gut standen. Binding hat selbst zwei Anläufe gebraucht, 1994 schaffte er es noch nicht ins Bundesparlament. Erst 1998 war es so weit. „Ich bin optimistisch, was die Wahl in vier Jahren angeht“, sagt Binding. Ein Grund, warum es für Krämer nicht gereicht habe, sei auch die fehlende Bekanntheit gewesen. Für Krämer war es der erste Bundestagswahlkampf, genauso wie für Konkurrent Föhr von der CDU.
Seine Position auf der christdemokratischen Landesliste für Baden-Württemberg (Platz sechs) hatte zuweilen Hoffnungen auf einen Einzug in den Bundestag genährt. Dass es für ihn trotzdem nicht reichte, hat einen einfachen Grund. Die CDU hat in Baden-Württemberg bereits so viele Wahlkreise direkt gewonnen, dass bereits alle verfügbaren Plätze besetzt waren.
Ganz abschreiben sollte Föhr die Legislaturperiode allerdings nicht. Sollte im Laufe der nächsten vier Jahre ein baden-württembergisches Mitglied der CDU aus dem Parlament ausscheiden, ist er der erste Nachrücker. Alle fünf vor ihm platzierten Kandidatinnen und Kandidaten sind bereits durch ein Direktmandat in den Bundestag eingezogen. „Ich stehe bereit, falls es nötig sein sollte“, erklärt Föhr. Erst einmal kümmere er sich weiter um Familie und Beruf, behalte aber auch die Themen des Wahlkreises im Auge. „Ich habe viel Zuspruch erlebt. Die Menschen haben gemerkt, dass ich mich anstrenge.“ Auch das Ergebnis könne sich sehen lassen.
Kollegen sollen helfen
Dass die CDU für den Wahlkreis Heidelberg nun aber nicht mehr im Bundestag vertreten sei, sei ein „Riesen-Problem“. Hier setzt Föhr darauf, dass Parteikollegen aus den Nachbarwahlkreisen Heidelberg und die Umgebung mit betreuen.
Sein Vorgänger Karl A. Lamers saß seit 1994 im Bundestag. Genau so wie Binding ist er dieses Mal nicht mehr angetreten. „Natürlich fühlt sich das nicht gut an, dass die CDU für den Wahlkreis künftig keine kraftvolle Stimme mehr in Berlin hat“, sagt Lamers.
Für den Wahlkreis wäre es seiner Ansicht nach sicher gut gewesen, neben der von ihm „fachlich und menschlich hochgeschätzten Kollegin Franziska Brantner“ auch einen CDU-Abgeordneten des Wahlkreises in Berlin zu haben. Dass es nicht gereicht habe, führt er unter anderem darauf zurück, dass Föhr ein neuer Kandidat war. Außerdem habe man mit Franziska Brantner starke Konkurrenz und einen „schwierigen Bundestrend“ für die CDU gehabt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Verdienter Erfolg für die Grünen im Wahlkreis 274