Mannheim. „Möglichkeitsgarten“ nennt sich der Beitrag der Evangelischen und der Katholischen Kirche auf dem Spinelli-Areal, einem der beiden Gartenschau-Gelände im kommenden Jahr. 700 Quadratmeter umfasst er. „Ein Ort mit viel Weitblick, Richtung Odenwald, Pfalz oder nach Mannheim“, schwärmte Pfarrerin Nina Roller über den Standort. Hier wolle die Kirche „mit Menschen in Kontakt kommen, sagen, dass wir sie ernst nehmen, sich einbringen und Zuversicht vermitteln“, beschrieb sie die Rolle.
„Hier wachsen Perspektiven“ lautet das Motto auf diesem Erlebnisgelände ganz in der Nähe des künftigen Nord-Eingangs. Sein Grundriss entspricht dem einer Kathedrale. Lockere Sträucher und Stauden fassen das Gelände ein. Eine Bühne mit beranktem Dach bietet Raum für Feiern und Veranstaltungen. Ein künstlich angelegter Bachlauf mit Sitz- und Trittsteinen sorgt für Erfrischung und ermöglicht Tauffeiern an einem besonderen Ort. Recycelte Kirchbänke laden zu Begegnungen ein.
Gut im Zeitplan
Der Bachlauf ist schon angelegt, ebenso sind die Kiesaufschüttung für den aus Robinienholz entstehenden Kirchturm, das Kirchenschiff und den Kreuzgang fertig. Bis November werde der Bau stehen, so Architektin Ulrike Wyrwoll von der Abteilung Bauen und Liegenschaften der Evangelischen Kirchenverwaltung. „Wir sind im Bauzeitenplan“, hob sie hervor, und alles sei auch so angelegt, dass es nach der Bundesgartenschau „leicht wieder zurückgebaut werden kann“.
Ganz in der Mitte, auf einem Sandsteinsockel, steht nun die rund 160 Kilogramm schwere Glocke – eine historische Glocke. Kurfürst Carl Theodor hat sie 1755 in Auftrag gegeben, Mozart hat ihren Klang gehört, sie hat unzählige Kriege überstanden und war seit dem Zweiten Weltkrieg verstummt: die Carl Borromäus-Glocke der Jesuitenkirche, benannt nach dem Namenspatron des Kurfürsten. Zuletzt stand sie nur in der Sakristei, aber jetzt hat sie eine neue Funktion bekommen – als Glocke der Kirche auf der Bundesgartenschau ist sie nun von dem Evangelischen Dekan Ralph Hartmann und seinem katholischen Kollegen Karl Jung geweiht worden. Sie besprengten sie mit Weihwasser und salbten sie mit Chrisam. Barbara Kraus, die für die Bundesgartenschau zuständige katholische Gemeindereferentin, durfte dann den ersten Glockenschlag vornehmen. Der Leiter der Erzbischöflichen Glockeninspektion, der Glockensachverständige Johannes Wittekind, schlug sie dann beim Vaterunser.
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Während der 178 Tage der Bundesgartenschau soll die Glocke die Gläubigen auf dem Bundesgartenschau-Gelände zu Andachten rufen. „Sie ist aber auch ein Friedenszeichen“, so Barbara Kraus, „denn sie wurde nicht als Munition eingeschmolzen“ – wie das manchen alten Glocken während der Weltkriege passierte. Auch die Borromäus-Glocke, ursprünglich Teil des sechsteiligen barocken Geläuts und da aber meist nur solistisch genutzt, war im Zweiten Weltkrieg 1942 auf Weisung der Nationalsozialisten vom Turm abgenommen worden. Sie kehrte aber 1947 unversehrt und nicht eingeschmolzen von Hamburg, einem der zentralen Glockenlager, zurück und wurde während des Wiederaufbaus 1948 zunächst wieder aufgehängt. Als 1956 ein komplett neues Geläut für die Jesuitenkirche entstand, kam sie ins Archiv der Kirche in der ehemaligen Kreuzkapelle neben der Sakristei.
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