Feudenheim

Wegen Buga-Parkkonzept - Feudenheimer Ärzte schließen Praxis

Zahnarzt schließt wegen der geplanten Anwohnerparkzone seine Praxis früher als geplant

Von 
Peter W. Ragge
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Die Parkregelungen in Feudenheim – hier die Hauptstraße – während der Bundesgartenschau sind extrem umstritten. © Thomas Tröster

Mannheim. Am 31. März nächsten Jahres ist Schluss. Bewusst kurz vor der am 14. April 2023 beginnenden Bundesgartenschau schließen die Feudenheimer Zahnärzte Bernhard und Astrid Haueisen ihre seit 1985 bestehende Gemeinschaftspraxis in der Nadlerstraße 20 – wegen der neuen Anwohnerparkzonen, welche die Stadt ab April in weiten Teilen von Feudenheim einführen will.

„Wir hatten vor, noch drei bis vier Jahre weiterzumachen“, so der 65-jährige Mediziner. Er hätte bis mindestens 67 Jahre gearbeitet, seine Frau sei jünger. Der Abschied sei daher vorgezogen. Er könne die Praxis derzeit auch nicht verkaufen, sondern müsse einfach schließen und seinen vier Mitarbeitern kündigen. „Wenn niemand mehr hier parken kann, kann auch niemand mehr zu uns kommen – leider“, sagt er.

Um wildes Parken von Besuchern der Bundesgartenschau zu verhindern, führt die Stadt ein Konzept ein, wonach im gesamten Bereich von Feudenheim westlich der Talstraße nur noch Anwohner ihre Autos im öffentlichen Straßenraum abstellen dürfen. Für Besucher müssen die Feudenheimer spezielle Tickets kaufen – und deren Zahl ist begrenzt. Für Angestellte von Läden oder Dienstleistern gibt es keine Lösung.

Mitarbeitern gekündigt

„Meine Mitarbeiter kommen alle nicht aus Feudenheim – ich kann denen nicht vorschreiben, dass sie mit dem Fahrrad kommen“, sagt Bernhard Haueisen. Eine Angestellte etwa wohne auf der Schönau. Bei gutem Wetter nutze sie das Fahrrad, „aber bei Regen von der Schönau – das ist nicht zumutbar“. Ein Problem seien ebenso die Dienstleistungsfirmen, die für seine Praxis medizinische Geräte warten und die teils weite Anfahrtsstrecken hätten. „Die Firma, die sich um den Sterilisator kümmert, kommt aus Leipzig – wie soll ich dem erklären, dass er nicht mehr vor der Praxis parken kann“, rätselt der Zahnarzt. Bisher sei es in der Umgebung seiner Praxis und in den meisten Straßen Feudenheims tagsüber problemlos möglich gewesen, einen Parkplatz zu finden, da die Anwohner dann bei der Arbeit seien. Das hätten ihm auch immer wieder seine Patienten bestätigt, von denen über 60 Prozent mit dem Auto kämen. Aber nun sei das alles nicht mehr möglich. „Es kann ja keiner mehr kommen, dann können wir auch schließen“, habe er sich gedacht.

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Die Entscheidung, seinen vier langjährigen Mitarbeitern zu kündigen, sei ihm nicht leicht gefallen – aber er habe sie eben wegen der Kündigungsfristen jetzt treffen müssen. „Ich hatte ja gehofft, dass die Stadt das Parkkonzept überdenkt, aber alle Anfragen laufen ins Leere, der Gewerbeverein bekommt keine Antwort, man nimmt die Bedenken von uns Medizinern nicht ernst“, bedauert er. Er wisse auch von anderen Gewerbetreibenden und Dienstleistern Feudenheims, dass sie über einen Umzug oder eine Schließung nachdenken oder Vorgärten in Parkplätze umwandeln wollten.

Vorstoß im Bezirksbeirat

Auf der Tagesordnung der öffentlichen Bezirksbeiratssitzung von Feudenheim am Mittwoch, 19. Oktober wird das Thema indes nicht auftauchen. Der Antrag, das Problem nochmals zu behandeln, habe innerhalb des Gremiums keine Mehrheit gefunden, bedauert ML-Bezirksbeirätin Christiane Säubert. „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass es viel zu viele offene Fragen gibt und die beschlossenen Nachbesserungen noch nicht kommuniziert wurden“, kritisiert Säubert. Auf einen Vorstoß von CDU, FDP, ML, SPD und AfD im Bezirksbeirat wegen der, so Säubert, „schlechten Informationspolitik“ habe die Stadt zumindest zugesagt, die Internetseite dazu zu verbessern und im vierten Quartal eine Anwohnerinfo zu verschicken.

Redaktion Chefreporter

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