Manche Worte werden meist in einem Atemzug verwendet. „Forscher“ und „Elfenbeinturm“ ist so ein Begriffspaar. Es soll zeigen, dass Wissenschaftler in ihrem eigenen Kosmos leben, abgeschieden von der Realität und der Allgemeinheit. Es geht auf den biblischen Begriff vom „elfenbeinernen Turm“ zurück – und trifft leider gar nicht mal so selten zu.
Es gibt aber zum Glück auch sehr viele andere Beispiele, von der Krebs- bis zur Energieforschung oder jüngst den recht schnellen Erfolgen der Medizin bei der Entwicklung von Impfstoffen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Und es gibt in Mannheim eine Einrichtung, die man gar nicht in erster Linie mit Forschung verbindet – die aber gerade in jüngster Zeit damit Schlagzeilen macht, auf die Mannheimer stolz sein dürfen: die Reiss-Engelhorn-Museen.
Erst vor wenigen Tagen wurde bewiesen, dass Wikinger bereits im Jahr 1021 n. Chr. in Nordamerika waren – lange vor der Ankunft von Kolumbus im Jahr 1492. Eine bedeutende Rolle in dem internationalen Forscherteam spielte das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie der Reiss-Engelhorn-Museen. Dessen Wissenschaftler sind nun auch entscheidend bei der Erforschung des Klimas am Oberrheingraben.
Man mag es ja für Spielerei halten, dass danach nun ein rekonstruiertes Flusspferd in der schon seit Mai laufenden Ausstellung „Eiszeit-Safari“ platziert worden ist. Doch das Flusspferd ist ein gutes Symbol. Es steht dafür, dass die Wissenschaftler der Reiss-Engelhorn-Museen immer gleich versuchen, ihre Erkenntnisse sehr anschaulich der breiten Öffentlichkeit zu vermitteln und moderne Wissenschaft für ein breites Publikum verständlich zu machen.
Das war schon früher so, als im Zusammenhang mit den spektakulären, großen Ausstellungen zu den Staufern, den Wittelsbachern oder den Päpsten interessante neue Details zum Leben in der Region präsentiert und den Menschen damit ihre Heimat näher gebracht wurde. Die derzeitige Sonderausstellung „Eiszeit-Safari“ zeigt, dass sich die Museumsleute des Klimawandels annehmen und auf eindrucksvolle Weise den Bogen schlagen von der Tierwelt der letzten Eiszeit zur aktuellen Diskussion um den von Menschen verursachten Klimawandel und seine dramatischen Folgen.
Übrigens machen all das private Gönner möglich – ob die Curt-Engelhorn-Stiftung, die Klaus-Tschira-Stiftung oder die Familie Reis mit ihrer paläontologischen Privatsammlung. Das ist auch ein Dankeschön wert.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Reiss-Engelhorn-Museen - wertvolle Forschung und moderne Wissensvermittlung
Peter W. Ragge zur Arbeit der Reiss-Engelhorn-Museen