Dürre und Trockenheit prägten zuletzt auch die Parkinsel in Ludwigshafen. Damit ist es jedenfalls im übertragenen Sinn für die kommenden 19 Tage vorbei: Das Festival des deutschen Films belebt die Rheininsel zum 18. Mal mit Kinokunst und bildet erneut einen kulturellen Höhepunkt, schließlich hat sich die Veranstaltung nicht von ungefähr als beliebtestes Festival der Region etabliert. Manche Anwohner wie auch Naturschützer halten zwar fest an ihrer Kritik an der großen Zeltlandschaft und den hohen Besucherzahlen, die Ankündigung der Organisatoren, nicht unbegrenzt wachsen zu wollen, sollte aber auch sie beruhigen. Der ideelle Wert der auch überregional geschätzten Veranstaltung für Stadt und Region ist beträchtlich. Und die Bedeutung von Kunst und Kultur fürs soziale Miteinander wird hier seit langem eben nicht zuletzt durch den Publikumszuspruch bestätigt.
Filme anzuschauen, sich anregen, irritieren oder zumindest unterhalten und zerstreuen zu lassen ist nur das eine; der durchaus auch kontroverse Austausch über das Gesehene kommt dazu, die Auseinandersetzung über weitere Fragen, die sich aus dem Erlebten ergeben und nun vertieft werden können. So wird Gemeinschaft bestätigt; angesichts der verbreiteten Vereinzelung ist das kaum zu überschätzen. Das Festival will ein Fest des Films und seiner Qualitäten sein, ohne sich damit zu begnügen. Es bemisst seinen Erfolg auch an der Reichweite und Vermittelbarkeit seiner Inhalte – schon zwangsläufig, weil es sich überwiegend durch Eigeneinnahmen finanziert. Deshalb kann die Devise der Festivalleitung, in schwierigen Zeiten Mut machen und Zuversicht geben zu wollen, eine große Wirkung entfalten. Und das gelingt eben nicht zuletzt durch Gespräche, die sich, wie im Grunde auch die hier präsentierten Filme, letztlich darum drehen, was uns mit anderen verbindet.
Wer längst schon meint, die hohen Besucherzahlen vertrügen sich nicht mit der auch in der Filmbranche geschätzten besonderen Atmosphäre des Festivals, sollte das nicht vergessen. Elitär wollte das Festival nie sein. Dass es kein unbegrenztes Wachstum geben soll und der Fokus sich vor allem auf Qualität richten werde, betont die Festivalleitung jetzt. Man strebt ein kleineres Durchschnittsmaß von immer noch sehr eindrücklichen 100 000 Besuchern an. Die Leitung verspricht bleibende Erlebnisse für die kommenden Tage und entwirft auch eine durchdachte Perspektive für die Zukunft. Es gibt in diesen Krisenzeiten leider allzu vieles, das betrübt. Das Filmfestival steht für anderes. Gut so!
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Ludwigshafener Filmfestival: Warum Kultur in schwierigen Zeiten Zuversicht schafft
Thomas Groß über den Wert des Ludwigshafener Filmfestivals