Kommentar Der Wahlkampf in Mannheim war auf Höhe der Zeit

Der Wahlkampf war faszinierend, weil er von den Kandidierenden auf Podien und von Parteien auf Social Media geführt worden ist. Sebastian Koch meint, dass das auf Höhe der Zeit ist

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Sebastian Koch
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Mannheim. Der Wahlkampf 2023 ist faszinierend. Noch nie hat es in Mannheim so viele Podien vor einer Wahl gegeben. Selten war der Ausgang der Oberbürgermeisterwahl so offen. Und noch nie haben Mannheimerinnen und Mannheimer einen Wahlkampf ums Rathaus so unterschiedlich wahrnehmen können. Denn zumindest diejenigen, die Zugang zu sozialen Medien haben, konnten auf diesen Plattformen beobachten: Ganz so schiedlich-friedlich, wie sich die Kandidaten und Kandidatinnen offline oft begegnet sind, war der Wahlkampf nicht. Im Gegenteil. Vor allem auf Facebook haben allen voran CDU und SPD intensiv und phasenweise erbittert gestritten. Dabei sind es selten die Kandidaten selbst gewesen, die in die Tasten gehauen haben, sondern ihre - teilweise prominenten - Unterstützerinnen und Unterstützer aus der Kommunalpolitik.

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Den digitalen Wahlkampf aber wegen der einen oder anderen aus dem Ruder gelaufenen verbalen Spitze nun zu verteufeln, wäre grundlegend falsch. Mit Blick auf die fortschreitende Digitalisierung würde das auch nichts bringen. Schon gar nicht zu verurteilen ist, dass auf Online-Kanälen zwischen den Lagern eben auch jener Dissens deutlich geworden ist, der in der analogen Welt teilweise schwer erkennbar war. Im Idealfall profitiert von der einen oder anderen kontroversen Diskussion auf Facebook, Instagram & Co. auch die Wahlbeteiligung. Dass der Wahlkampf auch über soziale Medien geführt worden ist, wäre dann schon aus demokratischer Sicht zu begrüßen.

Digitaler Wahlkampf als Hilfe statt als Hürde

Aber auch die Kandidatinnen und Kandidaten müssen den digitalen Wahlkampf als Hilfe und nicht als Hürde betrachten: Eine Großstadt wie Mannheim, die regional wie international vernetzt sein will und Heimat für eine heterogene Gesellschaft ist, muss den Anspruch haben, einen Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin zu haben, der mit der Verwaltung auf Höhe der Zeit kommuniziert: analog wie digital. Dass damit nun schon im Wahlkampf begonnen wurde, ist ein guter Anfang.

Besonders junge Menschen, darunter etwa 10 000 Erstwählerinnen und Erstwähler, sind für kommunalpolitische Themen digital wesentlich besser zu erreichen als an Ständen auf der Straße oder über Podiumsdiskussionen. Klimaschutz, Finanzen, Migration, Kinderbetreuung, demografischer Wandel: Angesichts drängender Fragen, die die Zukunft vieler junger Menschen in Mannheim beeinflussen, ist es mehr denn je Aufgabe der Politik, diese Menschen mitzunehmen und Entscheidungen auch der Zeit gemäß zu kommunizieren.

So wichtig der digitale Wahlkampf war, so wichtig muss es aber auch in Zukunft sein, alle Bevölkerungsschichten am Meinungsbildungsprozess teilhaben zu lassen. Ein digitaler Wahlkampf darf nur Ergänzung sein - und den analogen nicht ersetzen. Relevante Inhalte müssen für alle zugänglich sein und adäquat aufbereitet werden.

In Mannheim haben die Kandidatinnen und Kandidaten diesen Spagat auf unterschiedliche Weise geschafft. Nun liegt es an den Mannheimern und Mannheimerinnen, ihre Angebote zu bewerten - übrigens ganz klassisch im analogen Wahllokal.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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