Mannheim. Was für ein Wochenende für Kulturbegeisterte - und all das während des Weihnachtsrummels mit Märkten und dem Stress der Geschenkesuche. Zum Glück gab es am Freitag und Samstag reichlich Alternativen zum Konsumwahn, so etwa das Rockkonzert der österreichischen Band Wanda in der Alten Feuerwache Mannheim, dem unser Rezensent Markus Mertens bescheinigt: "Alles in allem muss man fast sagen, dass Wanda in Mannheim eine Show abliefern, die dem sinnträchtig-fordernden Song „Gib mir alles“ das souveräne Ergebnis gegenüberstellt."
Wer es ruhiger mochte, ist ins Rokokotheater gegangen, wo das Festival "Winter in Schwetzingen" seinen Anfang genommen hat und - in Form einer Opernausgrabung – gleich mal dem siegreichen Odysseus eine 20-jährige Zigarettenpause verordnete. Okay, als er zurückkam, mixte er sich erst mal einen Drink - und plötzlich war alles wieder gut mit ihm und seiner (ja nur vielleicht) treuen Penelope. Auch das Kurpfälzische Kammerorchester spielte mal wieder. Im 3. Schlosskonzert stand nicht nur Johann Sebastian Bachs 3. Brandenburgisches Konzert (mit einem kaum hörbaren Cembalo) auf dem Programm, sondern auch ironisch-englisches Gut von Hubert Parry - leider litt das Konzert etwas unter dem Weihnachtswahnsinn – der Rittersaal war nur halb voll. Nun ja.
Im Theater Felina Areal wurde am Wochenende ja auch Lewis Carrols berühmte "Alice im Wunderland" von Drittsemestern der Theaterakademie aufgeführt. Es sei gelungen gewesen, meint Kritiker Martin Vögele. Doch ein Blick in die große weite Welt hat auch noch niemandem geschadet: An Berlins Volksbühne etwa hat René Pollesch mit Starbesetzung versucht, den einstmals guten Ruf des Hauses aufzupolieren. Leider blickte er laut unserem Rezensenten Frank Dietschreit nur zurück in die Vergangenheit und stellte eine Slapstick-Orgie mit Martin Wuttke und anderen vor - immerhin ein Weltstar. Dort wollen die von der Theaterakademie auch mal hinkommen. Der Weg aber ist weit.
In jedem Fall war es ereignisreich und man kann Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, nur viel Vergnügen bei der Lektüre über all das wünschen. Lehnen Sie sich zurück und lassen Sie alles einfach mal Revue passieren.
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