Mannheim. Es ist diese besondere Atmosphäre, die diesen Abend in der Alten Feuerwache in Mannheim umgibt. Denn die Wiener Indie-Rocker von Wanda haben noch keinen Akkord gespielt, da wird schon fühlbar, dass dies einer der Konzertabende werden wird, die in Erinnerung bleiben - und das nicht ohne Gründe. Denn wie zahllose andere Acts musste auch das Quartett aus der Hauptstadt Österreichs seine Tournee coronabedingt vielfach verschieben - und ehe 2023 Open Air genossen werden darf, was im deutschsprachigen Raum längst zu akustischem Kult geworden ist, holen die Jungs von Frontmann Michael Fitzthum ihre Club-Konzerte nach. Eine Entscheidung, die nicht zuletzt die Mannheimer Fans dem Kollektiv lauthals danken.
Da braucht es kaum ein paar Zeilen des Openers „Rocking in Wien“, um ein ausverkauftes Haus in fast schon höchste Euphoriezustände zu versetzen. Denn die Nummern der Deutschrocker gehen nicht nur ans Herz: Sie gehen auch in die Beine der Anhänger, die bereits in den ersten Minuten tanzen, als hätten sie eine Konzertstunde hinter sich.
Klartext statt Schönmalerei
Die Magie dieses Enthusiasmus speist sich nicht zuletzt aus dem Liedgut selbst, das ehrlich mit sich und der Welt abrechnet. Statt Schönmalerei gibt es bei Wanda Klartext auf die Ohren, der zwischen dem ausgelassenen „Bussi Baby“ und dem fast schon philosophischen „Wir sind verloren“ eine ganz weite Schere der Gefühle öffnet, ohne das Tischtuch der Dramaturgie zu zerschneiden.
Stattdessen erleben die vielen hundert Fans einen Michael Fitzthum, für den sich das Kommen allein gelohnt hätte. Zu Beginn bereits fröhlich prostend auf die Bühne geschritten, beweist ein tanzender, schreiender, springender und bisweilen auch andachtsvoll flüsternder Leadsänger, dass er seine Führungsrolle in einem Kollektiv der melodischen Überzeugungstäter nicht nur verstanden hat, sondern ganz und gar auszufüllen versteht.
Rein stimmlich schon bärenstark, ist es dieses Gefühl für das Publikum, das von nahezu lyrisch-minnesängerischer Rezitation („Auseinandergehen“) bis zum hinausgebrüllten Drang einer verletzten Seele („Ciao Baby“) alles zeigt - außer Versagen. Auch seine Mitmusiker stehen dem nur in wenig nach. Bassist Ray Weber kontrastiert Fitzthums helles Organ um einen kolorierten Bass, Gitarrist Manuel Poppe bereichert den klanglich opulenten, aber nie aufdringlich lauten Sound mit Fingerfertigkeit, und Drummer Valentin Wegscheider setzt mit seinen präzisen Trommelhieben rhythmische Akzente, wie man sie von sehr guten Schlagzeugern abgeklärt und inspiriert zu hören bekommt.
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Nötige Atempausen inklusive
Alles in allem muss man fast sagen, dass Wanda in Mannheim eine Show abliefern, die dem sinnträchtig-fordernden Song „Gib mir alles“ das souveräne Ergebnis gegenüberstellt. Und das keineswegs angestrengt oder routiniert, sondern lustvoll, mit Spannung bei der Sache und bei allem gebotenen Tempo („Weiter, weiter“) immer darauf bedacht, dass der Abend auch seine nötigen Atempausen erhält, um haften zu bleiben und nicht zu ermüden. Genau aus dieser durch und durch überzeugenden Mixtur entsteht denn am Ende auch eine Macht der Ausgelassenheit, die beide trägt, Musiker wie Zuhörer. Fast möchte man sagen: Besser kann ein Konzert nicht sein, als sich gute 100 Minuten schließlich dem Ende neigen. Noch ein „Schnaps“ mit den Getreuen, dann heißt es nach umjubelten Zugaben: Geduldig auf’s kommende Jahr und die nächsten Konzerte warten. Es dürfte eine Wartezeit werden, die sich bezahlt macht.
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