Wer jetzt den Gang zum Schloss durch Mannheims Innenstadt nicht scheut, muss sich seinen Weg durch die vorweihnachtliche Geschäftigkeit des Konsums bahnen. Als Gegenpol und Einkehr zu alldem bietet sich das Kurpfälzische Kammerorchester (KKO) unter der Leitung Paul Meyers mit seinem 3. Mannheimer Schlosskonzert im Rittersaal vorzüglich an. Dennoch füllt das Publikum den Saal nur zur Hälfte.
Der Akzent liegt auf dem Cembalo, gespielt von Sabine Bauer, die bereits in der Vergangenheit im Basso Continuo des KKO gewirkt hat. Auf dem Programm stehen zuerst mit Johann Christian Bach, Carl Friedrich Abel und Hubert Parry englisch und aristokratisch konnotierte Kompositionen, die durch festlichen Habitus mit dem Ambiente des Rittersaals harmonieren. Dabei handelt es sich um wenig bekannte Werke. Insbesondere die Aufführung der „An English Suite“ von Hubert Parry ist dem Ansatz Paul Meyers zu verdanken, dem Publikum Neues zu präsentieren.
Johann Christian Bachs Sinfonietta in A-Dur leitet beschwingt ein. Die gesangliche erste Violine wird von einem präzisen und tänzerischen Ensemble getragen. In Abels Cembalokonzert in G-Dur stützt das Orchester sehr aufmerksam und mit feinem Gespür für Tempo und Dynamik die Solistin. Sabine Bauer am Cembalo spielt transparent, intensiv und erhält Sonderapplaus.
Höhepunkt Cembalokonzert
Bei Hubert Parrys Komposition aus dem Jahr 1914 ist einerseits die höfische Tradition präsent. Er nimmt in den einzelnen Stücken explizit Bezug auf barocke Formen wie Menuett oder Sarabande. In Stimmführung, Klang und Rhythmik und mit folkloristischen Anklängen weist Parry jedoch bereits auf Elgar oder Vaughan Williams hin, die von ihm beeinflusst wurden. Nach dem schmissigen „Frolic“ mit seinen vielen Pizzicati geht es in die Pause.
Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 3 wird nach der Pause in barocker Tradition ohne Dirigent unter der Leitung von Konzertmeisterin Marie-Denise Heinen gespielt. Hier führen Ungenauigkeiten zu Ernüchterung. Das Cembalo ist kaum mehr zu hören, da die Dynamik an Raffinesse einbüßt. Im zweiten schnellen Satz zieht das Tempo an, so dass schließlich nicht mehr mit der nötigen Beständigkeit ausmusiziert werden kann.
Eine Freude dagegen ist das finale Cembalokonzert d-Moll (BWV 1048). Das Cembalo tritt präsent und klar in den Vordergrund, während das Orchester schöne musikalische Bögen herausarbeitet. Der Applaus ist lang und eine Zugabe fällig. Der Abend liefert eine wertvolle Auszeit vom hektischen Trubel. Vielleicht möchten mehr Besucher die nächsten Konzerte des KKO im Februar genießen.
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