Kultur

Mannheimer Theatersanierung: Was genau teurer geworden ist

Schadstoffe, Kampfmittel, Planungen und ein neu gestalteter Goetheplatz - was zu den Mehrkosten bei der Sanierung des Mannheimer Nationaltheaters führt und worauf der größte Brocken entfällt

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Peter W. Ragge
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Die Sanierung des Mannheimer Nationaltheaters wird teurer. © Thomas Tröster

Mannheim. Man ist noch günstig weggekommen – das rechnet die Stadtverwaltung in einer Vorlage den Stadträten vor. Laut Statistischem Bundesamt liegt nämlich die offizielle Steigerungsrate der Baupreise vom Baubeginn am Nationaltheater im dritten Quartal 2022 bis zum dritten Vierteljahr 2024 bei 41 Prozent. Die derzeit prognostizierten Mehrkosten von 62,5 Millionen entsprechen dagegen nur einem Plus von 25,3 Prozent. Was genau ist teurer geworden:

Baumaterial und Löhne

Nach Angaben der Geschäftsstelle Generalsanierung stiegen die Preise seit der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg enorm, etwa die für Bauholz um 60 Prozent und die für Stahlmatten um 70 Prozent. Die Angebotspreise für nahezu alle Baumaterialien lägen „auf sehr hohem Niveau“, und durch die Inflation seien auch die Löhne gestiegen. Der Bund habe in von ihm bezuschussten Projekten – und das gilt ja für das Theater – den Firmen sogar eigens Preisgleitklauseln gestattet.

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Teilweise machen Firmen gar keine Angebote, wenn Ausschreibungen veröffentlicht werden – oder sie liegen weit über dem geplanten Budget. Ein Beispiel: Für Raumlufttechnik waren 7,78 Millionen Euro veranschlagt, das günstigste Angebot lag bei 12,61 Millionen. „Trotz Änderungen und Vereinfachungen der Bauausführung zur Kostenreduzierung können die aufgetretenen Vergabeverluste nicht mehr im genehmigten Budget aufgefangen werden“, so die Geschäftsstelle Generalsanierung.

Diese sogenannten „Vergabeverluste“ (also teurere Angebote als geplant) betragen Stand jetzt 21,1 Millionen Euro. Auf die Preisgleitklausel entfallen 5,7 Millionen Euro und bis 2028 wird mit weiteren Baupreissteigerungen von 8,5 Millionen Euro gerechnet. Aus Kostengründen gestrichen wurden drei Videowände an der Theaterfassade zur Werbung für Inszenierungen oder der Anstrich aller Decken und Wände von Lagerflächen.

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Peter W. Ragge
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Terminverzögerungen

Die Verschiebung der Eröffnung von Herbst 2027 auf Herbst 2028 kostete sechs Millionen Euro. Klappt der anvisierte Termin im Herbst 2028 nicht, bedeutet das weitere sechs Millionen Euro Mehrkosten.

Technische Gründe

„Unwägbarkeiten im Umgang mit der vorgefundenen und häufig fragilen Bausubstanz“ nennen die Verantwortlichen der Generalsanierung um Marcus Augsburger als Hauptproblem der Baustelle. Trotz Schadstoffbegutachtung im Vorfeld habe man die Risiken „nur eingeschränkt erfassen“ können, weil der Theaterbetrieb noch lief und man das Gebäude da nicht habe anbohren können. Zwar wurde kaum etwas gefunden, aber es gab durch Metallschrott aus der Nachkriegszeit unzählige Verdachtspunkte – und entsprechend großen Sicherheitsaufwand. Für Schadstoff-Beprobung, Lagerung und Abtransport haben „sich ändernde Normen und Gesetze, die Weiterentwicklung von Standards und Vorschriften“ das Ganze komplizierter gemacht.

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Regenwasser

Nicht nur Schadstoffe haben den Bau verzögert und verteuert, auch Wasser. Geplant wurde in Zeiten, als es viele Jahre sehr trocken war. Doch durch den zuletzt starken Regen, der nicht vollständig versickerte, hat sich unterirdisch zwischen Tonschichten sogenanntes Schichtenwasser angesammelt, das ständig abgepumpt werden muss und eine stabilere Baugrube verlangt.

Planungskosten

Die Planer machen 4,7 Millionen Euro mehr geltend – aufgrund der längeren Bauzeit und für zusätzliches Personal für die Baustellenorganisation, um den Termin 2028 halten zu können.

Goetheplatz

Allein 10,5 Millionen Euro mehr kostet die nach Abschluss der Generalsanierung geplante Sanierung des Goetheplatzes, der „klimaresilient“ werden soll – begrünt, mit großen Bäumen, Brunnen oder Wasserspielen und Kunst am Bau sowie als ein „Begegnungsort“ der Oststadt. Einen Entwurf dafür gibt es als Ergebnis eines Wettbewerbs schon. Dafür erhofft sich die Stadt gesonderte Zuschüsse, sicher ist das nicht.

Redaktion Chefreporter

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