Festival des deutschen Films

Um kulturelle Begegnung geht es auch beim Filmfest in Ludwigshafen

Kulturelle Begegnung ist immer besser, aber oft genug prallen die Gegensätze unvermittelt aufeinander. Davon erzählen beim Filmfestival auf der Parkinsel auch die Komödie "Nicht ganz koscher" und der Film "Ernesto's Island"

Von 
Thomas Groß
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Was machen ein orthodoxer Jude und ein Beduine ohne Kamel in der Wüste? Szene aus „Nicht ganz koscher“. © Sibbel/Enigma Film

Ludwigshafen. Ein Zusammenprall der Kulturen: In Israel leben auch orthodoxe Juden und meist muslimische Beduinen eher nebeneinander her als wirklich miteinander. Noch größer kann der Abstand wirken, wenn der im konkreten Fall wirklich sehr Orthodoxe aus New York stammt. So ist es jedenfalls im Spielfilm „Nicht ganz koscher“ von Stefan Sarazin und Peter Keller, der in Ludwigshafen um den Filmkunstpreis konkurriert.

Symbolik und Schauwerte

Er, Ben, kann auch nicht in Israel bleiben, wo er eine Braut finden soll, sondern muss nach Ägypten, genauer Alexandria, denn der jüdischen Gemeinde dort droht ohne seine Anwesenheit die Schließung samt Verstaatlichung allen religiösen wie weltlichen Besitzes. Aber der Weg nach Alexandria ist von vielen Hindernissen geprägt, die in dieser Komödie mit starken politischen Noten nur mit Hilfe eines Beduinen gelöst werden könn(t)en, der dazu aber erst sein entlaufenes Kamel wiederfinden muss.

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Von
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An komischen Verwicklungen und Vorfällen mangelt es diesem Werk nicht, ebenso wenig an pointierten, sinnreichen Dialogen über die Religion(en) und das Leben, wobei die christliche bald ebenfalls eine Rolle spielt. Der Film überzeugt auch durch Symbolik und Schauwerte: In der Wüste Sinai unter gleißender Sonne spielt sich das Meiste hier ab und entfaltet sich die tiefe Menschlichkeit der Geschichte und ihrer Charaktere. Die (mögliche) Verständigung wird alsbald zu einer Frage des Überlebens - und natürlich auch zur Voraussetzung einer schönen Utopie, mit der diese hintersinnige Komödie enden könnte - ganz so, wie es wohl jeder Zuschauer wünschte, obzwar es zu schön wäre, um wahr zu sein. So oder so: Niveauvolle Unterhaltung ist das Mindeste, was dieser Film einlöst.

Sonnige Bilder aus Kuba

Um kulturelle Verständigung geht es auch im ebenfalls um den Filmkunstpreis konkurrierenden Spielfilmdebüt „Ernesto’s Island“ von Ronald Vietz. Im Mittelpunkt steht hier der von Max Riemelt gewohnt souverän und sympathisch verkörperte Matthias, der in einer Berliner Werbeagentur arbeitet. Der Tod seiner Mutter konfrontiert ihn mit seiner von deren Idealen und vielen Freundschaften geprägten Jugend in der DDR, mit der ihn heute nichts mehr zu verbinden scheint. Doch der letzte Wunsch von Mutter Barbara ist es, dass ihre Asche auf einem kleinen Eiland in Kuba, der Ernst-Thälmann-Insel, verstreut werde. Und dem will sich der zuerst zögerliche Matthias, der unverhofft Besuch von Jugendfreund Sascha (Oliver Bröcker) bekommt, dann nicht verschließen.

Die Handlung des anscheinend autobiografisch geprägten Films ist durchsetzt mit Archivmaterial, das die lebenslustige, idealistische Mutter mit ihrem Sohn zeigt - und dessen Vater, einen kubanischen Musiker, den Matthias nur einmal gesehen hat. Seine Reise nach Kuba wird eine Reise zu den eigenen Wurzeln und stellt Matthias auch vor die Frage, wie und wohin er sein Leben weiterhin führen möchte.

Die besondere Machart des Films und die sonnigen Bilder aus Kuba sorgen für eine faszinierende Atmosphäre. Matthias macht Bekanntschaft mit einer jungen Kubanerin, die ihn ein gutes Stück begleitet, und erwartbar hört man auch viel landestypische Musik, aber Klischees meidet Vietz dennoch weitgehend in seinem von Arte mitproduzierten Film. Ihm gelingt ein stimmiges Werk, das einen nachdenklich und mit positiven Eindrücken zurücklässt.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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