Berlin. Er gilt als „Phantom“ und ist gleichzeitig der militärische Kopf der Terrororganisation Hamas: Es war Mohammed Deif (kleines Bild), der am Sonnabendmorgen in einer im Fernsehen abgespielten Audionachricht erklärt hat, seine Organisation wolle dem „Verbrechen Israels“ ein Ende setzen – mit der „Operation Al-Aksa-Flut“. Wer ist der Mann hinter dem brutalen Hamas-Angriff?
Seit Jahren ist Deif Anführer der Kassam-Brigaden, einer militärischen Untergrundorganisation, die als bewaffneter Arm der Hamas gilt. Mehr als sieben Mal soll das israelische Militär in den vergangenen zwei Jahrzehnten versucht haben, ihn auszuschalten, heißt es. Deif wurde mit dem Namen Mohammed Diab Ibrahim Masri im August 1965 im Flüchtlingslager Khan Yunis in Gaza geboren. Damals war das Gebiet noch von Ägypten besetzt. Aufgewachsen im erbitterten israelisch-palästinensischen Konflikt ist sein Leben von Gewalt geprägt. 1990 trat er schließlich der Hamas bei.
Deif kam immer wieder mit dem Leben davon, doch zu einem hohen Preis: Während des Gaza-Krieges 2014 wurden bei einem Angriff auf sein Haus seine Frau und zwei seiner Kinder getötet. Bei anderen Operationen des israelischen Geheimdienstes verlor Deif Berichten zufolge ein Auge, einen Arm und beide Beine. Nur ein einziges Foto des Anführers der Kassam-Brigaden haben die israelischen Behörden von ihm veröffentlicht.
Seinen heutigen Nachnamen trägt Deif wahrscheinlich in Anspielung auf die Taktik palästinensischer Terroristen, jede Nacht den Schlafplatz zu wechseln, um dem israelischen Geheimdienst zu entkommen. Das Wort „Deif“ bedeutet aus dem Arabischen übersetzt „Gast“. Um die Herkunft von Mohammed Deif ranken sich ähnliche Gerüchte.
Neben der Planung von Angriffen soll Deif selbst an dem Bau von Bomben beteiligt gewesen sein. Dafür soll ihn der palästinensische Terrorist Jahja Ajasch ausgebildet haben, ein Elektroingenieur, der in den 1990er-Jahren mehrere Bomben für Angriffe auf Israel gebaut hatte. Im Jahr 1996 hat der israelische Geheimdienst Ajasch getötet. In der gleichen Zeit soll sich Mohammed Deif den Kassam-Brigaden angeschlossen haben.
Doch nicht ausgeliefert
Um die Jahrtausendwende forderte Israel die Festnahme und Auslieferung des terroristischen Kämpfers. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) willigte ein, nahm Deif fest und stellte ihn unter Hausarrest. Bereits ein Jahr später –im April 2001 – wurde er aber wieder freigelassen. Als weitere zwölf Monate später Saleh Schahada, der Anführer der Kassam-Brigraden, bei einem Bombardement der israelischen Armee ums Leben kam, übernahm Deif die Leitung. Mit diesen Kämpfern steuert er nun die aktuellen Angriffe auf Israel.
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