Mannheim. Wie kann es im Gebäude des Mannheimer Cineplex in P4 weitergehen, wenn sich die Türen des altgedienten Kinos auf den Planken schließen? Der Mietvertrag endet am 30. Juni. „Wir werden das Kino wie gewohnt bespielen. Vorbereitende Maßnahmen werden im Vorfeld natürlich eingeleitet“, sagt Frank Noreiks, Geschäftsführer der Filmtheaterbetriebe Spickert, dazu auf Anfrage dieser Redaktion. Derzeit werde schon sukzessive die eine oder andere Filmreihe ins Cinemaxx verlegt. „Aber wir wollen das Haus in P4 natürlich auch bis zur letzten Minute am Leben erhalten.“ Naheliegend, denn spätestens seit Start des zweiten Teils von David Camerons 3D-Spektakel „Avatar“ entdeckt das Publikum das Kinoerlebnis nach der Pandemie wieder neu.
Doch wieder ein Filmtheater?
Andererseits: „Wir müssen das Haus leer hinterlassen“, sagt Noreiks. Der Ausbau von Technik und Mobiliar müsse bis zum Ende des Mietvertrags abgeschlossen sein. Was passiert mit dem Interieur? Wird es an andere Kinobetreiber womöglich im Ausland verkauft oder an cineastische Nostalgiker versteigert? „Bestuhlung sowie sämtliches Mobiliar werden auf die bestehenden Spickert-Kinos verteilt“, so Noreiks. Gemeint ist das Cinemaxx in N7 sowie die beiden Cineplex-Kinos in Bruchsal und Neustadt.
Karin Stellwaag, Besitzerin der Immobilie, in der das Cineplex Richtung Planken logiert, träumt (wie berichtet) davon, dass weiterhin Film- und/oder sonstige Kultur im Cineplex ihren Platz finden. Aber Ulrich Lenz von der Hausverwaltung Scarraplan, der den zur Fressgasse ausgerichteten Gebäudekomplex des Cineplex betreut, hat dazu noch keine Neuigkeiten: „Wir haben noch niemanden gefunden“, sagte er auf Anfrage. „Natürlich wäre uns eine Nutzung für die Kultur am liebsten, und wir sind auch mit Interessenten im Gespräch. Aber momentan hat sich noch nichts weiterentwickelt.“
Eine Prognose, ob das realistisch ist, nachdem sich schon das seit Jahrzehnten etablierte Cineplex mit acht Leinwänden nicht mehr rentabel habe führen lassen, will Frank Noreiks nicht abgeben: „Das ist ein Blick in die Glaskugel. Sagen wir es so: Ich kann es mir nicht vorstellen.“ Zumal in der Kinobranche seit Jahren über ein Überangebot an Leinwänden diskutiert wird.
Das Cineplex als Kulturort
Immerhin wurde von Seiten der Stadt darüber nachgedacht, das Gebäude zumindest übergangsweise kulturell zu nutzen. Das bestätigt Christian Sommer, Geschäftsführer der städtischen Gründungszentren Next Mannheim: „Da gab es Gespräche mit der Eigentümerinnen-Gemeinschaft, der Wirtschaftsförderung und uns - weil wir darauf gehofft hatten, dass das Cineplex als Zwischennutzung ein Kulturort hätte werden können. Das ist ja eine tolle Anlage, aus der man etwas machen könnte.“
Theoretisch seien die Räume dafür gut ausgestattet, vor allem seien sie vom Brandschutz abgenommen. „Das Problem war, dass ja absolut alles rausgebaut werden soll. Aus nackten Räumen etwas zu machen, wäre extrem teuer geworden.“ Sinn gemacht hätte es ohne diese Kosten, weil das Bundesförderprogramm Futurraum für anderthalb Jahre einen Kulturbetrieb in P4 realistisch gemacht hätte, erklärt Sommer, dessen Next-Team gemeinsam mit dem Stadtmarketing Anwendungsmöglichkeiten für das mit bundesweit 250 Millionen Euro ausgestattete Programm sucht.
„Aber wenn wir in P4 bei Null anfangen müssten, bräuchte man allein für die Genehmigungen ein Jahr.“ Die Städte, deren Konzepte den Zuschlag erhielten, hätten durch die Förderung die Möglichkeit, „langfristig Konzeptionen für ihre Innenstädte aufzubauen und zu verstetigen“, erklärt Sommer.
Dazu gehört auch explizit die vorübergehende Anmietung leerstehender Objekte. Das Programm sei aber jetzt schon angelaufen, und da in die begrenzte Laufzeit auch nötige Umbaumaßnahmen fielen, wäre das im Cineplex im Förderzeitraum nicht mehr umsetzbar, so Sommer.
Verwaltung bleibt im Gespräch
Die Stadt selbst bedauert weiterhin das bevorstehende Aus des Filmtheaters auf den Planken: Die Entscheidung, das Cineplex-Kino zu schließen, sei aus unternehmerischer Sicht nachvollziehbar und dass Leinwände in der Stadt reduziert werden müssen, scheine unabwendbar, antwortet Sprecherin Monika Enzenbach auf eine Anfrage an Oberbürgermeister Peter Kurz. „Natürlich ist das aus stadträumlicher Sicht schmerzhaft, auch wenn man in Mannheim definitiv nicht von einer sterbenden Innenstadt sprechen kann.“ Eine alternative, kulturelle Nutzung der Räumlichkeiten wäre durchaus wünschenswert, so Enzenbach, „wir sind und bleiben mit den Kinobesitzern deshalb im Gespräch“.
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