Cineplex Planken

Deswegen hat Kino nach wie vor noch eine Chance auf den Mannheimer Planken

Die Stuttgarter Teileigentümerin der Kinoimmobilie auf den Mannheimer Planken würde nach dem 30. Juni 2023 am liebsten wieder an einen Kinobetreiber vermieten. Doch auch andere Nutzungsmöglichkeiten kommen in Frage.

Von 
Stefan M. Dettlinger
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Auch das große Schild „Cineplex Planken“ wird wohl nach dem 30. Juni 2023 abmontiert, wenn dann nach mehr als 50 Jahren der letzte Filmabspann der Filmtheaterbetriebe Spickert abgelaufen ist. © Thomas Tröster

Mannheim. Auch künftig könnte es auf den Mannheimer Planken noch Kino geben. Das Aus für das Cineplex muss definitiv kein Aus für Filmkunst generell an diesem Standort bedeuten. Das geht aus einem Telefonat mit der Stuttgarter Besitzerin der Immobilie in P4, Karin Stellwaag, hervor. Stellwaag, Eigentümerin des zur Plankenseite gerichteten Gebäudes, hat großes Interesse daran bekundet, wieder an einen Kinobetreiber zu vermieten. „Das Gebäude ist ja ein Kino“, sagt sie in dem Gespräch am Donnerstag, „wir haben das in Abstimmung mit der Familie Spickert (dem aktuellen Betreiber des Cineplex) in den 1990er Jahren noch sehr aufwendig extra aufgestockt.

Am Freitag vergangener Woche hatten die Filmtheaterbetriebe Spickert, die auch das Cinemaxx in N 7 betreiben, angekündigt, Mannheims ältestes Multiplex-Kino am 1. Juli 2023 zu schließen. Nur die Verwaltung verbleibt in P4. „Das Haus ist seit einigen Jahren nicht mehr rentabel zu führen“, hatte Christian Spickert im Gespräch mit der Redaktion gesagt - und damit keine Alternative zur Schließung gesehen. Der Geschäftsführer der Filmtheaterbetriebe, Frank Noreiks, hatte am selben Tag zudem gesagt, dass eine Anschlussverwendung der angemieteten Räumlichkeiten noch nicht feststehe, dass es aber auf keinen Fall ein Kino werde.

Der große Umbau des Plankenkinos 1996 vor der Eröffnung im Verbund von Cineplex. © Archiv

Dies dementiert Karin Stellwaag nun sehr deutlich: „Das ist nicht richtig, dass dort auf keinen Fall wieder ein Kino reinkommt.“ Sie habe allein als kulturinteressierte Bürgerin schon ein starkes Interesse daran, dass in P 4 auch nach dem Schluss des Cineplex noch Filmkunst gezeigt werde. Es gebe zudem auch baurechtliche Gründe, dass ein Um- oder Rückbau „gar nicht so einfach“ sei, sagte Stellwaag. Als Eigentümerin müsste sie diesen Umbau freilich auch noch finanzieren, wie sie unumwunden zugibt. Die baulichen Maßnahmen dürften sich auf Millionen belaufen, müssten doch für eine konventionellere Nutzung als Büro- oder Geschäftshaus beispielsweise auch wieder ganze Etagen und Mauern eingezogen werden, die für den Bau der Kinosäle entfernt worden waren.

Hausverwaltung: nicht auf ein Pferd setzen

Stellwaag sagt auch, dass der zweite Besitzer des Komplexes, also des Gebäudes zur Fressgasse hin, ebenfalls eine Lösung mit einem Kino bevorzuge. Ulrich Lenz von der Hausverwaltung Scarraplan hat das auf Anfrage bestätigt, sagt aber: „Auf ein Pferd wollen wir nicht setzen.“ Er schließt auch eine Aufteilung der beiden Gebäude in Gewerbeeinheiten, Büros und Wohnungen nicht aus. Die beiden Bauten an den Planken (P4, 13) und der Fressgasse (P4, 4 und 6) waren im Zuge kontinuierlicher Erneuerungsmaßnahmen miteinander verbunden worden. 1997 eröffnete Spickert das neue Multiplexkino im Cineplex-Verbund unabhängiger mittelständischer Kinounternehmen, das höchsten Standards entspricht.

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Unterdessen glaubt Noreiks nach wie vor nicht an eine Weiternutzung durch Kinos. „Was die Eigentümer nach dem 30. 6. tun, liegt nicht in unserem Ermessen“, sagt er auf erneute Anfrage. Noreiks deutet darauf hin, dass - unabhängig von der Pandemie - einfach zu wenige Menschen in die Kinos kämen, „und in den letzten Jahren hat sich das eben verstärkt, es ist unsere feste Überzeugung, dass Kino dort nicht mehr funktioniert - und wenn das einer weiß, dann wir.“ Familie Spickert betreibt das Kino am Standort P4 seit mehr als 50 Jahren.

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Dass Kinos - auch global gesehen - kriseln, weil immer mehr Menschen sich Filmerlebnisse nach Hause holen, weiß natürlich auch die Eigentümerin - und schwärmt von neuen Konzepten, wie sie sie unlängst in Montpellier erlebt hat, wo ein Kino wie ein Kulturzentrum funktioniert, in dem neben Filmkunst auch Theater, Musik und andere Events angeboten werden. „Wenn Kino allein nicht mehr funktioniert, muss man natürlich über alternative Konzepte nachdenken“, sagt Stellwaag, „wir sind offen auch für neue Geschäftsideen und signalisieren das auch nach außen“.

Stuttgart als Vorbild?

Wie leidenschaftlich es laufen kann, zeigt Stuttgart am Beispiel des Kinos Metropol in der Bolzstraße. Dem Metropol wurde vom Besitzer, der Union Investment, gekündigt. Daraufhin gab es Proteste (auch von Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski) sowie eine Bürgerinitiative, ja, selbst Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) hat sich eingeschaltet. Der zwischenzeitliche Plan, dort eine Boulderhalle zu bauen, wurde zerschlagen, und der OB sagte erst im Juni: „Es wäre großartig, wenn auch unsere großen Filmfestivals wie das SWR Doku Festival, das heute startet, bald wieder im neuen Metropol-Kino stattfinden könnten.“

Allerdings handelt es sich beim Metropol um Stuttgarts schönstes Kino im architektonisch bedeutenden alten Bahnhof. Ein echtes Schmuckstück also. Das kann man nun von P4 nicht sagen. Schmuck ist hier allenfalls Lage und Anbindung an den ÖPNV. Wäre das alles früher gekommen, wäre das Cineplex möglicherweise auch eine gute Ausweichspielstätte fürs Nationaltheater während der Sanierung gewesen.

Auch Stellwaag will mit Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) über Konzepte sprechen. Die Bitte der Redaktion um eine Stellungnahme wurde vom Rathaus gestern indes mit dem Satz beantwortet: „Schaffen wir heute leider nicht.“ Dabei geht es auch für die Stadtverwaltung um viel. Die Innenstädte sterben - und werden so zunehmend unattraktiv.

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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