Mannheim. Für die Grünen endet der Wahlkampf, wie er begonnen hat: Mit einer Hängepartie, die eines Kreisverbandes nicht würdig ist, der die größte Fraktion im Gemeinderat stellt und der auch bei der Kommunalwahl 2024 gewaltige Ambitionen hat.
Schon im Winter war es eine Posse, bis überhaupt ein Kandidat gefunden wurde. Entscheidungen müssen abgewogen werden. Gerade, wenn es um das Amt geht, das die Geschicke der Stadt prägen wird, sollte man nichts überstürzen.
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Dennoch: Die Ausgangslage der Grünen war keine Überraschung. Bereits im Vorfeld musste man davon ausgehen, dass der lange eher unbekannte Fojkar trotz guten Wahlkampfs die Personenwahl als Dritter abschließt. Dass die Grünen nun wieder – wie schon nach dem Amtsverzicht von Peter Kurz – keinen Plan B haben, und dass Streit die Nachlese prägt, setzt dem insgesamt schwachen Wahlergebnis ein desaströses Erscheinungsbild obendrauf. Dass die Nachricht vom Rückzug Fojkars zudem zunächst durch einen internen Schriftverkehr öffentlich wurde und nicht durch eine offizielle Stellungnahme, passt da ins Bild.
Es ist schwer vorstellbar, wie die zerstrittenen Grünen bei der Kommunalwahl ein konkurrenzfähiges Team aufstellen wollen. Vielmehr droht der Fraktion die nächste Zerreißprobe zur Positionierung im Wahlkampf. Aktuell ist man also wieder mehr mit sich als mit Inhalten beschäftigt.
Dass die Grünen zumindest bislang keine Empfehlung aussprechen, ist auch ein Rückschlag für die Sozialdemokratie. Für die war die Situation ebenso vorhersehbar. Dass es Thorsten Riehle aber – obwohl mit Christian Specht nach Jahrzehnten wieder ein Bürgerlicher das Rathaus führen könnte – nicht gelingt, das linke Lager ohne Nebengeräusche hinter sich zu einen, lässt aufhorchen. Auch die Linke Isabell Belser tut sich ja schwer, eine Empfehlung auszusprechen.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Die Empfehlung ist noch lange keine Wahlgarantie und letztlich sind Bürgerinnen und Bürger auch mündig, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Offenbar haben es Riehle und die SPD aber nicht geschafft, Gespräche mit Mitbewerbern so vorzubereiten, dass die ihrer Klientel mit Überzeugung eine Unterstützung empfehlen können.
Ob das am Ende entscheidend ist, wird sich zeigen. Gefühlt ist aber Specht nicht nur Sieger des ersten Wahlgangs, sondern startet auch mit Rückenwind in den Wahlkampf gegen ein linkes Lager, das sich im Moment mehr streitet als vereinigt.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Linke Planlosigkeit bei der Mannheimer OB-Wahl
Sebastian Koch wundert sich, dass weder Grüne noch Linke für die OB-Stichwahl am 9. Juli eine Empfehlung aussprechen. Profitieren davon dürfte am Ende vor allem einer: Christian Specht, der Kandidat des bürgerlichen Lagers