Mannheim. Nachdem der Grüne Raymund Fojkar bei der zweiten Runde der Mannheimer Oberbürgermeisterwahl am 9. Juli nicht mehr antritt, werden die Karten teilweise neu gemischt. Im ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag lag Christian Specht (CDU) mit 45,6 Prozent zwar sehr deutlich vor dem Sozialdemokraten Thorsten Riehle (30,2 Prozent). Doch nun kann der von den Rückzügen Fojkars (13,8 Prozent) sowie der Linken Isabell Belser (fünf) und von Thomas Bischoff (2,2) - der für die satirische PARTEI antrat - eventuell profitieren.
Auf Anfrage teilte dazu der SPD-Kreisvorsitzende Stefan Fulst-Blei am Mittwoch mit: „Wir nehmen als SPD die Entscheidung von Raymond Fojkar mit Respekt zur Kenntnis. Ich kann bestätigen, dass es gute, vertrauensvolle Gespräche gab.“ Er könne aber auch nachvollziehen, dass die Grünen jetzt noch Zeit für eine solch weitreichende Entscheidung - gemeint sein dürfte da eine Wahlempfehlung - bräuchten und ihre Mitglieder einbeziehen wollten.
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Specht, der auch für FDP und Mannheimer Liste (ML) kandidiert, sagte zum Rückzug Fojkars, er habe vor der Entscheidung „großen Respekt“. Während einiger Monate im spannenden und anstrengenden Wahlkampf mit gemeinsamen Auftritten habe er den Grünen „als fairen, integren und fachlich starken Mitbewerber kennengelernt“. Specht lobte Fojkar dafür, dass der auch „in für ihn schwierigen Umfeldern stets seine Standpunkte und Überzeugungen solide und stringent vertreten“ habe. „Ich danke ihm herzlich für eine ausgezeichnete inhaltliche Auseinandersetzung, die nicht zuletzt auch einige Gemeinsamkeiten hervorgebracht hat.“
Erinnerungen an Probst
Auch bei der OB-Wahl vor acht Jahren hatte der Drittplatzierte - Christopher Probst von der ML - seine Kandidatur nach dem ersten Wahlgang zurückgezogen. Probst hatte damals beachtliche 15,9 Prozent geholt - Amtsinhaber Peter Kurz (SPD) kam auf 46,8 Prozent, CDU-Kandidat Peter Rosenberger auf 33,8 Prozent. Der ML-Politiker und Stadtrat entschied sich nach eigenen Angaben zum Rückzug, weil er keine Chance mehr sah, selbst die Wahl zu gewinnen. „Man muss wissen, wann man eine Sache beendet“, sagte Probst damals. Eine Wahlempfehlung gab er seinerzeit allerdings nicht ab - und zwar gleich aus mehreren Gründen. „Der Wähler ist keine Manövriermasse“, sagte Probst. Er halte es für anmaßend, wenn man Bürgern vorschreiben wolle, wen sie wählen sollten. Außerdem hätte er seinen Angaben zufolge bei beiden Varianten jemanden unterstützen müssen, „den wir nicht unterstützen wollten“.
Mit Blick auf Kurz lag der Dissens beim Thema Bundesgartenschau, die die ML ablehnte. Der CDU und Rosenberger warf Probst bei manchen Themen Populismus vor.
Belser noch unschlüssig
Diesmal hat Linken-Kandidatin Isabell Belser bisher noch nicht entschieden, ob sie im zweiten Wahlgang am 9. Juli Riehle, Specht oder keinen von beiden unterstützen will. Vom Sprecher ihres Wahlkampfteams hieß es auf Anfrage nach einer Empfehlung für einen anderen Bewerberer lediglich, man führe darüber noch Gespräche und werde sich voraussichtlich am Ende dieser Woche dazu äußern.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Linke Planlosigkeit bei der Mannheimer OB-Wahl