Ludwigshafen. Für das Ludwigshafener BASF-Stammwerk kommt es hart auf hart. Vor einem Jahr hatte der Chemiekonzern angekündigt, mehrere Großanlagen zu schließen, zusätzlich zu laufenden Sparprogrammen. Und jetzt: Am Standort soll noch mal kräftig gespart werden. Und es wird eine Neuausrichtung des Werks geben, die eher nach Schrumpfkur als nach neuer Perspektive klingt. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu:
Was hat es mit dem neuen Sparprogramm auf sich?
Die Kosten im Werk Ludwigshafen sollen bis Ende 2026 jährlich um eine weitere Milliarde Euro gesenkt werden. So will BASF die Organisation effizienter machen, Strukturen straffen. „Wir schauen uns an, ob alles, was hier gemacht wird, auch hier erforderlich ist“, erklärt Finanzvorstand Dirk Elvermann. Die Produktionskapazitäten sollen „den Markterfordernissen“ angepasst werden. Da die Nachfrage in Europa schwach ist, bedeutet das ein Zurückfahren der Produktion.
BASF-Chef Martin Brudermüller, der im April in Ruhestand geht, räumt ein: „Es wird noch einmal Anlagenschließungen geben.“ Außerdem will das Unternehmen Prozesse neu aufstellen. Elvermann nennt Beispiele: So soll die Effizienz durch Künstliche Intelligenz und Automatisierung gesteigert werden. Und externe Dienstleistungen sollen wieder verstärkt ins Unternehmen zurückgeholt werden.
Wird das neue Programm auch Jobs kosten?
„Mit dem Programm wird leider auch ein weiterer Stellenabbau verbunden sein“, sagt BASF-Chef Brudermüller. Eine Größenordnung kann er noch nicht nennen, Details zum ganzen Programm würden erst noch erarbeitet. Aber: „Die Situation ist ernst, daher schließen wir explizit keine Maßnahmen aus.“ Die Einmalkosten für das Programm liegen bei einer Milliarde Euro.
Wie sehr ist Ludwigshafen schon von den bisherigen Maßnahmen zur Kostensenkung getroffen?
Dabei fallen 2500 Arbeitsplätze bei BASF SE weg. Mehrere energie-intensive Anlagen, darunter eine der Ammoniak-Produktionen und die TDI-Anlage, werden stillgelegt. Davon sind 700 Beschäftigte betroffen, sie sollen möglichst weiterqualifiziert werden. Ein weiteres Sparprogramm soll die Verwaltung schlanker machen. Im Zuge dieses Programms fallen bis Ende 2024 rund 1800 Stellen weg. Betriebsbedingte Kündigungen sind durch eine Standortvereinbarung für Ludwigshafen bis zum Jahr 2025 ausgeschlossen. Aktuell arbeiten 34 200 Menschen für BASF SE, in Ludwigshafen sind es insgesamt 38 700.
Warum steht gerade das Stammwerk, also BASF SE, so im Fokus der Sparpläne?
BASF hat wenig berauschende Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 vorgelegt. Und wie Brudermüller erklärt, litt das Ergebnis in Deutschland unter dem deutlich negativen Ergebnis der BASF SE. Der größte Produktionsstandort der BASF schafft es schon seit Jahren nicht mehr in die Gewinnzone.
Hauptgründe sind die schwache Nachfrage nach BASF-Produkten und die hohen Energiepreise, vor allem seit dem Ukraine-Krieg. Das zeigt laut Brudermüller, „dass es dringend notwendig ist, hier weitere entschlossene und tiefgreifende Maßnahmen zur Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit vorzunehmen.“
Fällt dem Vorstand nichts anderes ein, als zu sparen?
Der Vorstand hat noch mehr vor: Brudermüllers Nachfolger Markus Kamieth soll ein neues Zielbild, eine neue Positionierung des Standortes Ludwigshafen erarbeiten. „Dabei werden sowohl die regulatorischen Rahmenbedingungen als auch die veränderten Marktrealitäten in Europa und Deutschland berücksichtigt“, kündigt Brudermüller an.
Das klingt nach einer Drohung, denn der Vorstandsvorsitzende beklagt sich schon seit Monaten deutlich über die schwierigen Rahmenbedingungen, vor allem die hohen Energiepreise und eine Überregulierung aus Brüssel. Das Zielbild werde ehrgeizige Profitabilitätsziele setzen. Details wird der Vorstand in der zweiten Hälfte 2024 bekanntgeben.
Was heißt das für die Zukunft des Werks?
Finanzvorstand Elvermann deutet an, um was es in der Produktion gehen könnte: weniger Basischemikalien, mehr Spezialprodukte. Künftig wird es auch schwieriger werden, große Investitionen ins Werk zu holen, weil in anderen Regionen wie den USA die Bedingungen viel attraktiver sind.
Ludwigshafen hat den ältesten Anlagenpark in der BASF, vieles dürfte dann nicht erneuert oder gar aufwendig auf einen CO2-ärmeren Betrieb umgestellt werden. Und das Werk soll künftig vor allem auf die Kundschaft in Europa, weniger auf globale Kunden ausgerichtet werden. Das klingt nach einem herben Bedeutungsverlust des stolzen Heimatwerks.
Gibt es auch positive Perspektiven?
Ja, beteuert Brudermüller: „Das Vorstandsteam wird sich weiterhin stark für den Standort Ludwigshafen engagieren. Wir wollen Ludwigshafen zum führenden CO2-armen Chemiestandort mit hoher Profitabilität und Nachhaltigkeit entwickeln.“ Das Stammwerk werde selbstverständlich das größte innerhalb der BASF bleiben.
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