Chemie

BASF will in Ludwigshafen noch mehr Stellen abbauen und weitere Anlagen schließen

Am BASF-Standort Ludwigshafen soll eine weitere Milliarde Euro eingespart werden. Das wird auch Arbeitsplätze kosten. Wie viele ist noch offen. Klar ist aber, auf das Werk kommen schwere Zeiten zu

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Bettina Eschbacher
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Auf das Werk Ludwigshafen kommen schwere Zeiten zu. © BASF

Ludwigshafen. Schlechte Nachrichten für den BASF-Standort Ludwigshafen: Der Vorstand kündigt am Freitagmorgen ein neues milliardenschweres Sparprogramm und eine Neupositionierung des Werks an. "Durch ein zusätzliches Kosteneinsparprogramm sollen die Kosten am Standort Lud­wigshafen bis Ende 2026 jährlich um eine weitere Milliarde Euro gesenkt werden", heißt es in einer Mitteilung der BASF. Das Programm werde Kosteneinsparungen sowohl in der Produktion als auch in den Bereichen außerhalb der Produktion bringen. Und im Zuge der Neupositionierung des Standorts werden laut Vorstandschef Martin Brudermüller auch noch einmal Produktionsanlagen geschlossen werden.

BASF-Vorstandschef Brudermüller: Weiterer Stellenabbau

Die Fixkosten sollen durch Effi­zienzsteigerungen in den Unternehmensstrukturen gesenkt und die Produktions­ka­pazitäten "den Markterfordernissen angepasst" werden. Außerdem strebt das Unternehmen eine deutliche Reduzierung der variablen Kosten durch die Neugestaltung von Prozessen an. Brudermüller erklärte: „Mit dem Programm wird deshalb lei­der auch ein weiterer Stellenabbau verbunden sein.“ Wie viele Stellen betroffen sind, ist noch unklar. Details würden derzeit erarbei­tet.

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Das Werk Ludwigshafen ist das Sorgenkind in der BASF-Bilanz. Dabei laufen schon seit mehr als einem Jahr massive Kostensenkungsmaßnahmen für das Werk, die mehr als eine Milliarde Euro Einsparungen bringen sollen - inklusive der Schließung mehrerer Anlagen. In der aktuellen Pressemitteilung wird das Stammwerk Ludwigshafen als das Sorgenkind des Konzerns dargestellt: "Das Ergebnis in Deutschland litt dabei unter dem deutlich negativen Ergebnis am größten Produktionsstandort Ludwigshafen." Als Gründe werden die schwache Nachfrage ebenso wie höhere Produktionskosten aufgrund strukturell höherer Energiepreise genannt. 

Dazu Brudermüller in einer Pressekonferenz am Freitagmittag: „Diese Situation zeigt zum einen, dass die BASF-Gruppe insgesamt unter weltweit schwierigen Bedingungen absolut wettbewerbsfähig und gesund ist. Zum anderen verdeutlicht das negative Ergebnis an unserem Standort Ludwigshafen, dass es dringend notwendig ist, hier weitere entschlossene Maßnahmen zur Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit vorzunehmen.“

BASF-Vorstand will Standort neu ausrichten - droht eine Schrumpfkur?

Neben den notwendigen Kostensenkungen werde BASF alles daransetzen, die Auslastung der wettbewerbsfähigen Anlagen in Ludwigshafen wieder deutlich zu erhöhen. Um hier solide Erträge zu erwirtschaften, heißt es in der Mitteilung, brauche das Unternehmen zusätzliche Deckungsbeiträge aus einer Anlagenauslastung auf Normalniveau. "Besonders die Upstream-Anlagen in den Segmenten Chemicals und Materials arbeiten derzeit am Standort Ludwigshafen mit geringen Auslastungsraten deutlich unter Normalniveau."

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Gleichzeitig wird eine längerfristige Neupositionierung des Standorts angekündigt, die wenig Gutes verheißt und vor allem nach einer Schrumpfkur klingt: "Dieses Zielbild für das Stammwerk Ludwigshafen wird in der zweiten Jahreshälfte vorge­stellt. Dabei werden sowohl die regulatorischen Rahmenbedingungen als auch die veränderten Marktrealitäten in Europa und Deutschland berücksichtigt werden."

Vorstandschef Brudermüller hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder sehr deutlich über die schwierigen Rahmenbedinungen in Europa, vor allem die hohen Energiepreise und eine Überregulierung aus Brüssel, beschwert. Und er wies dabei deutlich darauf hin, dass andere Regionen, wie die USA, für die Industrie wesentlich bessere Bedingungen bieten.

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Seit 2022 laufen schon Sparprogramme in Ludwigshafen

Im Oktober 2022 hatte BASF bereits ein großes Kosteneinsparprogramm initiiert und im Februar 2023 weitere Spar-Maßnahmen in Bereichen außerhalb der Produktion in Europa sowie zur Schließung von Produktionsanlagen am Standort Ludwigshafen begonnen. Dadurch sollen die jährlichen Kosteneinsparungen bis Ende 2026 insgesamt 1,1 Milliarden Euro erreichen. Ende 2023 ist bereits eine jährliche Ersparnis von rund 600 Millionen Euro erzielt worden. Aus diesen bereits im Oktober 2022 beziehungsweise Februar 2023 angekündigten Maßnahmen werden ab Ende 2026 weitere jährliche Kosteneinsparbeiträge von 500 Millionen Euro hinzukommen, kündigt BASF an.

Werk Ludwigshafen soll auf europäischen Markt ausgerichtet werden

Brudermüller erklärt: „Das Vorstandsteam wird sich weiterhin stark für den Standort Ludwigshafen engagieren. Wir wollen Ludwigshafen zum führenden CO2-armen Chemiestandort mit hoher Profitabilität und Nachhaltigkeit entwickeln. Wir werden Ludwigshafen auf die Belieferung des europäischen Markts ausrichten, um für unsere Kunden der Partner der Wahl zu bleiben."

Dafür sei eine konsequente und möglichst schnelle Umsetzung des Sparprogramms erforderlich. Brudermüller, der im April in Ruhestand geht, betont aber auch die größere Attraktivität anderer Länder für BASF-Investitionen: "Zugleich treiben wir unser Geschäft in den Regionen der Welt, die dynamischer wachsen und über attraktive Rahmenbedingungen für Investitionen verfügen, konsequent voran.“

"Die guten alten Zeiten werden nicht mehr zurückkommen", sagte Brudermüller allerdings in der Pressekonferenz. Der Anlagenpark im Werk Ludwigshafen sei der älteste innerhalb der BASF. Da werde man genau überlegen müssen, welche Investitionen zur Erneuerung oder zu Dekarbonisierung sich noch lohnen. Und: "Ja, es wird noch einmal Anlagenschießungen geben."

Die zusätzlichen Sparmaßnahmen seien zwar keine Überraschung, sagte Sinischa Horvat, Betriebsratsvorsitzender der BASF SE. "Aber die Höhe der angepeilten Summe ist dann doch ein harter Schlag." Er mahnte weitere Investitionen an, um das Stammwerk Ludwigshafen in eine "gute Zukunft" zu führen. Keinesfalls dürften Anlagen ersatzlos stillgelegt werden. "Fällt etwas weg, müssen dafür neue Anlagen an den Standort gebracht werden."

 

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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