Pharma

Nachfrage nach Covid-Tests sinkt: Roche macht weniger Umsatz

Covid-19 verliert allmählich seinen Schrecken. Das spürt der Pharmakonzern Roche beim Umsatz in Deutschland. Wie sich das auf die Mitarbeiterzahl in Mannheim auswirkt und wie der Plan für ein neues Gesetz aufgenommen wird

Von 
Christian Schall
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Der Mannheimer Roche-Standort aus der Luft gesehen. Durch viele Investitionen in Neubauten verändert sich das Bild des Werks derzeit ständig. © ROche

Mannheim. Covid-19 verliert allmählich seinen großen Schrecken: Die Gesellschaft lernt, mit dem Virus umzugehen und zu leben, aus der Pandemie wird zunehmend eine Endemie. Der Schweizer Gesundheitskonzern Roche spürt diese Entwicklung an seinen Geschäftszahlen. Im vergangenen Jahr ging der Gesamtumsatz in Deutschland um fast 15 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro zurück. Maßgeblich verantwortlich dafür ist eine sinkende Nachfrage nach Produkten zur Diagnose und Behandlung von Covid-19, also etwa Tests oder Medikamente. Beides hatte 2020 und 2021 zu Sondereffekten im Geschäftsbericht geführt.

Kerngeschäft wieder im Fokus

Damit rückt für das Unternehmen wieder das Kerngeschäft - die Pharma- und die Diagnostik-Sparte - in den Fokus. In der Pharma-Sparte wurde mit einem Plus von sechs Prozent ein Rekordumsatz in Höhe von zwei Milliarden Euro erzielt. Die Diagnostik-Sparte, die ihren Sitz in Mannheim sowie im bayerischen Penzberg hat, trug mit der Routinediagnostik im deutschen Markt 694 Millionen Euro zum Umsatz bei, ein Plus von fast acht Prozent. Einen Rückgang von mehr als neun Prozent gab es dagegen im Bereich Diabetes Care mit Blutzuckermessgerät-Streifen. Hier ist das Geschäftsumfeld laut Roche insgesamt „sehr herausfordernd“, die Marktführerschaft sei aber behauptet worden.

„Der gesamte Markt in Deutschland ist unter Druck“, erklärte Christian Paetzke, Geschäftsführer von Roche Diagnostics Deutschland. Herausforderungen wie wachsende Informationsmengen, Zeitdruck, weniger Personal, fehlende Vernetzung oder lückenhafte Digitalisierung wolle man in Laboren mit neuen Geräten zur Automatisation entgegentreten. Lieferengpässe habe Roche dadurch gut bewältigen können, indem man an sicheren Standorten mit guten Bedingungen produziere wie in Deutschland, USA, Japan oder der Schweiz.

250 Mitarbeiter mehr in Mannheim

Einen großen Beitrag zum Erfolg der wichtigen Diagnostik-Sparte leistet der Roche-Standort in Mannheim. Er ist nicht nur der größte in Deutschland, mit inzwischen 8650 Beschäftigen ist Roche auch größter Arbeitgeber in der Stadt. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Mitarbeiter erneut gewachsen - um 250. Ob dieser Trend so anhält, darauf wollte sich Diagnostik-Geschäftsführerin Claudia Fleischer beim Jahresmediengespräch am Dienstag nicht festlegen: „Das wäre ein Blick in die Glaskugel. Kombiniert mit Wachstum gehen wir von einer positiven Entwicklung aus.“ Bundesweit beschäftigt Roche mehr als 18 000 Menschen, 500 mehr als 2021.

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Fleischer hat die Geschäftsführung der Sparte am Jahresbeginn übernommen. Sie berichtete von gestiegenen Investitionen in die deutschen Standorte auf 675 Millionen Euro - 76 mehr als 2021. Nach Roche-Angaben summieren sich die Investitionen in den vergangenen sechs Jahren auf 3,2 Milliarden Euro.

Davon profitiert Mannheim erheblich: Auf den Standort entfallen rund 880 Millionen Euro. Etwa 160 Millionen Euro fließen in den Erweiterungsbau der Diagnostik-Produktion. Hier werden unter anderem Testlösungen und Reagenzien für Großlabore hergestellt. Für rund 90 Millionen Euro wird ein neues Distributionszentrum für Europa gebaut, das Mitte nächsten Jahres in Betrieb gehen soll. 26 Millionen Euro investiert das Unternehmen in den Neubau der Werksfeuerwehr.

"Leitindustrie auf dem Spiel"

Eine weitere Großinvestition kündigte Fleischer am Dienstag an, allerdings für den Standort Penzberg: Dort soll für 600 Millionen Euro bis 2027 ein neues Diagnostik-Produktionszentrum gebaut werden. Fleischer betonte: „Investitionsentscheidungen sind langfristige, strategische Unternehmensentscheidungen. Sie bedürfen deshalb Planungssicherheit, Verlässlichkeit und der richtigen Rahmenbedingungen.“ Man betrachte die Entwicklung der Rahmenbedingungen und der Gesundheitspolitik in Deutschland „mit großer Sorge“.

Mit dem geplanten Finanzstabilisierungsgesetz für die gesetzlichen Krankenkassen, mit dem unter anderem Arzneimittelpreise neu reguliert werden sollen, werde eine Leitindustrie aufs Spiel gesetzt. „Das Gesetz ist verdammt schlecht gemacht“, kritisierte Hagen Pfundner, Vorstand der Roche Pharma AG. Künftige Investitionen des Konzerns in Deutschland kämen wegen des Gesetzes auf den Prüfstand.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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