Fußball

Warum der SV Waldhof trotz des Freiburg-Fiaskos weiter an die Rettung glaubt

Nach der bitteren 0:1-Niederlage in Freiburg liegt der SV Waldhof mental am Boden. Aber Trainer Antwerpen und Kapitän Seegert sind überzeugt, dass der Abstieg noch abgewendet werden kann

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Alexander Müller
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Viele Chancen, kein Ertrag: Der Waldhöfer Jalen Hawkins liegt nach der 0:1-Niederlage beim SC Freiburg II enttäuscht auf dem Rasen des Dreisamstadions. © Michael Ruffler

Freiburg. Die Waldhof-Fans brüllten ihre Verzweiflung hinaus in die abkühlende Freiburger Nacht. „Wir sind Mannheimer – und ihr nicht“, skandierten die 800 mitgereisten SVW-Anhänger am Sonntagabend, als die Spieler nach der 0:1 (0:1)-Niederlage im richtungsweisenden Krisengipfel bei Schlusslicht SC Freiburg II vor die Gästekurve traten. Eine Stimmung, irgendwo zwischen Wut und totaler Resignation. Das Schreckensszenario Regionalliga wird immer realistischer.

Auf Marcel Seegert trifft der Schmähruf der eigenen Fans definitiv nicht zu – er ist gebürtiger Mannheimer. Der Kapitän mit dem großen Waldhof-Herzen trotzte in Freiburg den Schmerzen und hielt trotz eines Rippenanbruchs über 90 Minuten durch. Die sich zuspitzende Krise seines Vereins bereitet Seegert mindestens genauso viele Qualen wie die unangenehme Blessur. „Du kannst nicht mehr für einen Auswärtssieg machen, du musst heute gewinnen, fertig. Da steht man wieder mit leeren Händen da und ist absolut frustriert“, sagte der 29-Jährige.

Kommentar Nach dem 0:1 in Freiburg: Der SV Waldhof ist dem Untergang geweiht

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Doch während Freiburg II eine seiner wenigen Gelegenheiten nach einem Freistoß zum 1:0 durch Maximilian Breunig nutzte (10.), mangelte es den Mannheimern im gegnerischen Strafraum an der nötigen Effizienz, Entschlossenheit und Präzision. „Natürlich müssen wir uns den Vorwurf gefallen lassen, dass wir unsere Torchancen nicht genutzt haben. Das war unser Kernproblem“, resümierte Trainer Marco Antwerpen. Die Statistiken zeichneten ein klares Bild der einseitigen Partie im Dreisamstadion. 16:4 Torschüsse, 13:1 Ecken und 67 Prozent Ballbesitz für Mannheim. Auf der Anzeigetafel stand aber ein 1:0-Sieg für Freiburg.

Einem Gegner, der zuvor noch kein Heimspiel gewonnen hatte und nach den Eindrücken von Sonntag auch kein weiteres mehr gewinnen wird. Freiburgs Trainer Thomas Stamm plagte deshalb wohl auch ein bisschen ein schlechtes Gewissen, als der glückliche Sieger auf der Pressekonferenz aufmunternde Worte an Kollege Antwerpen richtete. „Wenn ihr so spielt wie heute, werdet ihr eure Punkte einfahren“, sagte der Schweizer.

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Trotz bei Antwerpen

Mit dem Punkteholen hat es unter Antwerpen bisher aber überhaupt nicht geklappt. Vier Spiele, ein Remis, drei Niederlagen. Aus eigener Kraft kann der SV Waldhof den Klassenerhalt bei vier Punkten Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz mit dem Halleschen FC in den verbleibenden elf Partien nicht mehr erreichen. In die Enttäuschung über den nächsten ganz bitteren Nackenschlag im Abstiegskampf mischte sich bei Antwerpen in Freiburg dennoch eine trotzige „Jetzt-erst-recht“-Haltung. „Ich bin hier relativ kurz und nicht so erfolgreich, wie ich mir das selbst vorstelle. Aber wenn wir diese Leistung konservieren, kommen wir auch da unten raus. Vier Punkte Rückstand kannst du aufholen, das ist kein Problem“, erklärte der 52-Jährige. Aufgeben sei keine Option. „Nur so geht der Weg, nicht anders. Kein Zentimeter in eine andere Richtung. Wer mich kennt, der weiß auch, dass wir diesen Weg weitergehen werden“, postulierte Antwerpen.

Der unerschütterliche Optimismus des bisher erfolglosen Retters auf der Trainerbank stand im krassen Gegensatz zur Weltuntergangsstimmung bei den Spielern. Reden wollte beim Gang in die Kabine kaum jemand, neben Seegert versuchte nur Baxter Bahn, den tiefsitzenden Frust in Worte zu fassen. „Es ist eine beschissene Situation ohne Ende, deprimierend“, meinte der gebürtige Hamburger, mit einer dicken Schramme auf der Schläfe vom Spiel gezeichnet. Bahns leise vorgetragene Worte klangen schon gewaltig nach Durchhalteparolen. „Es sind noch elf Spiele. Wir sind nur vier Punkte hinten dran. Es ist noch alles drin“, sagte der Mittelfeld-Mann.

Allerdings müssten die Mannheimer in den verbleibenden elf Partien wahrscheinlich genauso viele Siege einfahren wie in den 27 Spielen davor, nämlich sechs. Wie realistisch eine solche Quote nach vier Punkten aus sieben Begegnungen im Jahr 2024 ist, kann sich jeder selbst ausrechnen. Nicht besonders.

In den Fan-Foren im Internet gibt es kaum noch einen Waldhof-Anhänger, der an die Rettung glaubt. Doch auch wenn es unter dem Eindruck des Freiburg-Fiaskos schwerfallen mag: Für einen Abgesang auf den SVW ist es noch zu früh.

Am Samstag (14 Uhr) kommt Tabellenführer Jahn Regensburg – zuletzt zweimal in Folge sieglos – ins Carl-Benz-Stadion. Vielleicht hilft dem Waldhof die Außenseiter-Rolle und eine befreite „Wir-haben-nichts-mehr-zu-verlieren“-Einstellung, um zumindest mal wieder ein Lebenszeichen zu senden. Seegert ist überzeugt, dass noch alles möglich ist. „Uns sollte keiner abschreiben“, sagte der Kapitän in Freiburg.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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