Mannheim. Ja, da sei er einfach zu faul für, sagt Kennedy Okpala. Dass auf seinem Instagram-Profil seit Gründung im April 2022 kein einziger Post aufgetaucht ist, führt der junge Mann ganz selbstkritisch auf eigenes Versagen zurück. „Ich habe mir schon vorgenommen, da ein bisschen Leben reinzubringen“, trotzdem will der 20-Jährige nicht zu viel versprechen. Dafür kennt er sich dann trotz seines jungen Alters schon zu gut.
Die Motive wären allemal vorhanden. In den vergangenen rund eineinhalb Jahren hat der gebürtige Südpfälzer einen rasanten Aufstieg beim SV Waldhof Mannheim hingelegt. Mit zwölf Toren in mittlerweile 64 Drittliga-Einsätzen gehört Okpala zu den wichtigsten Offensivkräften. Sein bislang mit Abstand wichtigster Treffer hat ihn nachhaltig in die Herzen der Waldhof-Fans getragen.
Okpalas goldenes Tor mit ikonischem Charakter
Mit seinem goldenen Tor zum 1:0 gegen Dynamo Dresden im letzten Heimspiel der vergangenen Saison rettete Okpala seinen Club vor dem Abstieg und wurde dafür von den SVW-Fans kurzerhand in den Heldenstand befördert. „Das Tor hat auf jeden Fall etwas mit mir gemacht. Auch schon die beiden Tore davor gegen Cottbus. Diesen Schwung konnte ich mitnehmen in die neue Saison“, sagt der reflektierte junge Mann, dessen Dresden-Treffer ob seiner Bedeutung und gleichzeitigen brachialen Schönheit unter SVW-Fans den Stellenwert einer Ikone genießt.
Kennedy Okpala
Geboren wurde Kennedy Onyedika Okpala am 17. Dezember 2004 in Neustadt an der Weinstraße .
Er besuchte kein Nachwuchsleistungszentrum oder wechselte früh zu einem renommierten Club, sondern machte seine fußballerische Ausbildung komplett bei den Amateurvereinen TSV Königsbach und VfL Neustadt/Weinstraße.
Sein ganz eigener Weg führte ihn 2023 zum SV Waldhof Mannheim , wo er seinen ersten Profivertrag unterschrieb und diesen 2024 nach starken Leistungen direkt nachbesserte.
In der Vorbereitung auf die aktuelle Saison signierte Okpala von Fans gebastelte Autogrammkarten, darauf selbstgezeichnet der Moment, in dem der Ball im Dresdner Kasten einschlägt. Das Tor wirkt auch deshalb so ikonisch, weil es für den Vollblutfußballer absolut charakteristisch ist. Der 1,85 Meter große, kompakt gebaute Stürmer liebt es, in den Halbräumen der gegnerischen Abwehr mit Ball am Fuß sein Tempo auszuspielen. Wenn er dann die Chance zum Abschluss sieht: Ab dafür!
Okpala legt rasante Entwicklung auf der Basis harter Arbeit hin
Dass er in dieser Saison mit je drei Toren und Vorlagen die Ausbeute der vergangenen beiden Spielzeiten bereits erreicht hat – und das nach gerade einmal elf Spieltagen – sagt viel über die Entwicklung Okpalas. Grundlage dafür ist harte Arbeit, wie der junge Mann mit deutschen und nigerianischen Wurzeln glaubhaft betont.
Ich bin Fußballer durch und durch. Ich gucke so viel Fußball, wie es irgendwie geht.
Neben Fußball gäbe es praktisch keine Hobbys: „Ich bin Fußballer durch und durch. Ich gucke so viel Fußball, wie es irgendwie geht. Am liebsten Bundesliga, Zweite Liga, aber auch die Premier League. Wenn da nichts kommt und ich nicht selbst auf dem Platz stehe, gucke ich meinen Kumpels beim Kicken zu“ – egal ob in der Kreis- oder in der Landesliga.
Kennedy Okpala lebt seinen Glauben aktiv
Kennedy Okpala trifft man mit größerer Wahrscheinlichkeit auf einem Amateurfußballplatz als in einem Club oder einem Szene-Restaurant. Neben Fußball ist es die Familie und der Glaube, die in seinem Leben den mit Abstand größten Raum einnehmen. „Ohne das wäre ich sicher nicht dahin gekommen, wo ich heute bin“, sagt Okpala, der seinen Glauben aktiv lebt und regelmäßig am Gottesdienst teilnimmt.
Eine der wenigen Informationen auf seinem schmalen Instagram-Account ist ein Bibelvers. „Das habe ich früh von meinen Eltern beigebracht bekommen. Ich bin sehr, sehr gläubig und halte jeden Tag daran fest. Viele Hürden in meinem Leben hätte ich sonst nicht genommen, davon bin ich überzeugt. Deshalb auch der Bibelvers, der besagt: ,die Kraft kommt nicht durch mich, sondern durch den Herrn.‘“
An spielfreien Sonntagen ist Okpala in der Kirche zu finden. Vor jedem Training, vor jedem Spiel liest er in der Bibel. Weil ihm diese genauso heilig ist wie alte Freunde und Familie, schrubbt er Kilometer auf der Autobahn. Seit seinem Wechsel aus Neustadt an der Weinstraße nach Mannheim im Sommer 2023 pendelt er zwischen Wohnort und Arbeitsplatz.
Knapp 40 Minuten sind das hin, knapp 40 Minuten wieder zurück. „Wenn man sich die Mietpreise in Mannheim anschaut, war das sicher nicht die schlechteste Entscheidung“, spricht die ökonomische Vernunft aus dem Familienmenschen, der so auch seine wichtigsten Beziehungen optimal pflegen kann.
Das nächste Etappenziel: spielerische Reife
Wohin es sportlich noch gehen kann? „Ich bin ganz sicher noch nicht am Ende meiner Entwicklung und kann mich in vielen Bereichen steigern“, sagt Okpala. In Aue, als er gleich vier hochkarätige Chancen liegenließ, zeigte sich das Steigerungspotenzial besonders eklatant. Da wollte es Okpala, der manchmal etwas Ungestüme, unbedingt erzwingen – und verlor darüber den absoluten Fokus.
Die spielerische Reife, die ihm in diesen Szenen abging, wird sich der 20-Jährige erarbeiten – sofern er weiter so hart an sich arbeitet wie bisher. Dann gibt es demnächst vielleicht auch Jubelbilder unter kennedy.okp auf Instagram.
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