Mannheim. Nun also doch Sebastian Hinze – aber eben erst ab 2022. Was diese Redaktion schon mehrfach exklusiv berichtet hatte, machten die Rhein-Neckar Löwen am Freitag offiziell: Der aktuelle Trainer des Liga-Konkurrenten Bergischer HC übernimmt künftig den zweifachen deutschen Meister, wird seinen Job aber erst in der übernächsten Saison antreten, weil er bis dahin beim BHC im Wort steht. Als Übergangslösung wird am 1. Juli Klaus Gärtner, der bisherige Co-Trainer des scheidenden Martin Schwalb, in die erste Reihe treten. Aufgrund der wirtschaftlichen Lage vor dem Hintergrund der Pandemie-bedingten Einnahmeverluste war es für die Löwen keine Option, Hinze gegen eine Ablöse früher nach Mannheim zu locken, zudem hat der 41-Jährige bei den Bergischen Löwen eine Ära geprägt und will sich dort ohne Irritationen verabschieden.
Sebastian Hinze
- Sebastian Hinze wurde am 26. April 1979 in Wuppertal geboren.
- Hinze spielte zunächst bei der TG Cronenberg, dem LTV Wuppertal und der SG Solingen. Ab 2006 lief der Kreisläufer für den durch die Fusion des LTV Wuppertal mit der SG Solingen entstandenen Zweitligisten Bergischer HC auf, mit dem ihm 2011 zum Ende seiner Spielerlaufbahn der Aufstieg in die 1. Liga gelang.
- Ab 2010 übernahm Hinze die Jugendkoordination beim BHC, im Mai 2012 folgte er als Cheftrainer auf Hans-Dieter Schmitz.
In dieser Konstellation klingt viel nach einer eher ungeliebten Überbrückungsaktion, doch Geschäftsführerin Jennifer Kettemann unterstrich eher die Gesamtvision, die der badische Handball-Bundesligist mit der personellen Weichenstellung verfolgen möchte. „Sebastian Hinze steht vollends für die Idee, die wir künftig verfolgen wollen“, betonte die Löwen-Managerin im Gespräch mit dieser Redaktion.
Junge Spieler entwickeln
Den BHC-Coach nach Mannheim zu holen, hatte demnach absoluten Vorrang, gleichzeitig betrachtet Kettemann den bisherigen Co-Trainer Gärtner nicht als Lückenfüller oder Platzhalter. „Wir sind auch intern so kompetent aufgestellt, dass wir den Umbruch ab sofort meistern können“, hat Kettemann Vertrauen in Gärtners Fähigkeiten. Sie umriss die Vision von den künftigen Rhein-Neckar Löwen. „Die Idee ist, wieder ganz oben angreifen zu können, gleichzeitig aber junge Spieler weiterzuentwickeln. Da können wir sicher noch besser werden“, räumte die Löwen-Geschäftsführerin ein, die auch das Thema strategische Kader-Planung auf der To-do-Liste hat. Auch hier gab es zuletzt ordentlich Luft nach oben, wie die vergangenen Spielzeiten gezeigt haben.
Was das alles für die Zielsetzung der Saison 2021/22, bedeutet, die sicherlich nicht nur als Übergangsjahr geplant ist, scheint noch offen. „Das müssen wir intern erst noch formulieren. Da bitte ich noch um etwas Zeit“, wollte Kettemann nicht vorgreifen, die internationalen Plätze sollten allerdings immer das Ziel des Pokalsiegers von 2018 sein. Das wird auch Gärtner wissen, der nun den Spagat des Umbruchs auf hohem Niveau meistern soll und nach seinem zweijährigen Ausflug als Cheftrainer zum österreichischen Erstligisten ALPLA HC Hard eigentlich im vergangenen Sommer zu den Löwen zurückkehrte, um dort wieder in der zweiten Reihe arbeiten zu können. Doch mit dem ruhigen Wirken im Hintergrund wird es bald vorbei sein. Dabei dürfte Gärtner schnell in den Fokus rücken und hat mit Blick auf seinen aktuellen Chef Martin Schwalb zudem ziemlich große Fußstapfen vor sich.
„Ein absoluter Fachmann“
„Die Nachfolge von Trainer Martin Schwalb anzutreten, ist eine große Herausforderung und Ehre für mich. Ich bedanke mich bei den Verantwortlichen für das in mich gesetzte Vertrauen“, ließ sich Gärtner in einer Mitteilung der Löwen zitieren. Beim Amtsantritt von Sebastian Hinze im Sommer 2022 soll der 45-Jährige dann wieder als Co-Trainer mit einem klaren Aufgabenprofil bei den Rhein-Neckar Löwen weiterarbeiten.
Keine Bedenken, dass Gärtner den Job meistern kann, hat Sportchef Oliver Roggisch. „Klaus ist ein absoluter Handballfachmann, zudem kennt niemand unsere Mannschaft sowie den Club besser als er. Außerdem hat er den großen Vorteil, dass er bereits in der laufenden Saison Schritt für Schritt in seine neue Rolle als Cheftrainer wachsen kann und wird“, begründete der Ex-Löwen-Profi die Wahl für das Übergangsjahr, auf dem dann „Wunschlösung“ Hinze aufbauen soll.
„Mit Sebastian Hinze sehen wir uns langfristig auf der Trainerposition erstklassig besetzt. Die beeindruckende Entwicklung beim Bergischen HC in den letzten Jahren ist nicht zuletzt seine Handschrift und wir freuen uns, dass es uns gelungen ist, ihn von den Rhein-Neckar Löwen zu überzeugen“, verweist Geschäftsführerin Kettemann auf die Aufbauarbeit Hinzes, der es mit dem BHC 2013 in die 1. Liga schaffte und den Club nach dem zwischenzeitlichen Abstieg 2017 inzwischen in der ersten Tabellenhälfte der Bundesliga etabliert hat. Hinze selbst wollte seinen Wechsel in die Kurpfalz nicht kommentieren: „Während der kommenden 15 Monate bin ich Trainer des Bergischen HC und äußere ich mich daher nur zu Fragen rund um meinen aktuellen Arbeitgeber.“
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